Vor einiger Zeit hatte ich eine – wie ich fand – tolle Idee: ich wollte rund ums Haus ein paar Hühner halten. Leider haben die Vermieter nicht mitgespielt und so wurde es erst mal nichts mit eigenen Frühstückseiern. Deanna Caswell und Daisy Siskin haben sich erst mal von niemandem abschrecken lassen und halten in ihren Vorstadtgärten nicht nur gackerndes Federvier sondern auch meckernde Ziegen, sogar Bienen und vor allem: sie versorgen sich mit selbst angebautem, frischem Obst und Gemüse.
Urban Gardening ist nicht nur trendy, sondern macht auch riesigen Spaß. Jeder, der nur ein bisschen Kresse in der Küche zieht, weiß das. Zudem sind Eigenerzeugnisse um einiges günstiger als gekaufte Lebensmittel, sie schmecken unvergleichlich und sind meist unbelasteter als Ware aus dem Supermarkt. Es gibt also genug gute Gründe, auch in Städten und Vorstädten zum unabhängigen Selbstversorger zu werden. Wer für den Anfang ein paar gute Tipps braucht: im Buch “Der kleine Selbstversorger” erzählen Deanna Caswell und Daisy Siskin von ihren Erfahrungen. Von Erfolgen genau so wie von ihren Anfängerfehlern, aus denen sie gelernt haben und die ihre Leser nicht mehr machen müssen. Witzig sind die beiden Autorinnen auch noch, was das Buch zum reinen Vergnügen macht. Zwar leben Deanna Caswell und Daisy Siskin in den USA, doch Grundlegendes ist bei uns genauso. Wo nicht, wurden die Passagen im Buch auf europäische Verhältnisse angepasst.
Zugegeben: für Hühner und Ziegen braucht es etwas Platz, doch selbst gezogenes Gemüse gedeiht in jedem Standard-Hochbeet und braucht also keinen Riesengarten. Kaum hat man ein bisschen Dreck unter den Fingern oder streicht sich selbst gemachte Marmelade aufs Brot, ist es zu spüren, das gute Gefühl “von Selbstbestimmung und Erwachsensein, wenn Sie etwas mit ganz wenigen Zutaten herstellen, von dem Sie bisher immer geglaubt haben, dass es im Laden gezüchtet wird”. So beschreibt eine der Autorinnen den unbezahlbaren Gewinn, den sie aus ihrem unabhängigen Vorstadtleben zieht. Und wer regelmäßig im Garten arbeitet, spart sich auf jeden Fall die Gebühren fürs Fitness-Studio.
Wie Vorstadt, Hochbeet, Hühnerfärmchen, Bienenstock und Ziegen im Garten gut zusammen gehen können, wird in elf Kapiteln erfrischend einfach und humorvoll erklärt. Ganz egal, obs darum geht, wie man einen 1A-Kompost zaubert, welche Gemüsesorten sich im Kübel ernten lassen, welche Pflanzen auch Anfänger zu glücklichen Gärtnern machen oder wie man man erfolgreich Schädlinge bekämpft: ich hab beim Lesen sofort Lust bekommen, ein paar Tipps umzusetzen.
Die Kapitel über Hühner- und Ziegenhaltung sind bei mir im Moment zwar nicht aktuell, haben mich aber trotzdem gut informiert und gut unterhalten – der Plan, irgendwann eigene Hühner zu halten, steht auf jedem Fall immer noch auf irgendeinem Zettel.
Sehr spannend wurde es für mich dann wieder mit Kapitel 6, in dem es ans Eingemachte geht, nämlich an die Bestückung der Speisekammer mit leckeren Eigenerzeugnissen wie Gewürzmischungen, Senf, Essig, Öle, Likörchen oder Marmeladen. Weiter gehts mit Kapitel 7, in dem Rezepte für Hautpflegeprodukte zu finden sind. Deo, Zahnpasta, Shampoo, Duschgel und Seife, Peeling, Lippenstift und Hautbalsam…lässt sich alles selber machen. Und prima verschenken. Das Kapitel über unschädliche Reinigungsmittel und wie man sie herstellt, weitere Geschenkideen sowie Tipps für Tauschringe und dafür, wie man Nachbarn zu Freunden macht, runden die praktische Neuerscheinung ab. Ja es stimmt: Dreck macht glücklich!
Deanna Caswell, Diana Siskin “Der kleine Selbstversorger. Urban Gardening – Gärtnern und Survival auf kleinstem Raum für ein unabhängiges Leben in der Vorstadt”, 280 Seiten, Softcover mit Leseband, 19 Euro 80, Unimedica im Narayana Verlag