Der kleine Feuerwehrmann

Der kleine Feuerwehrmann

David ärgerte sich über seine Mama. Unruhig drehte er sich im Bett hin und her. Er konnte einfach nicht einschlafen! Warum hatte Mama nicht erlaubt, dass er seinen abendlichen Rundgang durchs Haus machte?

„Es ist schon spät, David“, hatte sie gesagt. „Zieh jetzt bitte die Feuerwehruniform aus. Morgen Früh kannst du sie wieder anziehen und den ganzen Tag Feuerwehrmann spielen. Nun ist es aber wirklich Zeit zum Schlafen.“

Wie aber sollte David ruhig schlafen, wenn er nicht noch einmal durch die Zimmer gegangen war? Ein guter Feuerwehrmann legte sich erst schlafen, wenn alles in Ordnung war. Und in diesem Haus wusste man das nie!

Ein paar Mal schon hatte Sina, die Haushaltshilfe, vergessen das Bügeleisen auszumachen. Gott sei Dank war der kleine Feuerwehrmann gerade im Einsatz gewesen! Schnell hatte er den Stecker aus der Dose gezogen. Und letzte Woche hatte Sina den Herd angelassen. Die restliche Suppe im Topf war verdampft und es  hatte plötzlich geraucht und gestunken. Wieder war der kleine Feuerwehrmann im Einsatz gewesen. Er hatte den Rauch gesehen und den Knopf am Herd auf null gestellt.

Leise stieg David aus dem Bett. Er tappte zum Stuhl, auf dem seine Feuerwehrweste lag. Rasch zog er sie über den Schlafanzug und klemmte Taschenlampe und Walkie-Talkie in die Halteschlaufen. Dann zog er den Helm über den Kopf und schnappte sich den Löscheimer. Vorsichtig öffnete er die Tür. Mama und Papa konnte er unten im Wohnzimmer reden hören. Das war gut, denn so bemerkten sie ihn nicht. Auf leisen Sohlen schlich David über den Flur. Im Kinderbad füllte er den Löscheimer mit Wasser. Wenn man im Einsatz war, musste man alles Nötige beisammen haben.

Nun war David natürlich nicht mehr David. Jetzt war er ein richtiger Feuerwehrmann! Ein Feuerwehrmann, der zuverlässig seinen Dienst tat. Mit ernster Miene stieg er die Treppen hoch. Oben unter dem Dach waren das Elternbad und das Schlafzimmer. In beide Räume warf er einen prüfenden Blick. Doch hier schien alles in Ordnung zu sein. Der kleine Feuerwehrmann machte kehrt und tappte wieder in den ersten Stock. Hier nahm er sich das Gästezimmer vor. Aber darin entdeckte er nichts Bedenkliches. Auch im Arbeitszimmer fiel ihm nichts auf.  Zuletzt kam das Zimmer vom großen Bruder dran. Normalerweise würde Sebastian schimpfen, wenn der kleine Feuerwehrmann hereinplatzte. Doch heute konnte das nicht passieren. Sebastian hatte am Nachmittag mit acht Freunden seinen zehnten Geburtstag gefeiert. Am Abend hatte er zu Felix gedurft. Dort würde er übernachten.

Der kleine Feuerwehrmann öffnete die Zimmertür. Augenblicklich war er in Alarmbereitschaft: Auf Sebastians Schreibtisch stand eine große Kerze. Das war sein Lebenslicht. Und es brannte! Sebastian hatte die Kerze in sein Zimmer genommen und vergessen auszupusten. Das Fenster dahinter stand auf Kipp. Ein Windzug kam durch den Spalt und blähte die Gardine. Der Stoff berührte die Kerzenflamme und begann zu qualmen.

„Wasser marsch!“, rief der kleine Feuerwehrmann. Er stürzte zum Schreibtisch und hob den Löscheimer. Dann goss er die Ladung Wasser über Kerze und Vorhang.

Sofort standen Mama und Papa in der Tür. Sie hatten den Ruf des Feuerwehrmanns gehört. Nein, sie schimpften keineswegs! Weder über seinen Einsatz, noch, dass Schreibtisch und Boden nass waren. Sie waren unendlich froh! Der kleine Feuerwehrmann hatte das Haus vor einem großen Brand bewahrt.

„Wie gut, dass du noch einmal herumgegangen bist“, sagten sie. „Es wäre schön, wenn du es immer machen würdest. Jeden Abend, bevor du ins Bett gehst.“

Na, das hörte sich doch prima an!

Nun zog der kleine Feuerwehrmann die Weste aus und nahm den Helm ab. Nach diesem Einsatz war er tüchtig müde. Er kroch unter die warme Decke und schlief zufrieden ein.


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