Pepper Theater
KLICK
Martin Petschan inszenierte “Der Kirschgarten” nach Anton Tschechow am Pepper Theater München.
Der Raum ist eine Wucht und die bequemen Kinosessel laden zum chillen ein.
Die Bühne, voll mit Kartons und zugedeckten Möbel, weisen auf eine nicht ganz glückliche Familiensituation hin. Petschan inszeniert modern, aber trotzdem so dass es jeder versteht.
Das Bühnenbild ist Antinaturalistisch, dass Schauspielen umso naturalistischer. Hier wird eine Geschichte erzählt, die auch wirklich erzählt wird. Durch viele kleine kluge Inszenierungseinfälle, wird die Geschichte aufgebrochen. Wie zum Beispiel, dass zudecken der Menschen mit Folie auf den alten Möbeln. Die Bewohner werden zugedeckt wie Möbel. Sie sind alt und staubig, genauso wie ihre Ansichten. Alle, auch die Kinder, leben in der Vorstellung des alten Luxuslebens, welches nicht mehr existiert.
Ein Puppenhaus steht kommentarlos auf der Bühne. Der einzige Gegenstand, der eigentlich kein Gebrauchsgegenstand ist. Vielleicht symbolisiert es die vergangene Kindheit oder er ist nur Zierde auf der Bühne. Man weiß es nicht. Oder auch der Kirschgarten der ein Karton ist, auf dem “Der Kirschgarten” steht, die Kirschen sind Styroporkugeln in denen die Mutter verzweifelt rumwühlt um das letzte Stück Erinnerung an ihren Sohn festzuhalten.
Die erste Hälfte des Stückes ist etwas fad. Man hat das Gefühl, dass auch die Schauspieler erst einmal reinkommen müssen. In der zweiten Hälfte wird es dafür umso spannender. Die Möbel sind verschwunden und nur noch die Kisten mit den Aufschriften “Stuhl” “Tisch” usw. stehen auf der Bühne. Das Spiel wird naturalistischer und die Bühne abstrakter. Eine schöne Mischung, wie ich finde.
Überhaupt sind alle Schauspieler sehr gut. Am besten hat mir die Mutter, Iris-Ische Böhning, gefallen. Die ganze Zeit sieht es so aus, als ob sie nicht in der Realität wandelt, sondern in ihren Erinnerungen und Träumen gefangen ist, doch ab und zu lässt sie Vorscheinen, dass sie ganz genau mitbekommt was da vor sich geht. Dann wechselt sie zu einer harten, kalten Stimme die man vorher nicht erwartet hätte.
Marco Gonzales überzeugt hier als sorgloser Onkel, mal eine ganz andere Rolle, die er aber trotzdem nicht weniger gut spielt.
Die beste Idee des Abends war die Doppelbesetzung. Lopachim und Trofimow wurden von ein und demselben Schauspieler, Julian Monatzeder, gespielt, was eine bizarre Verwicklung der Handlung mit sich führte, die aber durchaus sehr interessant anzuschauen war. Beide Rollen spielte er vorzüglich und ich dachte am Anfang wirklich es wären zwei verschiedene Schauspieler.
Alles in allem war es eine gelungene Inszenierung, die hoffentlich noch mal irgendwo zu sehen sein wird!