Der kindliche Wunsch geliked zu werden

Ich mag Facebook. Wirklich. This is not another Facebook bashing article! Aber ich habe das Gefühl, dass Facebook bei vielen das innere Kind hervorlockt. Nicht das süße Kind, sondern das nervige. Das Kind, das auf dem Autorücksitz zum zehnten Mal fragt "Sind wir bald da?". Das Kind, das hinfällt, sich umschaut und erst, wenn es sich lohnt, anfängt zu schreien. Das Kind, das absichtlich sein Glas Milch umwirft, um auf sich aufmerksam zu machen. Denn genau darum geht es auch bei Facebook: Aufmerksamkeit.
Und um die zu bekommen, braucht man nicht mal ein Glas Milch umschmeißen. Ein Post wie "Frische Milch vom Bauernhof. Selbst gemolken. Hmmm lecker." reicht und man kriegt im Handumdrehen 5 Likes und 2 Kommentare. Kinderleicht! Die Feststellung "Es schneit. Es schneit" brachte einer Freundin am Wochenende sogar 7 Daumen und 3 Antworten. Auch beliebt: Das selbst gekochte Essen fotografieren, hochladen und auf den multiplen digitalen Applaus der Fangemeinde warten.
Was ist da los? Haben wir irgendeine kindliche Phase nicht überwunden? Warum lechzen wir so nach Anerkennung? Wenn ich als Kind solche Anwandlungen hatte, wurde ich von meinen Eltern ignoriert. Eine legitime und zielführende Erziehungsmethode, wie ich finde. Doch Facebook scheint diese gute Kinderstube wieder zunichte zu machen. Indem es einen für jede noch so banale Äußerung belohnt. Das macht nicht nur süchtig, sondern bekloppt. Deshalb reagiere ich auch nicht mehr auf Posts wie "Habe mir eben Lebkuchen gekauft *schäm*". Sicher, damit werde ich niemanden erziehen. Will ich auch nicht. Es ist ja auch schön, am Leben seiner Freunde teilhaben zu können. Nur eben nicht bis ins kleinste triviale Detail. Denn was für mich interessant ist (z.B. was ich heute Abend esse), muss es für andere noch lange nicht sein. Und ein voller Magen ist für mich Belohnung genug.

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