Der Kaufmann und der Papagei - heiteres Gedicht

Der Kaufmann und der Papagei - heiteres Gedicht

Ein Kaufmann einen Papagei besaß,

in Sang und Rede wohl erfahren.

Der saß als Wächter an des Ladens Pforte

und sprach zu jedem Kunden kluge Worte.

Der Menschenkinder Sprache kannte er,

doch auch seinesgleichen Weisen verstand er.

Vom Laden ging nach Haus einst sein Gebieter

und ließ den Papagei zurück als Hüter.

Ein Kätzlein plötzlich in den Laden sprang,

um eine Maus zu fangen; todesbang,

flatterte hin und her der Papagei

und stieß ein Glas mit Rosenöl entzwei.

Von seinem Hause kam der Kaufmann wieder

und setzte sorglos sich im Laden nieder.

Da sah er Rosenöl all überall,

im Zorn schlug er das Haupt des Vogels kahl.

Die Zeit verstrich, der Vogel sprach nicht mehr.

Da kam die Reu', der Kaufmann seufzte schwer.

Wär' mir, da auf den Redner

ich den bösen Schlag geführt,

doch lahm die Hand gewesen!

"Wohl gab er frommen Bettlern reiche Spende,

auf dass sein Tier die Sprache wiederfände; umsonst!

Als er am vierten Morgen klagend,

in tausend Sorgen, was zu machen sei,

dass wieder reden mög' sein Papagei,

ließ sich mit bloßem Haupt ein Gelehrter blicken,

den Schädel glatt wie eines Beckens Rücken.

Da fing der Vogel gleich zu reden an

und rief dem Weisen zu: "Sag lieber Mann,

wie wurdest Kahlkopf du zum Kahlen? Sprich!

Vergossest du vielleicht auch Öl wie ich?"

Man lachte des Vergleichs,

der Vogel auf den Weisen übertrage.


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