Der Kantönligeist gibt sich (fast) geschlagen

Damit hat er wohl nicht gerechnet, der Kantönligeist. Er, der in diesem Land schon in so manchen Kampf gegen den gesunden Menschenverstand als Sieger hervorgegangen ist, muss sich für einmal geschlagen geben. 

Wie vergnügt wäre er gewesen, wenn unser Kind nach den Sommerferien nicht in der Nähe, sondern viel weiter weg, dafür im „richtigen“ Kanton die Schule besuchen müsste. Wie hätte er sich gefreut, wenn „Meiner“ und ich an langen Abenden böse Briefe und seitenlange Anträge hätten verfassen müssen, um beim zuständigen Amt gegen den Entscheid zu protestieren. Wie stolz wäre er gewesen, wenn der Alltag einer weiteren Familie seinetwegen zu einem schier unerträglichen Hürdenlauf geworden wäre.

Tja, und nun sass er frustriert in der Ecke, starrte betrübt auf den Brief, der den Sieg des  gesunden Menschenverstandes schwarz auf weiss bestätigt, und verstand die Welt nicht mehr. „Hat denn heutzutage keiner mehr Achtung vor einer Kantonsgrenze?“, fragte er eins ums andere Mal und schluchzte laut. „Einen kleinen Sieg hast du ja trotzdem errungen“, sagte ich tröstend, weil er mir trotz meiner Freude doch irgendwie leid tat. „Immerhin haben bald schon zwei Vendittis andere Schulferien als der Rest der Familie. Das gibt ganz neue Herausforderungen bei der Ferienplanung.“ 

Da breitete sich ein fast schon diabolisches Lächeln auf dem traurigen Gesicht des Kantönligeistes aus. „So schnell lasse ich mich eben doch nicht kleinkriegen“, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. 

Der Kantönligeist gibt sich (fast) geschlagen


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