Der Kaiser trägt nur edelsten Zwirn

Von Pascalw @pwiederkehr

Dort ist die Tür: Der Kaiser (r.) entlässt seinen Weber, weil der lieber Guetzli isst, statt zu arbeiten. Foto: Pascal Wiederkehr

" data-orig-size="5287,3605" aperture="aperture" />Dort ist die Tür: Der Kaiser (r.) entlässt seinen Weber, weil der lieber Guetzli isst, statt zu arbeiten. Foto: Pascal Wiederkehr

Zuerst veröffentlicht in «Zürich 2» vom 25. Juli 2019.

Ein Sommermärchen im Sihlwald: Das Stück «Em Kaiser sini neue Chleider» bringt Kinder und Erwachsene zum Lachen.

«Ab und zu mache ich eine Pause und esse ein paar Guetzli», erzählt Weber Sämi (Yves Ulrich) mit einem Grinsen. Er entspannt sich gerade auf dem kaiserlichen Thron. Auch ein Weber brauche einmal ein bisschen Ruhe. So ein fleissiger Kerl, wie er es sei. Ganz anderer Meinung ist hingegen der Kaiser von Latzhosonien (Beat Gärtner). «Mit seinen ungehobelten Händen bringt er nicht einmal eine Sofadecke fertig», schimpft er.
Im Märchen «Em Kaiser sini neue Chleider» dreht sich alles um die Garderobe von Ihrer Majestät. Der elegante Hofmarschall Helmhuet (Frank Bakker) und der schusslige Oberhofschneider Rümpfli (Nico Jacomet) sorgen sich Tag und Nacht darum, dass der Kaiser bestens gekleidet ist. Vor allem das jüngere Publikum hat viel zu lachen, als dem Kaiser eine Nadel im Allerwertesten stecken bleibt. Weber Sämi, der sie auf dem Thron vergessen hat, wird entlassen.
Das kommt bei der emanzipierten Prinzessin Sidefädeli (Ramona Fattini) schlecht an. Sie hat sich in Sämi verliebt, wie sie ihren Kammerzofen Broschett (Mareen Beutler) und Brischitt (Pascale Sauteur) gesteht. Gut, taucht plötzlich ein neuer Weber auf, der dem Kaiser den edelsten aller Stoffe verspricht. Menschen, die ihres Amtes nicht würdig oder dumm seien, würden ihn nicht einmal sehen. Weil niemand zugeben will, die Kleider nicht sehen zu können, spielt der ganze Hofstaat mit. Es wird fleissig am unsichtbaren Stoff gearbeitet, damit des Kaisers neue Kleider rechtzeitig dem Volk präsentiert werden können.
Nico Jacomet, bekannt als Gründer des Adliswiler «Theaters NI&CO», hat das Dialektmärchen geschrieben. Die Geschichte des Stücks basiert auf dem Märchen des dänischen Autors Hans Christian Andersen. «Em Kaiser sini neue Chleider» ist die erste Produktion des «Theaters im Märliwald».
Die Aufführungen finden auf der Bühne des Freilichttheaters Sihlwald beim Wildnispark Zürich statt. Besonders schön ist, wenn sich die Bühnenwände Richtung Sihl öffnen und der Sihlwald zum Märchenwald wird. Gespielt wird bei jedem Wetter, das Publikum sitzt im Trockenen. Regisseur Jacomet und sein Team überzeugen mit «Em Kaiser sini neue Chleider» nicht nur Kinder. Das Stück hat für Erwachsene einige lustige Anspielungen zu bieten. Gezeigt wird das Märchen noch bis zum 4. August.

«Em Kaiser sini neue Chleider» im Freilichttheater Sihlwald. Aufführungen: 31. Juli, 3. August, 4. August, jeweils 14 Uhr. Tickets: www.turbinetheater.ch