Der Junge, der Träume schenkte (Luca Di Fulvio)

Ein dicker Oschi von knapp 780 Seiten, der es in sich hat. Wer “Once upon a time in America” geliebt hat, wird von diesem Schinken aus den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts begeistert sein. Eine blutjunge Süditalienerin flieht aus ihrem Land der Gewalt und Vergewaltigung – nur um in Amerika gleich nach der Ankunft auf Ellis Island in die Prostitution zu geraten. Ein Schicksal, das kaum überraschen mag, und das auch heute noch gang und gäbe ist. Cetta hat aber auch noch ihren kleinen Sohn Natale, der bald Christmas heißen wird, dabei – und sie hat Glück. Ihr Lude verliebt sich in sie, außerdem ist er ein Lude mit Herz. Cetta tut alles dazu, dass ihr Sohn ein “echter Amerikaner” wird, und Natale wiederum ist voller Träume – und voller Geschichten. Zudem ist er mit einer besonderen Stimme gesegnet. So schlägt er sich mit Witz und Charme durch sein Ghetto, gewinnt die Herzen hartgesottener Gangsterbosse und nicht minder hartgesottener Männer, die sich gegen die Gangs auf ihre bescheidene Weise zur Wehr setzen. Natale findet bereits sehr jung die nicht minder sehr junge Liebe seines Lebens, der etwas Entsetzliches angetan wurde. Wir verfolgen die Lebenswege Natales, seiner Mutter, des jüdischen Mädchens Ruth, von Natales Freunden, aber auch den Weg der “Nemesis” des jungen Paares, die sie zusammengeführt, aber auch wieder getrennt hat. Der Bogen zieht sich über zwanzig Jahre und zeigt (abgesehen von “Nemesis”) lebensfrohe, mit gesundem Menschenverstand ausgestattete Menschen, denen viel Leid widerfährt, die jedoch daran nicht zerbrechen – und bei allen erlittenen Traumata, die sie in Ketten der Wut und Trauer legen, immer noch in der Lage sind, anderen Glück zu schenken. Deswegen ist der deutsche Titel auch irreführend (ich habe mir unter dem Titel und dem Klappentext etwas völlig anderes vorgestellt), das Original, “Gang der Träume”, ist logischerweise zutreffender.
Hervorragend erzählt, ein echter Pageturner, wie ein Drehbuch aufgemacht. Ich denke ohnehin, dass der Autor eigentlich einen Film geschrieben hat, kein Buch, und das ist ihm sehr plastisch und authentisch gelungen, mit einer Menge Recherchearbeit.
Das Schöne an diesem Buch ist, dass nicht ständig, um Drama und Action hochzuhalten, das Allerschrecklichste passiert, sondern dass es Fröhlichkeit, Humor, Mut und Esprit gibt. Die Geschichte ist unglaublich positiv und Mut machend, ohne irgendetwas zu beschönigen oder gar zu verniedlichen, und bietet unerwartete Wendungen, insbesondere, wenn es zur Begegnung zwischen Opfer und Peiniger kommt. So geht es auch!
Einziges Manko – Fulvio hat leider vergessen zu erwähnen, was aus Ruths Eltern wurde. Nur eine Kleinigkeit am Rande, aber das hätte mich doch interessiert, weil eben selbst “kleine” Nebendarsteller sehr intensiv geschildert werden.
So ein Buch habe ich mir schon lange mal wieder gewünscht und es daher auf einen Sitz verschlungen. Ich hoffe, dass es bald den Film dazu gibt.


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