Der Junge, der Glück brachte

Von Privatkino

Titel:  Der Junge, der Glück brachte
Autor: Nicholas Vega
Genre: Jugendbuch ab 12 Jahren
Seiten: 313 Seiten
Verlag: nur als Ebook erhältlich
ASIN: B00GHU3HVQ

Erste Sätze:
Lynette war ein Mädchen, das von allem etwas zu viel hatte.
Sie hatte etwas zu viel Speck auf den Rippen, etwas zu unreine Haut und zu breite Füße.
Manchmal fand sie, dass sogar ihre Haare etwas zu lange waren. Das dachte sie immer, wenn sie ihr in die Suppe fielen oder sich Knoten bildeten und der Kamm hängen blieb.

Inhalt:
Lynette verliert jeden halt, als ihre Mutter plötzlich stirbt. Von Trauer erfüllt, leiht ihr jemand ein Buch – was sie davon halten soll, dass weiß sie selbst nicht so genau, doch sie beginnt zu lesen und lernt den neunjährigen Jeronimus kennen. Er Junge schenkt den Menschen Kristalleier, die Glück bringen. Ihre Welten vermischen sich, Realität und Fantasie prallen frontal aufeinander. Über ihre Trauer hinweg, versucht sie dem Jungen zu helfen, obwohl er nämlich den Menschen Glück bringt, hat er selbst einen heimlichen Wunsch, der unerfüllbar scheint. Lynette beschließt ihm zu helfen, möchte mit ihm durch die Schwere gehen, dadurch lernt sie Glück kennen und wer weiß, vielleicht findet sie es auch letztlich wieder für sich selbst.

Meine Meinung:
Ich war skeptisch – zugegeben. Ein Fantasiebuch, dass lese ich doch eigentlich nicht, aber manchmal, da muss man neue Wege beschreiten und ich bin froh, diesen gegangen zu sein.

Lynette ist einem schnell sympathisch. Sie ist eine Außenseiterin, hat nur einen wirklichen Freund, aber manchmal kommt es nicht auf die Menge an, sondern nur darauf, ob dieser Mensch zu dir steht, wenn die Welt gerade kopfsteht. Obwohl es diesen Freund gibt, versucht sie mit ihrer Trauer alleine zu Recht zu kommen, muss sie sich doch um ihre kleineren Geschwister kümmern, da ihr Vater an den Verlust seiner Frau schier verzweifelt. Das Buch bekommt sie von dem Mann aus dem Computerverleih geschenkt, was ein wenig seltsam anmutet, doch es hat einen tieferen Beweggrund, der sich letztlich auch lüftet.

Jeronimus lebt in der Geschichte, ist ein kleiner Junge mit einen riesigem Herzen. Eigentlich ist er ganz glücklich und doch überschattet der Schattenmann sein leben, hält ihm in einem Turm gefangen, aus dem es kein Entkommen gibt, doch es ist genau das, was der Junge möchte.

Die zwei treffen aufeinander und hier beginnt die Fantasie, aber andererseits mal ehrlich, wer von uns hat noch kein Buch gelesen, in welches er vollkommen abgetaucht ist, ja beinahe in ihm gelebt hat. Mir kamen solche Geschichten schon unter und vielleicht ist es dann gar nicht mal so viel Fantasie, die hier vorherrscht. Für Lynette ist es jedenfalls sehr heilsam. Immer wenn sie sich von der Realität überlastet fühlt, flüchtet sie sich nach Immerheim, so heißt der Ort, an dem Jeronimus lebt. Sie vergisst darüber beinahe ihren eigenen Schmerz und versucht, wenn das Glück schon für sie so in unendliche Ferne gerückt ist, dieses für den Jungen zu finden. Seite an Seite stellen sie sich den größten Widrigkeiten, aber es ist nicht nur Jeronimus er daraus einen Gewinn zieht, zum Schluss, da sind beide an einem Punkt, wo das Leben weitergehen kann, auch wenn man zuerst vielleicht dachte, niemals wieder glücklich sein zu können.

Dieses Buch, es lässt sich eigentlich kaum in Worte fassen. Es ist voller Tiefgründigkeit, Lebensfreude, die jedoch Hand in Hand mit der Verzweiflung geht, aber es wird einen klar, egal wie schwer manche Situationen erscheinen mögen, dieses Licht am Ende des Tunnels, es ist kein Zug, sondern einen sonniger Blick in die Zukunft, die auch nach einem schweren Schicksalsschlag möglich ist.

Es ist eines dieser E-Books, von denen ich mir wünschte, ein Verlag würde es aufnehmen, weil man möchte es eigentlich nicht nur auf einem kalten E-Book Reader haben, sondern man möchte es besitzen, sich ins Regal stellen und manchmal sanft über den Buchdeckel streichen, um in diese einzigartige Welt zurückzukehren.

Fazit:
Ihr mögt eigentlich keine Fantasiebücher? Nehmt dieses Buch trotzdem in die Hand, ihr werdet erstaunt sein, wie dicht Realität und Fantasie manchmal beieinander liegen. Ihre mögt Fantasiebücher, dann werdet ihr dieses Buch lieben.
Neben all dem Schmerz, liegt tief eine Schönheit begraben, die einem das Herz schneller schlagen lässt.

Danke für das Rezensionsexemplar an Nicolas Vega und lovelybooks.de!