Wenn John Boyne ein Buch schreibt, dann ist es sicher auch bald in meinem Regal zu finden, denn seitdem ich Der Junge im gestreiften Pyjama gelesen hatte, verfolgte ich die Werke des Autors so gut ich konnte. Der Junge auf dem Berg ist nun sein zweiter Jugendroman, der in der Zeit des zweiten Weltkrieges spielt. Doch im Gegensatz zu seinem Vorgänger (der zeitlich danach beginnt) befinden wir uns nicht in dem Kopf eines unwissenden Jungen, der erst langsam entdeckt, was für Schrecken in jener Zeit geschahen; wir befinden uns im Kopf von Pierrot, der sich langsam vom Opfer zum Täter verwandelt.
Pierrot wird Mitarbeiter auf der Sommerresidenz Adolf Hitlers, wo er bald eine innige Beziehung zum Führer aufbaut. Während Gespräche geführt und Ideale in den Kopf des Jungen gepflanzt werden, wird dem Leser langsam verdeutlicht, wie biegsam unsere Überzeugungen doch sein können, wenn man sich geachtet und geliebt fühlt. Und so entwickelt sich Pierrot zu einem Protagonisten, den man nicht wirklich leiden, dessen Wandlung man aber irgendwo nachvollziehen kann. Es geht dabei um Manipulation, um die Gefahr des Unwissens und eben jenen Themen, die uns nicht nur damals, sondern auch heute auf den Straßen und den Bildschirmen begegnen.
Ich mache leider immer wieder den Fehler, Bücher zu vergleichen und so komme ich nicht umhin, zu sagen, dass Der Junge auf dem Berg mir nicht ganz so gut gefallen hat, wie Der Junge im gestreiften Pyjama. Das lag einerseits daran, dass wir in diesem kurzen Roman sehr schnelle und große Zeitsprünge haben, die für den Verlauf der Geschiche vonnöten sind, es aber nicht zuließen, eine enge Bindung zu Pierrot aufzubauen. Es ging weniger um ihn, als vielmehr um die Botschaft des Autors. Die wurde zwar sehr gut vermittelt (erinnerte mich manchmal an Adressat unbekannt), aber so fühlte ich weder so heftig, noch litt ich so grausam wie bei Boynes erstem Buch. Dieses aufwühlende Leseerlebnis, was mir damals so stark im Gedächtnis blieb, hat mir hier leider gefehlt.