Jetzt waren alle in die Supermärkte gestürmt, haben Fanartikel und Vuvuselas (sorry: Uweseelers), Bier, Grillgefäße, Kohle und Knabberzeug gekauft, die Autos und sich geschmückt, geschminkt, tätowiert und gefärbt, die schlechten Zeugnisse vergessen, und was noch alles, dann dieser göttliche Strich durch die Rechnung:
Deutschland, zumindest Rheinland-Pfalz, bebte zu Beginn des Halbfinalespieles unter einem hammerartigen Donnerschlag mit fulminantem Blitz, der selbst das Kabelfernsehen knackte... Tausende sanken in Ohnmacht, verfluchten die Technik und die Sendeanstalten, schmissen ihren WM-Hut an die Wand.
Doch der Nerventest war nur von kurzer Dauer, alles kehrte zurück und war wie gewünscht: Wie nett war sie dann später anzusehen unsere Kanzlerin, wie angespannt und mitfiebernd, die extra diese publikumswirksame Mühe auf sich genommen hatte, in Südafrika um Stimmen zu buhlen, bei den Besuchern und Zuschauern daheim, wie artig und erwartungsvoll, fast wie selbstverständlich sie die Glückwünsche der Sport- und Staatsvorstände bei jedem Tor entgegennahm. Die Rechnung ging supergut auf. Deutschlands Fans waren wieder wer, mit Tamtam und stolz geschwellter Brust waren die Städte überflutet, die Straßen tobten... bis in den Abend. (Nur in Kaiserslautern auf dem Altstadtfest gegen 21 Uhr weit und breit kein Fußballfan mehr! Sie hatten sich in Fußballgefilde zurückgezogen ...) Und der Gipfel: Die Kanzlerin war bei diesem entscheidenden Kampf um die Versorgungswege, das Leder, die feindlichen Schienbeine und bei der mehrfachen Sturmbewegung auf das gegnerische Tor dabei (raun...)! 100 Punkte für die politischen Hintergrundarbeiter. Karrierebonus für die Politmanager ... Das nationale Bewusstsein durch diese eineinhalb Stunden wiederhergestellt, Krise ade!
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