Normalerweise ist er ja nur der olla Katermonat, in dem jeder vor sich hindröppelt und den Weihnachts- und Silvesterrausch ausschläft. Nach all dem Geflitter, der rot-goldenen Überdosis, dem Weihnachtsbraten, den Familiencrahs, der Raketennacht und den Neujahrsvorsätzen kann es ja nur noch bergab gehen. Und normalerweise ist das auch überhaupt kein Problem, weil das Land eingeschneit ist, die Straßen glatt, die Wege blockiert und der Schweinhund daher durchaus die Erlaubnis hat sich unter seiner Wolldecke auf dem Sofa einzukuscheln um zu warten bis wieder Sonnenlicht in die Wohnung kommt.
Aber dieses Jahr ist das ja nicht so!
Dieses Jahr ist der Winter selbst noch im Schlaf. Und so lange er uns mit seiner Audienz nicht beehrt, solange steht uns die Türe (im wahrsten Sinne des Wortes) noch offen um rauszugehen, um Sport zu machen um aktiv zu sein, die Welt zu erobern und dreimal mehr lustige Bilder auf Facebook zu posten als all die anderen Freunde.
Doch mein Schweinehund hat das noch nicht mitgekriegt. Der weiß ganz genau, dass wir zwei zusammen genau jetzt in diesem Moment unseren Hintern in Bewegung bringen sollten/wollten und Sport machen. Aber das interessiert den einfach nicht. Stattdessen kommt er mit so Ausweichaktivitäten wie Wohnung putzen (was bei 40 qm nicht gerade viel Zeit in Anspruch nimmt), Videos im Internet gucken (was sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann) oder, wenn wir schon dabei sind und uns durch Web klicken, dann doch vielleicht mal der großen aller Fragen nachgehen: was fange ich mit meinem Leben an?!
Jaaa… die Monate, die mein Studium noch dauert, sind mit zwei Händen abzählbar und es wäre ja durchaus mal ein beruhigendes Gefühl für die Seele, die Motivation, die Mama, wenn man einen schönen klaren Plan von allem hätte. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin und was mache ich hier auf der Welt? Alles so Fragen, mit denen man sich mal auseinander setzen könnte.
Wobei, und hier mal ein kräftiges Lob an mich selber, auch wenn das doof und arrogant ist, ich weiß schon sehr gut, wer ich bin, was ich kann und was ich will. Aber dieses wo und wie… das ist so deprimierend. Und man heiter sich bestimmt nicht damit auf, dass man Stellenangebote liest! Nein, da merkt man nämlich nur, was man alles nicht kann. Welche Qualifikation man nicht vorweisen kann. Und gleichzeitig bekommt man dermaßen Minderwertigkeitskomplexe, weil man sich in einer logischen Schlussfolgerung zusammenmalt, dass es ja irgendwo Menschen geben muss, die das alles erfüllen. Was sind das für Mutanten? Ich hasse sie jetzt schon, auch wenn es bestimmt ganz zauberhafte Menschen sind.
Und bei alldem hilft es nicht, wenn ständig eine Freundin verkündet: Ich werde heiraten! Ich bin schwanger! Ich komme nicht darum herum und bin in dem Augenblick natürlich eifersüchtig und neidisch und rolle mit den Augen. Ich kann das auch total verstehen, dass diese Leute so überglücklich sind, denn hey… ein Mann, ein Baby… da muss man sich nicht mehr viel Gedanken machen, da weiß man was in den nächsten Jahren ansteht. Und hey… wenn die dafür ihr Studium abbrechen oder nur halb abschließen, dann macht das den Tag auch gechillter.
Die Lösung fürs Leben ist das natürlich nicht. Immerhin für den Moment des Lebens.
All diese Gedanken habe ich dem arschigen Januar zu verdanken. Und nein, ich schaffe es nicht mich aufzuraffen um Sport zu machen. Ich bleibe in der schon seit jahrzehnten vorgeschriebenen Katerstimmung für diesen Monat. Und das Einzige, was mich treibt, ist das Schreiben. Denn egal was, wie, wann und wo aus mir wird, ich bin mir sicher, schreiben werde ich immer. Und solange ich schreiben kann, ist auch alles gut.
PS: Sollte sich tatsächlich jemand daran gewagt haben, diesen Artikel komplett zu lesen, darf er sich gerne bei mir melden. Ich habe noch Kekse. Allerdings nur solange der Schweinehund noch schläft…