Der isst ja gaar nichts!

Mutter: “Wir haben ja das Problem, dass unser Sohn üüüberhaupt nichts isst.”
Ich: “Ohja? Was hat er denn heute Mittag gegessen?” Der Sohn sitzt auf der Liege – so vier bis fünf Jahre alt, sieht normal genährt aus, nicht blass, nie krank – und grinst.
Mutter: “Na, heute mittag gings gut. Da gab´s ja auch Nudeln. Die ist er immer. Aber auch nicht viel!”
Ich: “Was ist denn viel?2
Mutter: “Der isst nur drei oder vier Gabeln voll.”
Ich: “Irgendwas dazu?”
Mutter: “Sauce lässt er weg. Danach hat er so einen Joghurt gegessen. Fruchtzwerg. Die mag er.”
Ich: “Ist doch schön. Also isst er ja doch was.”
Mutter: “Aber das ist doch kein Essen!”
Ich: “Nicht? Und warum gibt´s das dann?”
Mutter: “… isst er ja sonst üüberhaupt nichts sonst.”
Ich: “Frühstück?”
Mutter: “Gaaar nichts.”
Ich: “Was isst er denn?”
Mutter: “Vielleicht ein oder zwei Nutella-Brote.”
Ich: “Ist doch prima.”
Mutter: “Finden Sie? Das ist doch nicht gesund.”
Ich: “Aber zuhause haben Sie es doch trotzdem.”
Mutter: “… würde er sonst ja gaaar nichts essen. Abends ist am schlimmsten.”
Ich: “Ja, wieso?”
Mutter: “Da isst er nur der Wurst. Nur den Käse. Kein Stück Brot. Vielleicht mal ein Croissant.”
Ich: “Zum Abendbrot.”
Mutter: “Na klar! Mein Mann möchte gerne abends immer Croissants essen. Mag er nur so.”

Wir fassen zusammen: Der Junge isst üüüberhaupt nichts, außer dem angebotenen Nutellabrot, den Nudel, dem Fruchtzwerg und dem Belag vom Abendbrot. Die Eltern scheinen mit “gesundem” Vorbild voranzugehen, das macht der Junge gerne mit. Essenserziehung ist wie das Atmen: Wir sorgen dafür, dass die Kinder an die frische Luft kommen und rauchfrei aufwachsen, aber keiner von uns würde sich Sorgen machen, dass die Kinder zuviel oder zuwenig ein- oder ausatmen. Essen muß gesund und ausgeglichen angeboten werden, die ungesunden Sachen lässt man lieber gleich im Supermarkt oder überlässt den Besuchen bei der Oma. Die Croissants darf man mal zum Sonntagsfrühstück auf den Tisch stellen. Wenn man sie jeden Abend auf den Tisch stellt, muß man sich nicht wundern, wenn das die Kinder mitessen.

Kinder essen eigentlich nie zuviel oder zuwenig. Kinder essen vielleicht mal ungesund, aber nur dann, wenn wir es ihnen geben oder anders vorleben. Darauf kann man sich verlassen. Wer über das Essen streitet, bestraft oder belohnt, wird selbst mit Sorgen belohnt, das Kind würde sich falsch ernähren.

Alles leichter gesagt als getan?



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