Man muss sich nicht großartig für Fußball interessieren und kennt ihn trotzdem: Der FC Barcelona, heute gespickt mit Namen wie Messi, Neymar oder Suarez, ist wohl neben Real Madrid der einflußreichste und erfolgreichste Fußballverein der Welt. Jahr für Jahr setzen die Katalanen Hunderte von Millionen mit Spielen und Marketingeinnahmen um.
Viel weniger bekannt ist der Fakt, dass es das Fußballwunder Barcelona heute in der aktuellen Form nicht geben würde, wäre nicht in der Zwischenkriegszeit ein Ire aus Westmeath nach Spanien ausgewandert.
Drehen wir das Rad der Zeit einmal zurück.
Patrick (natürlich Paddy genannt) O’Connell wurde 1887 in der Grafschaft Westmeath geboren, zog aber bald mit seinen Eltern nach Dublin um.
Schon von Kindesbeinen an spielte er gerne Fußball, und wurde nach diversen Stationen in Irland 1909 von den renommierten Sheffield Wednesday unter Vertrag genommen. Es folgte eine sehr erfolgreiche Karriere als Verteidiger in Großbritannien, bevor er 1921 seine Fußballschuhe an den Nagel hängte und Trainer wurde.
Wie genau es O’Connell nach Spanien verschlug, ist nicht überliefert. Angeblich aber verliess er eines Tages aus heiterem Himmel seine Frau und seine vier Kinder und stieg in ein Schiff Richtung Sonne.
Ende 1922 tauchte Paddy – ohne große Joberfahrung – als Trainer von Racing Santander wieder auf. Er sollte bis 1949 mit großem Erfolg mehrere spanische Teams trainieren.
Am markantesten war sicherlich seine Zeit beim (damals noch nicht so) großen FC Barcelona. 1935 wurde er als Trainer des katalanischen Aushängeschilds vorgestellt, um schon in seiner ersten Saison die regionale Meisterschaft zu gewinnen und ins spanische Pokalfinale einzuziehen, in dem sich sein Team mit 1:2 gegen Real Madrid geschlagen geben musste.
Doch wie genau kommen wir zu der Aussage, er habe den FC Barcelona gerettet? Nun, in den Bürgerkriegswirren 1936/37 wurde der Fußballbetrieb eingestellt. Als dann auch noch der damalige Präsident des Clubs von Franco-Getreuen ermordet wurde, stand Barcelona ohne Einnahmequelle da. Schulden plagten den Verein, und der Konkurs schien nicht mehr anwendbar.
Zu dieser Zeit griff O’Connell quasi in Eigenregie ein Angebot eines mexikanischen Geschäftsmannes auf und stieg mit seinem Team auf ein Schiff Richtung Mexiko City. In den nächsten Monaten fand die erste Exhibition-Tour des modernen Fußballs statt, und für mehrere Schauspiele in Mexiko und den USA erhielt der finanziell arg gebeutelte FC Barcelona rund 15.000 USD.
Jedoch war der Preis dafür sehr hoch. Von 16 Spielern, die die Reise mitgemacht hatten, kehrten nur vier mit O’Connell zurück nach Spanien, der Rest weigerte sich und blieb im Ausland. Dennoch reichte das Geld, um den Verein vor dem Ruin zu bewahren, und so gilt dies für viele als wahre Rettung des heute so berühmten und wertvollen FC Barcelona.
O’Connell selber, der neben seiner fußballerischen Tätigkeit auch als Sprachrohr gegen die Franco-Diktatur agierte, hatte jedoch nicht wirklich viel von diesem Erfolg. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er – mittlerweile zurück in England, verarmt, teilweise bettelnd in einem heruntergekommenen Stadtteil in London.
Die internationale Fußballwelt hatte ihn mehr oder minder vergessen. Erst in den letzten Jahren erinnern sich die ersten wieder an den einzigen Iren, der Barcelona je trainiert hat. 2015 wurde er in die Hall of Fame des katalanischen Klubs aufgenommen, immerhin zeitgleich mit einem ehemaligen Wunderknaben namens Diego Maradona.
Paddy O’conner starb in ärmlichen Verhältnissen am 27. Februar 1959 in London. Er wurde 71 Jahre alt.