Der innere Schweinehund in mir

Der innere Schweinehund in mir

Samstagnachmittag, Coop, Zürich Albisrieden, 15.30 Uhr: Die Abfallberge türmen sich – keiner interessierts!

Gehört Ihr zu den rechtschaffenen Menschen? Zur unbescholtenen Sorte, die sich an Normen und Gesetze hält und als gutes Beispiel voran geht? Zur Sorte, die sich im Alltag ob Frechheiten und Schweinereien anderer aufregt, die keine gute Kinderstube genossen haben? Ich weiss nicht, wies Euch geht, aber ich zähle mich dazu. Im Normalfall.

Allerdings gibt es Fälle, Bruchteile von Sekunden, in denen ich es satt habe, mich ständig korrekt zu verhalten. In solchen Augenblicken würde ich aus Bequemlichkeit die leere Weinflasche lieber in den Abfallsack schmeissen, statt sie zur korrekten Entsorgung zum Leergut in den Keller zu stellen. Dass ich es nicht tue, liegt in diesen schwachen Momenten weniger daran, dass mich mein ökologisches Gewissen leitet, sondern vielmehr, dass mir die Abfallgebühren dann doch zu hoch sind. Zugegeben, ein niederer Grund, dem inneren Schweinehund keinen freien Lauf zu lassen.

Genau so nieder ist es, das Leergut nur deshalb nach Farben getrennt zu entsorgen, weil man Angst hat, von einer Kamera gefilmt zu werden, würde man die vollen Papiersäcke bequem, wie viele andere auch, nur vor die Sammeltonnen stellen. Wie viele Male spielte ich mit dem Gedanken, zerknüllte Quittungen und leere Weggli-Säckli nach dem Einkauf, wie manch andere auch, einfach im Wägeli liegen zu lassen? Alle Male habe ich alles aufgelesen und korrekt entsorgt, weil es mir einfach zu peinlich gewesen wäre, dabei erwischt zu werden. Nur deshalb.

Und wie oft möchte ich mich aus dem Badezimmer stehlen, ohne die Hände zu waschen? Oder genüsslich in der Nase bohren? Die Zähne nicht putzen? Einem Furz oder einem Görps seinen freien Lauf lassen? Und wieso tue ich all diese Schweinereien nicht? Weil ich wohlerzogen, rechtschaffen und diszipliniert bin? Nein, weil ich einfach nur Angst habe, meine unterdessen nicht mehr ganz so einfach zu übertölpelnden Buben erwischen mich dabei. Nur deshalb.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt  Zürich

Meldet sich bei Euch auch hin und wieder der innere Schweinehund?


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