„Also…“ Er machte den letzten Schritt zur Tür hinüber. „Also die Oberfläche besteht aus Bongossi. Das ist ein seltener Baum, der nur in Westafrika wächst. Hier, fass mal an.“ Mit den Fingerspitzen strich er über das dunkle Holz.
Helena tat es ihm gleich.
„Spürst du die feine Maserung? Sehr edel, nicht wahr? Trotzdem ist die Tür auch sehr sicher, weil darin Matten aus Kevlar eingearbeitet sind. Du kannst mit einer Vierundvierziger Magnum draufhalten, und nichts geht hindurch. Das gilt auch für die Fenster, sie sind aus Verbundsicherheitsglas. Da ist eine PVB-Folie drin, die gegen Steine, gegen Beschuss und sogar gegen Explosionen schützt.“
„Sehr beeindruckend.“
„Ja, und es kommt noch besser. Oben, neben den Schlafzimmern, ist ein Panikraum. Komplett gepanzert und gegen Gasangriffe geschützt. Es gibt eine gesicherte Leitung zur Polizei und Monitore, mit denen man das gesamte Haus überwachen kann. Siehst du das Ding dort?“ Peter zeigte auf eine kleine gläserne Halbkugel, die – kaum sichtbar – aus der Wand ragte.
„Eine Kamera“, vermutete Helena.
„Richtig. Davon sind zwanzig Stück im Haus und im Garten verteilt. Man kann mir wirklich nicht vorwerfen, dass ich mich nicht um die Sicherheit meiner Familie sorgen würde.“
„Nein, das kann man nicht“, bestätigte sie.
„Und auch sonst hab ich immer nur das Beste für meine Familie getan. Komm, ich zeig dir das Wohnzimmer. Die Pläne dazu habe ich persönlich entwickelt.“
Sie betraten eine großflächige Wohnlandschaft, die nahezu ohne Mauern und Stützen auskam und allein von den raumhohen Fenstern begrenzt wurde. Farben erblickten sie dabei nur wenige, Bodenbelag, Vorhänge und Wände waren vollkommen weiß, Tischplatten bestanden aus Glas, Polsterflächen schimmerten in einer Mischung aus Silber und Anthrazit, dazwischen glänzten verchromte Stahlrohre.
„Die Möbel sind internationale Design-Klassiker. Die Liege kennst du wahrscheinlich, sie wurde von Le Corbusier entworfen. Ein Original aus Europa, kein billiger Nachbau aus Asien. Die Stühle sind von Marcel Breuer, das brauch ich wohl nicht extra zu erwähnen.“
„Nein, nicht nötig.“
„Die Bilder stammen von Jackson Pollock. Das sind Kopien. Aber ich besitze auch einige Originale.“
Er lenkte ihren Blick auf karge Kompositionen in Schwarzweiß und ein wenig Braun, Quadrate, Linien, Farbkleckse, die sich gut in diese Umgebung einfügten.
„Hast du das Schwimmbad schon bemerkt? Zwanzig mal acht Meter, groß genug, um Bahnen zu schwimmen.“
Helena sah durch die offenen Fenster hinaus. Das Becken lag hinter der Terrasse; ein Teil war gekachelt, dort befand sich der Einstieg, ein anderer aus Felssteinen gemauert. Dieser hintere Teil ähnelte einer Grotte, die aber nur schwimmend erreicht werden konnte.
„Ja, sehr schön.“
„Natürlich gilt das Sicherheitskonzept auch für diesen Bereich des Hauses. Pass auf.“ Peter fasste hinter einen Vorhang und drückte einen versteckten Knopf. Sofort begannen Elektromotoren damit, sämtliche Fenster zu schließen, auch die Terrassentür fiel in ihr Schloss, ein leises Knacken kündete davon, dass es verriegelt wurde.
„Falls uns jemand angreift“, erklärte er. „Die Scheiben bestehen ebenfalls aus Sicherheitsglas.“
„Ich habe nichts anderes erwartet.“
„Und jetzt gehen wir nach oben. Ich möchte dir etwas Besonderes zeigen.“
Peter führte Helena in eines der Badezimmer. Dort wies er sie nicht nur auf die mit Travertin verkleideten Wände hin, auf die mitten im Raum stehende Badewanne, deren Sockel echtes Teakholz umschloss, sondern vor allem auf ein kreisrundes Gerät an der Zimmerdecke, das ihn sichtlich mit Stolz erfüllte.
„Du fragst mich, was das ist?“
Helena fragte nicht. Peter erklärte es trotzdem. „Ein Feuermelder. Sogar in den Bädern habe ich welche installieren lassen. Diese Dinger sehen ganz billig aus, wie aus dem Baumarkt, sie kosten aber ein Vermögen, weil sie in der Lage sein müssen, Rauch von Wasserdampf zu unterscheiden.“
„Das ist schwierig.“
„Sehr schwierig. Alle Feuermelder sind an einen zentralen Rechner angeschlossen. Wenn es brennt, werden die Türen automatisch zugezogen, damit der Rauch nicht durch das ganze Haus zieht.“
„Genial.“
„Jetzt komm mit, wir sehen uns die Kinderzimmer an.“
Sie gingen einen Flur entlang, Peter zeigte ihr drei Räume. Betreten konnten sie keinen davon, denn überall lagen Spielsachen, Kleider, Comics und Computerteile herum, was den Hausherrn peinlich berührte. Er entschuldigte sich für die Unordnung und brachte seinen Gast zur letzten Station ihres Rundganges, dem Elternschlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, weshalb er ihre Aufmerksamkeit rasch auf den Kleiderschrank lenkte, mit dem es eine besondere Bewandtnis hatte.
„Er ist begehbar“, verkündete Peter stolz. „Ja, du hast richtig gehört, begehbar. Schau ruhig mal hinein.“ Er riss die Türen auf.
„Aber das sind die Sachen deiner Frau.“ Helena blieb an der Schwelle stehen. Ihr flüchtiger Blick erfasste eine Reihe von Kleidern, die grob sortiert, nach Farben und Anlässen, an einer Stange hingen. Wo die Stange endete und wie lang sie war, konnte man von der Schwelle aus nicht erkennen.
„Ach, das stört sie nicht.“ Peter machte Licht und drückte einen weiteren Knopf. Wieder begann ein Elektromotor zu surren, die Kleider setzten sich in Bewegung. Helena sah Kleider und Kostüme in allen Farben und Schnitten, für alle denkbaren Gelegenheiten, für den Tag, für den Abend, für Arbeit und Freizeit, sogar für Beerdigungen und Kirchgänge. Die Prozession schien kein Ende zu nehmen, über Minuten hinweg kam es zu keiner Wiederholung der Kleider.
„Sehr schön“, sagte Helena.
„Nicht nur schön, sondern exquisit. Vieles davon ist Haute Couture, die Kleider wurden nur einmal hergestellt, von den größten Modeschöpfern. Da drinnen hängen Werte, für die man ein Luxusauto bekommt. Ach was sag ich, ein ganzes Haus bekommt man dafür.“
„Ihr habt ein eigenartiges Wertesystem geschaffen.“
Fortsetzung folgt.
Unter diesem Link finden Sie die bisher erschienen Teile.
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Der Höllenmaschinist - Erzählung
112 Seiten Gedrucktes Buch EUR 7,90 E-Book EUR 3,99
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Helena tat es ihm gleich.
„Spürst du die feine Maserung? Sehr edel, nicht wahr? Trotzdem ist die Tür auch sehr sicher, weil darin Matten aus Kevlar eingearbeitet sind. Du kannst mit einer Vierundvierziger Magnum draufhalten, und nichts geht hindurch. Das gilt auch für die Fenster, sie sind aus Verbundsicherheitsglas. Da ist eine PVB-Folie drin, die gegen Steine, gegen Beschuss und sogar gegen Explosionen schützt.“
„Sehr beeindruckend.“
„Ja, und es kommt noch besser. Oben, neben den Schlafzimmern, ist ein Panikraum. Komplett gepanzert und gegen Gasangriffe geschützt. Es gibt eine gesicherte Leitung zur Polizei und Monitore, mit denen man das gesamte Haus überwachen kann. Siehst du das Ding dort?“ Peter zeigte auf eine kleine gläserne Halbkugel, die – kaum sichtbar – aus der Wand ragte.
„Eine Kamera“, vermutete Helena.
„Richtig. Davon sind zwanzig Stück im Haus und im Garten verteilt. Man kann mir wirklich nicht vorwerfen, dass ich mich nicht um die Sicherheit meiner Familie sorgen würde.“
„Nein, das kann man nicht“, bestätigte sie.
„Und auch sonst hab ich immer nur das Beste für meine Familie getan. Komm, ich zeig dir das Wohnzimmer. Die Pläne dazu habe ich persönlich entwickelt.“
Sie betraten eine großflächige Wohnlandschaft, die nahezu ohne Mauern und Stützen auskam und allein von den raumhohen Fenstern begrenzt wurde. Farben erblickten sie dabei nur wenige, Bodenbelag, Vorhänge und Wände waren vollkommen weiß, Tischplatten bestanden aus Glas, Polsterflächen schimmerten in einer Mischung aus Silber und Anthrazit, dazwischen glänzten verchromte Stahlrohre.
„Die Möbel sind internationale Design-Klassiker. Die Liege kennst du wahrscheinlich, sie wurde von Le Corbusier entworfen. Ein Original aus Europa, kein billiger Nachbau aus Asien. Die Stühle sind von Marcel Breuer, das brauch ich wohl nicht extra zu erwähnen.“
„Nein, nicht nötig.“
„Die Bilder stammen von Jackson Pollock. Das sind Kopien. Aber ich besitze auch einige Originale.“
Er lenkte ihren Blick auf karge Kompositionen in Schwarzweiß und ein wenig Braun, Quadrate, Linien, Farbkleckse, die sich gut in diese Umgebung einfügten.
„Hast du das Schwimmbad schon bemerkt? Zwanzig mal acht Meter, groß genug, um Bahnen zu schwimmen.“
Helena sah durch die offenen Fenster hinaus. Das Becken lag hinter der Terrasse; ein Teil war gekachelt, dort befand sich der Einstieg, ein anderer aus Felssteinen gemauert. Dieser hintere Teil ähnelte einer Grotte, die aber nur schwimmend erreicht werden konnte.
„Ja, sehr schön.“
„Natürlich gilt das Sicherheitskonzept auch für diesen Bereich des Hauses. Pass auf.“ Peter fasste hinter einen Vorhang und drückte einen versteckten Knopf. Sofort begannen Elektromotoren damit, sämtliche Fenster zu schließen, auch die Terrassentür fiel in ihr Schloss, ein leises Knacken kündete davon, dass es verriegelt wurde.
„Falls uns jemand angreift“, erklärte er. „Die Scheiben bestehen ebenfalls aus Sicherheitsglas.“
„Ich habe nichts anderes erwartet.“
„Und jetzt gehen wir nach oben. Ich möchte dir etwas Besonderes zeigen.“
Peter führte Helena in eines der Badezimmer. Dort wies er sie nicht nur auf die mit Travertin verkleideten Wände hin, auf die mitten im Raum stehende Badewanne, deren Sockel echtes Teakholz umschloss, sondern vor allem auf ein kreisrundes Gerät an der Zimmerdecke, das ihn sichtlich mit Stolz erfüllte.
„Du fragst mich, was das ist?“
Helena fragte nicht. Peter erklärte es trotzdem. „Ein Feuermelder. Sogar in den Bädern habe ich welche installieren lassen. Diese Dinger sehen ganz billig aus, wie aus dem Baumarkt, sie kosten aber ein Vermögen, weil sie in der Lage sein müssen, Rauch von Wasserdampf zu unterscheiden.“
„Das ist schwierig.“
„Sehr schwierig. Alle Feuermelder sind an einen zentralen Rechner angeschlossen. Wenn es brennt, werden die Türen automatisch zugezogen, damit der Rauch nicht durch das ganze Haus zieht.“
„Genial.“
„Jetzt komm mit, wir sehen uns die Kinderzimmer an.“
Sie gingen einen Flur entlang, Peter zeigte ihr drei Räume. Betreten konnten sie keinen davon, denn überall lagen Spielsachen, Kleider, Comics und Computerteile herum, was den Hausherrn peinlich berührte. Er entschuldigte sich für die Unordnung und brachte seinen Gast zur letzten Station ihres Rundganges, dem Elternschlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, weshalb er ihre Aufmerksamkeit rasch auf den Kleiderschrank lenkte, mit dem es eine besondere Bewandtnis hatte.
„Er ist begehbar“, verkündete Peter stolz. „Ja, du hast richtig gehört, begehbar. Schau ruhig mal hinein.“ Er riss die Türen auf.
„Aber das sind die Sachen deiner Frau.“ Helena blieb an der Schwelle stehen. Ihr flüchtiger Blick erfasste eine Reihe von Kleidern, die grob sortiert, nach Farben und Anlässen, an einer Stange hingen. Wo die Stange endete und wie lang sie war, konnte man von der Schwelle aus nicht erkennen.
„Ach, das stört sie nicht.“ Peter machte Licht und drückte einen weiteren Knopf. Wieder begann ein Elektromotor zu surren, die Kleider setzten sich in Bewegung. Helena sah Kleider und Kostüme in allen Farben und Schnitten, für alle denkbaren Gelegenheiten, für den Tag, für den Abend, für Arbeit und Freizeit, sogar für Beerdigungen und Kirchgänge. Die Prozession schien kein Ende zu nehmen, über Minuten hinweg kam es zu keiner Wiederholung der Kleider.
„Sehr schön“, sagte Helena.
„Nicht nur schön, sondern exquisit. Vieles davon ist Haute Couture, die Kleider wurden nur einmal hergestellt, von den größten Modeschöpfern. Da drinnen hängen Werte, für die man ein Luxusauto bekommt. Ach was sag ich, ein ganzes Haus bekommt man dafür.“
„Ihr habt ein eigenartiges Wertesystem geschaffen.“
Fortsetzung folgt.
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Der Höllenmaschinist - Erzählung
112 Seiten Gedrucktes Buch EUR 7,90 E-Book EUR 3,99
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