Der Höllenmaschinist glitt durch die Falten hindurch, zurück ins Krankenzimmer. Dort, außerhalb des Zeltes, wollte er zur Ruhe kommen. Er gab sich selbst den Befehl, tief und gleichmäßig zu atmen, denn er hatte die ganze Zeit, wurde ihm nun bewusst, nicht geatmet. Nicht im Zelt und nicht während des Fliegens, und trotzdem lebte er. Seltsam. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
Der Trick funktionierte, die kontrollierte Atmung führte dazu, dass er sich beruhigte, dass er wieder klar denken konnte. Unbewegt stand er in der Mitte des Raumes. Mit dem Gedanken, er hätte später, wenn alles wieder normal wäre, eine tolle Geschichte zu erzählen, versuchte er sich abzulenken, sich zu trösten. Auch das funktionierte, er verspürte sogar einen Anflug von guter Laune. Was für eine Erfahrung! Damit würde er Mittelpunkt jeder Party sein, selbst in Talkshows könnte man damit auftreten. Hier im Krankenhaus befand er sich außerhalb seines Körpers, er konnte fliegen wie ein Vogel und brauchte nicht einmal zu atmen. Dagegen verblassten alle anderen Geschichten.
Doch zuerst einmal musste er sicherstellen, dass er sie später würde erzählen können. Welchen Schritt sollte er als nächstes machen? Etwas musste geschehen. Er konnte nicht ewig außerhalb seines Körpers bleiben. Das war vielleicht ungesund oder gefährlich, vielleicht würde ihm die Vereinigung sonst nie mehr gelingen. Vielleicht gab es nach dieser Erfahrung nur noch eine weitere, die man machen konnte, und das wäre dann der Tod…
Jemand musste ihm helfen. In Krankenhäusern arbeiteten viele Menschen, Ärzte, Pfleger, Verwaltungspersonal, außerdem gab es immer viele Besucher, irgendjemanden würde er schon finden. Der Höllenmaschinist hörte auf zu schweben und ging zur Tür. Der Türknauf widersetzte sich ihm. Er rüttelte und zerrte, doch nichts geschah. Neben der Tür entdeckte er einen Schalter, auf dem Türöffner stand. Er drückte drauf, doch es geschah wieder nichts.
„Verdammtes Teil! Geh endlich auf!“
Ein elektrisches Summen erklang, die Tür öffnete sich.
Der Höllenmaschinist war überrascht, dachte jedoch nicht weiter darüber nach. Auf eine Überraschung mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Draußen auf dem Flur war niemand zu sehen. Ein Servierwagen stand neben der Wand, darauf lag schmutziges Geschirr, ordentlich gestapelt.
Er ging ein paar Schritte, rief ein paar Mal laut: „Hallo.“
Niemand antwortete.
Am Ende des Flures erblickte er zwei Türen. Die eine führte ins Treppenhaus, die andere gehörte zum Fahrstuhl. Er ging hinüber, drückte auf den Knopf an der Wand, mehrfach hintereinander. Nichts passierte.
„Geh auf.“
Keine Reaktion.
„Ich befehle dir: Öffne dich.“
Noch immer geschah nichts. Der Fahrstuhl kam nicht, kein Lämpchen blickte auf, kein Surren ertönte.
„Sesam, öffne dich.“
Wieder nichts.
„Schrotthaufen.“
Er machte zwei Schritte zur Seite. Die Tür zum Treppenhaus ließ sich nicht öffnen, obwohl sie als Notausgang gekennzeichnet war. Mit aller Kraft rüttelte und zerrte er an ihr, er trat dagegen, stemmte sich mit der Schulter dagegen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Auch auf Anrufe reagierte sie nicht.
Schließlich gab er es auf. Er drehte sich um, wollte sehen, wo der Flur auf der anderen Seite hinführte. An seinem Ende leuchtete ein Licht, mitten aus der Wand heraus. Es war sehr hell und kraftvoll, dennoch blendete es nicht. Der Höllenmaschinist ging darauf zu. Auf halber Strecke blieb er stehen. Bei genauerem Hinsehen erkannte er nicht nur helles Licht, sondern auch einen dunklen Anteil. Dunkles Licht. Wie in einer Diskothek. Oder einem Theater. Hier jedoch gab es keinen Scheinwerfer, der diesen Effekt erzeugte. Das Licht kam direkt aus der Wand.
„Hallo. Ist da jemand?“
Das Licht reagierte auf seine Worte. Eine Spirale entstand. Sie waberte und rotierte.
„Was soll das?“ Angst und Verwirrung kehrten zurück. Dunkles Licht. Verriegelte Ausgänge. Und kein Mensch zu sehen.
Fortsetzung folgt.
Hier finden Sie die bereits erschienen Teile.
Sie können natürlich auch das komplette Buch kaufen.
Der Höllenmaschinist - Erzählung
112 Seiten Gedrucktes Buch EUR 7,90 E-Book EUR 3,99
Erhältlich u.a. bei Amazon
Der Trick funktionierte, die kontrollierte Atmung führte dazu, dass er sich beruhigte, dass er wieder klar denken konnte. Unbewegt stand er in der Mitte des Raumes. Mit dem Gedanken, er hätte später, wenn alles wieder normal wäre, eine tolle Geschichte zu erzählen, versuchte er sich abzulenken, sich zu trösten. Auch das funktionierte, er verspürte sogar einen Anflug von guter Laune. Was für eine Erfahrung! Damit würde er Mittelpunkt jeder Party sein, selbst in Talkshows könnte man damit auftreten. Hier im Krankenhaus befand er sich außerhalb seines Körpers, er konnte fliegen wie ein Vogel und brauchte nicht einmal zu atmen. Dagegen verblassten alle anderen Geschichten.
Doch zuerst einmal musste er sicherstellen, dass er sie später würde erzählen können. Welchen Schritt sollte er als nächstes machen? Etwas musste geschehen. Er konnte nicht ewig außerhalb seines Körpers bleiben. Das war vielleicht ungesund oder gefährlich, vielleicht würde ihm die Vereinigung sonst nie mehr gelingen. Vielleicht gab es nach dieser Erfahrung nur noch eine weitere, die man machen konnte, und das wäre dann der Tod…
Jemand musste ihm helfen. In Krankenhäusern arbeiteten viele Menschen, Ärzte, Pfleger, Verwaltungspersonal, außerdem gab es immer viele Besucher, irgendjemanden würde er schon finden. Der Höllenmaschinist hörte auf zu schweben und ging zur Tür. Der Türknauf widersetzte sich ihm. Er rüttelte und zerrte, doch nichts geschah. Neben der Tür entdeckte er einen Schalter, auf dem Türöffner stand. Er drückte drauf, doch es geschah wieder nichts.
„Verdammtes Teil! Geh endlich auf!“
Ein elektrisches Summen erklang, die Tür öffnete sich.
Der Höllenmaschinist war überrascht, dachte jedoch nicht weiter darüber nach. Auf eine Überraschung mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Draußen auf dem Flur war niemand zu sehen. Ein Servierwagen stand neben der Wand, darauf lag schmutziges Geschirr, ordentlich gestapelt.
Er ging ein paar Schritte, rief ein paar Mal laut: „Hallo.“
Niemand antwortete.
Am Ende des Flures erblickte er zwei Türen. Die eine führte ins Treppenhaus, die andere gehörte zum Fahrstuhl. Er ging hinüber, drückte auf den Knopf an der Wand, mehrfach hintereinander. Nichts passierte.
„Geh auf.“
Keine Reaktion.
„Ich befehle dir: Öffne dich.“
Noch immer geschah nichts. Der Fahrstuhl kam nicht, kein Lämpchen blickte auf, kein Surren ertönte.
„Sesam, öffne dich.“
Wieder nichts.
„Schrotthaufen.“
Er machte zwei Schritte zur Seite. Die Tür zum Treppenhaus ließ sich nicht öffnen, obwohl sie als Notausgang gekennzeichnet war. Mit aller Kraft rüttelte und zerrte er an ihr, er trat dagegen, stemmte sich mit der Schulter dagegen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Auch auf Anrufe reagierte sie nicht.
Schließlich gab er es auf. Er drehte sich um, wollte sehen, wo der Flur auf der anderen Seite hinführte. An seinem Ende leuchtete ein Licht, mitten aus der Wand heraus. Es war sehr hell und kraftvoll, dennoch blendete es nicht. Der Höllenmaschinist ging darauf zu. Auf halber Strecke blieb er stehen. Bei genauerem Hinsehen erkannte er nicht nur helles Licht, sondern auch einen dunklen Anteil. Dunkles Licht. Wie in einer Diskothek. Oder einem Theater. Hier jedoch gab es keinen Scheinwerfer, der diesen Effekt erzeugte. Das Licht kam direkt aus der Wand.
„Hallo. Ist da jemand?“
Das Licht reagierte auf seine Worte. Eine Spirale entstand. Sie waberte und rotierte.
„Was soll das?“ Angst und Verwirrung kehrten zurück. Dunkles Licht. Verriegelte Ausgänge. Und kein Mensch zu sehen.
Fortsetzung folgt.
Hier finden Sie die bereits erschienen Teile.
Sie können natürlich auch das komplette Buch kaufen.
Der Höllenmaschinist - Erzählung
112 Seiten Gedrucktes Buch EUR 7,90 E-Book EUR 3,99
Erhältlich u.a. bei Amazon