Eigentlich sollte der „Klodeckel“ diesmal an die Uni Leipzig gehen. Dort hatte das Rektorat Anfang Mai beschlossen, künftig nur noch die weibliche Bezeichnung für die Beschäftigten und Studierenden der Hochschule zu führen – egal, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt. Fördert schon das unsägliche „Gendering“ immer schwachsinnigere Begrifflichkeiten zutage, setzen die Leipziger nun mit dem feministischen Urknall dem wahnsinnigen Treiben die Krone auf. Der Preisträger dieser Woche war also fast schon gefunden. Doch dann kam Claus Kleber und löschte den letzten verbliebenen Funken Hoffnung darauf, dass die Basis journalistischer Arbeit der Wunsch nach Neutralität sein könnte. Er bekommt den „Klodeckel des Tages“ für seine Kritik an der ARD-Tagesschau, die er mit den Nachrichtensendungen „im koreanischen Fernsehen“ verglich. Es bedarf keiner besonderen Interpretationskunst, um zu schlussfolgern, dass hierbei Nordkorea gemeint war. Kleber mokierte sich über „das trockene Nachrichtenablesen“ seiner Kollegen. Dem „heute-journal“-Sprecher ist es zuwider, dass es immer noch Inseln professionellen journalistischen Wirkens gibt, von denen aus Nachrichten einfach nur übermittelt werden. Nicht auszudenken, wenn der Fernsehzuschauer durch eigenes Denken auf den Irrweg einer eigenen politischen Meinung geriete. Und wo bleibt da der große Auftritt des Moderators, der die Menschheit so gerne am Füllhorn seiner Weisheit teilhaben lassen möchte? Wie kann der Allwissende sicher sein, dass das Publikum auch den letzten Winkel seiner weltmännischen Eloquenz gemeinsam mit ihm bereist? Nein, einfach nur berichten, was es Neues gibt, ist Klebers Sache nicht. Derart profane Darbietungen erschüttern das Selbstverständnis des Mannes, der aufgrund seines Werdegangs wie kaum ein Zweiter für die hierzulande längst etablierte Unsitte des amerikanischen Nachrichtenstils steht. Dabei ist es geradezu grotesk, dass der simple Vortrag von Nachrichtenmeldungen zu banal sein soll, sich aber zugleich auch in den Magazinen der Öffentlich-Rechtlichen längst Auswahl und Präsentation der Nachrichten immer mehr am banalen Zeitgeist orientieren. Es scheint also eher darum zu gehen, die eigene Sicht auf die Welt zu etablieren. Nicht selten wird so aus der veröffentlichten Meinung irgendwann auch die öffentliche Meinung. Für die Nachrichtenformate des ZDF gilt dies in ganz besonderer Weise. Zwar hat auch die ARD ihre „Tagesthemen“, aber eben gottlob auch noch die gute alte „Tagesschau“. Natürlich gibt es auch dort keine vollkommene Objektivität, weil bereits die Auswahl und das Verfassen der Texte subjektive Einschätzungen bedingen. Doch der Erfolg zeigt, dass die Zuschauer sehr wohl Nachrichten ohne die persönliche Wertung des Moderators hören möchten. Da kann auch ein Claus Kleber wenig ändern, so gerne er das möchte. Der gibt sich unschuldig und will lediglich „moderieren und einordnen“, damit der Zuschauer die Nachrichten auch versteht. So, Herr Kleber, jetzt sag ich Ihnen mal was: Ich brauche Ihre „Einordnungen“ nicht. Schon gar nicht brauche ich eine Gehirnwäsche von einem linksverliebten Sender wie dem ZDF! Was fällt Ihnen eigentlich ein, sich zum Oberlehrer aufzuspielen, der uns dummen Zuschauern die Nachrichten erklären müsste? Gründen Sie doch eine Partei, vielleicht die „MdJ“ (Meinung durch Journalisten)? Oder stellen Sie sich auf eine Kiste auf den Marktplatz, um Ihre Meinung zu verbreiten. In den Nachrichtensendungen wollen wir, dass Nachrichten und Kommentar klar voneinander getrennt sind. Wir wollen uns selbst eine Meinung bilden. Das dürfen wir hier nämlich im Unterschied zu Nordkorea, Herr Kleber. Ob Ihnen das passt, oder nicht!
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