Der Hobbit – Smaugs Einöde

Erstellt am 12. Dezember 2013 von Pressplay Magazin @pressplayAT
Kino

Veröffentlicht am 12. Dezember 2013 | von Martina Zerovnik

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Der Hobbit – Smaugs Einöde

Der Hobbit – Smaugs Einöde Martina Zerovnik

Wertung

Summary: halb reizloser, halb spannender Teil 2 der Hobbit-Trilogie mit rasantem Aufschwung und deutlichem Schwenk zur Ringe-Saga

3

Fantasy


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Vor gut einem Jahr zog Bilbo Beutlin aus dem Auenland aus, um 13 Zwergen dabei zu helfen, das Zwergenreich Erebor vom bösen Drachen Smaug zu erlösen. Weit kam der Trupp damals nicht. Nun zieht er weiter. Teil 2 kommt in die Kinos, selbstredend unter der Regie von Ringmeister Peter Jackson.

Die Gruppe um Gandalf (Ian McKellen), Bilbo (Martin Freeman), den Erbprinzen Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und sein Gefolge in Gestalt von Balin (Ken Scott), Dwalin (Graham McTavish), Kili (Aidan Turner) & Co. befinden sich auf der Flucht vor den Orks. Ihr Weg führt sie zum Pelzwandler Beorn und schließlich in den Düsterwald, wo sie nicht nur auf Riesenspinnen, sondern auch auf Waldelben treffen. Völkchen, die ihnen beide nicht unbedingt wohlgesinnt sind. Schon gar nicht ohne Gandalf, den es derweil in anderer Mission anderswohin verschlug. Die Zwerge werden gefangengenommen, Bilbo macht sich mit seinem Ring unsichtbar, kann ihnen unbemerkt folgen und sie befreien.

Sie gelangen mit Hilfe des Widerstandskämpfers Bard (Luke Evans) in die Seestadt Esgaroth, verfolgt von Orks und den Elben Tauriel (Evangeline Lilly) und Legolas (Orlando Bloom), die beide dem Buch hinzugedichtet wurden, aber Tauriel fühlt sich nun mal irgendwie zu dem Zwerg Kili hingezogen und Legolas ist wiederum in die schöne und tapfere Tauriel verliebt, was allerdings Elbenkönig Thranduil (Lee Pace) dank Standesdünkel wenig erfreulich findet. Ohne Liebesgeschichte kommt zwar Tolkien, nicht aber Jackson aus. Mit dem Segen des Herrschers der Seestadt (Stephen Fry) bricht die Gruppe um Thorin nach Erebor auf und stellt sich dem Drachen Smaug.

Peter Jackson orientiert sich diesmal noch stärker an der Ring-Trilogie als im ersten Teil der Hobbit-Verfilmung. Auch der Umgang mit der literarischen Vorlage wird weiter gelockert. War der Charakter des Kinderbuches im Erstling noch spürbar, ist er nun völlig verschwunden. Stattdessen werden Handlung und Szenerie düsterer, bedrohlicher und auch gewalttätiger. Die Orks werden nicht nur getötet, sondern hingerichtet, die Köpfe müssen rollen. Jackson geht dieses Mal mit dem, was ihm gerne als episch zugesprochen wird – lange, wiederholte Sequenzen mit durch die Landschaft laufenden Figuren – sparsamer um. Aber auch sonst ist von Epos nichts zu merken. Vorbereitendes Erzählen, fließende Übergänge oder sonstige dramaturgische Kniffe fehlen, sodass man sich des Eindrucks nicht verwehren kann, dem Film fehle unter der Übermacht der digitalen Verspieltheit und Arbeit am Schneidetisch nicht nur die Vision sondern auch der Bezug zum Faktor Zeit.

Rasante und aberwitzige Szenen, die jedoch nicht immer sorgfältig geschnitten sind, stellen unter diesem Blickwinkel allerdings auch keine uneingeschränkte Glanzleistung dar. Die 48-Bildrate hat gegenüber dem ersten Teil an Eindruckskraft verloren. Smaug (gesprochen von Benedict Cumberbatch) sticht aus den digitalen Machenschaften aufgrund einer gewissen Detailverliebt hervor. Die Flucht in Fässern inklusive Verfolgungsjagd bietet aufwändige und technisch hoch qualitative Action in Endlosschleife, die durch wiederholte Verwendung identischer Versatzstücke unsinnig und unnötig in die Länge gezogen wird. Dramatisierung und Spektakel haben, wie bei Jackson allzu oft, keine innere Verankerung, sondern sind blasser Show-Effekt. Erfreulicher Nebeneffekt des hohen Tempos ist, dass für ein verstärktes theatralisches Auskosten einzelner Szenen offenbar die Zeit fehlte.

Dialogarmut und schwache Figurenzeichnung treten dennoch deutlich hervor. Die größte Schwäche beider bisherigen Hobbit-Teile zeigt sich erneut in Thorin Eichenschild und den Zwergen, die mit ihrem bescheidenen Dialog- und Aktionsrahmen bisweilen wie Statisten auftreten. Die Widersprüchlichkeit von Thorins Figur wird nicht ausgelebt. Die Wortkargheit Legolas ist zwar wohltuend (denkt man an die Bonmots, die ihm in der Herr der Ringe-Trilogie in den Mund gelegt wurden), verstärkt aber auch seine kriegerische Seite, so dass ihm fast so etwas wie Lust am Töten anhaftet, wie überhaupt die Orks zwar fies dreinschauen, furchteinflößend aussehen und ebenso brüllen, aber aufgrund geringer Handlung auch weniger brutal erscheinen, was einigermaßen befremdlich wirkt. Hingegen gewinnt eine andere, dem Stoff neu hinzugefügte Figur Raum, die Elbin Tauriel, die sich als Charakter mit Seelenleben entpuppt.

Die Entwicklungsmöglichkeiten der Figuren sind beschränkt, auch wenn die Geschichte – was mehr ein Running Gag als nachvollziehbar ist – von der Wandlung Bilbos vom Auenlandheimchen zum Ringträger handelt. Dadurch gehen die Eigenständigkeit und die Distanz, die das Buch Der Hobbit gegenüber den Herr der Ringe-Büchern hat, verloren. Jackson gibt der Ring-Geschichte und der Mobilmachung des Bösen immer mehr Gewicht und stellt damit einen Anschluss zwischen dem Hobbit und der Herr der Ringe-Saga her.

Smaugs Einöde ist eine für Fans würdige Fortsetzung der Hobbit-Verfilmung, deren Dramaturgie und Erzählweise sowohl Präzision als auch Zwischentöne vermissen lässt, die aber am Ende deutlich packender wird und technisch überzeugend ist. Und zuletzt entsteht auch noch das Gefühl, dass für den Abschluss der Trilogie noch mehr zu erwarten ist.

Regie: Peter Jackson, Drehbuch: Peter Jackson, Philippa Boyens, Frances Walsh, Guillermo del Toro
Darsteller: Martin Freeman, Richard Armitage, Ian McKellen, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Luke Evans
Laufzeit: 162 Minuten, Kinostart: 12.12.2013, www.thehobbit.com

Tags:3 von 5ActionActionfilmEvangeline LillyFantasyGuillermo del ToroIan McKellenMartin FreemanOrlando BloomPeter JacksonRomanverfilmungWarner Bros.


Über den Autor

Martina Zerovnik Aufgabenbereich selbst definiert als: Filmleserin. Lächelt über “Oh diese Technik [Film] ist sehr entwicklungsfähig, fast reif zur Kunst” (Döblin).