Peter Jackson ist wahrlich ein verträumter Geschichtenerzähler – und ein zu großes Kind. Seine Beschreibungen und Vertiefungen über Enttäuschung und Vergebung, voller Einsatzbereitschaft vorgetragen, sind Ausdruck eines Erzählers, in dessen Geschichten man sich fallen lässt. Man ist ihnen ausgeliefert. Reich an versunkener Unschuld, sentimentalen Gedanken und idyllischer Beschaulichkeit, dürfte dies die größtmögliche Aufrichtigkeit sein, dem Kind im Herzen immer einen Platz reserviert zu haben. Howard Shore malt im ersten Beitrag einer betörenden Flora- und Fauna-Saga ein lyrisches musikalisches, mit satten Farben ästhetisiertes Ölbild, so verschwommen wie die Erinnerung, das vom Pathos des Aufbruchs gesegnet scheint. Der Aufbruch zielt in Richtung Totalitarismus, der nur von einer demokratisch legitimierten, autonom denkenden und handelnden Staatengemeinschaft bekämpft werden kann. Es ist dieser künstlerisch tollkühne Deutungsversuch, den Peter Jackson in verschwenderischer Pracht unverstellt zelebriert und feinfühlig den kleinen Dingen kleiner Leute widmet, indem er die fragile Herrlichkeit im alltäglichen Mittelstand auskostet: Der gefühlstiefe Blick zu einem lächelnden Gesicht, das altert, obwohl es glücklich ist, ersetzt jede schwelgerische Landschaftsaufnahme. Der Film braucht seine Zeit für seine naturalistischen Selbstverständlichkeiten und politischen Verführbarkeiten, die er in einem kaum pralleren Weltentwurf vertont, der lehrt: Unser Leben ist nicht immer schlecht. Wir müssen nur ab und zu den Moment genießen. Ausgiebig.
Am Ende aller Dinge stehen sie, die Menschen, die Elben, die Zwerge. Und sind glücklich darüber, dass sie sich haben. Seite an Seite sterben sie in tiefer Freundschaft zueinander. Pessimistische Weltuntergangsstimmung beherrscht dieses epochale "Herr der Ringe"-Finale, es geht noch mehr um die seelischen Schrammen vor und nach der Schlacht. Auch wenn der Heroismus in goldgelben Farbabstufungen idealistisch wirken soll, birgt er doch nur den Tod als Bestimmung. "Die Rückkehr des König" erweist sich insofern als Kriegsmanifest, dessen Grübelei über das Leid in einer von Schönheit und Hässlichkeit bestimmten Szene kulminiert, die das Äquivalent zum Vorgängerfilm abbildet: War es dort ein Gedicht zur Kostbarkeit der (kontinuierlich zerstörten) Natur, singt diesmal ein Hobbit ein Lied. Parallel sterben Soldaten einen bestialischen Tod und der König zerquetscht Tomaten, die symbolische Blutspritzer verursachen. Die körperlich-geistige Metamorphose eines Monsters findet ihre bildnerische Entsprechung gleichfalls in der bedrückenden Anfangssequenz. Jackson gemahnt mit seiner Untotenarmee in einem zusätzlichen makabren Regieinfall an "The Frighteners" und die gewandt getimten Handlungssegmente laufen letztmalig klimaktisch zusammen. Der Neuseeländer kontrolliert überdies ein sadistisches Spiel – die Figuren kann er nicht loslassen. Nein. Das erklärt die unzähligen Versuche. Aber für einige wird die Geschichte weitergehen. Wir spielen schließlich alle die Hauptrolle in unserer eigenen.
Gesamtwertungen: 10 | 10 7.5 | 10 10 | 10