Der Hausschuh-Wichtel

Gute-Nacht Geschichte Nr. 3 : Der Hausschuh-Wichtel

von Judith Johannsen

 

Nele lauschte. War ihre kleine Schwester Marie endlich eingeschlafen? Ja, es hörte sich so an. Aus ihrem Bettchen kamen ganz regelmäßige Atemzüge. Gott sei Dank hatte Marie nicht nach Mama gerufen. Das hätte vielleicht Ärger gegeben. Marie glaubte nämlich an den Hausschuh-Wichtel. Sie hatte Nele davon erzählt und gesagt, dass er in der Vorweihnachtszeit viermal kam. Angeblich immer in der Nacht vor dem nächsten Adventssonntag. Und morgen war der erste Advent! Dieser Wichtel war winzig klein, schlich sich ins Kinderzimmer und tat ein paar Süßigkeiten in die Hausschuhe. Nele ging schon zur Schule und war nicht mehr so klein wie Marie. Sie hatte also den Kopf geschüttelt und gesagt, dass es keinen Hausschuh-Wichtel gibt. Auf jeden Fall hatte sie noch nie davon gehört! „Wohl gibt es einen!“, hatte Marie gemault. „Das hat Sunna mir erzählt! Bei ihr kommt er jede Nacht vorm Adventssonntag!“

Sunna war neu in Maries Kita. Und Sunna kam aus Island. Nele überlegte, ob es dort wohl Hausschuh-Wichtel gab? Jedenfalls hatte Marie ihre kleinen Hüttenschuhe ordentlich ans Bett gestellt. Wahrscheinlich hoffte sie, dass dieser isländische Hausschuh-Wichtel auch zu ihr kam. Schließlich war sie ja Sunnas beste Freundin!

Nele dachte nach. Was sollte sie tun? Natürlich könnte ihr die ganze Sache egal sein. Sie könnte sich einfach umdrehen und einschlafen. Dann wäre am anderen Morgen nichts in Maries Hausschuhen und sie könnte sagen: „Siehst du, ich hatte recht! Es gibt keinen Hausschuh-Wichtel!“ Sie könnte aber auch etwas anderes tun: Sie könnte selbst den isländischen Hausschuh-Wichtel spielen! Sie könnte leise aufstehen und an den Schrank gehen. Darin war ihr Teller mit Süßigkeiten. Nele machte sich nicht viel aus Schokolade und Bonbons. Wenn die Tanten zu Besuch kamen, brachten sie Naschzeug mit und auch die Nachbarin schenkte ihr oft etwas. Nele aß kaum davon. Meistens tat sie die Sachen auf ihren Sammelteller im Schrank. Marie dagegen war eine Naschkatze. Eh man sich versah, hatte sie ihre Süßigkeiten aufgegessen. Nele schob die Bettdecke beiseite und stieg aus dem Bett. Sie ging zum Schrank und öffnete leise die Tür. Dann nahm sie ein paar Leckersachen vom Teller. Behutsam schloss die Tür wieder und schlich zu Maries Hüttenschuhen. In jeden legte sie etwas hinein.

Als Nele wieder im Bett war, lächelte sie. Sie konnte sich alles genau vorstellen: Marie würde morgen Früh in ihre Schuhe greifen und die Süßigkeiten finden. Sie würde sich riesig freuen und wild durchs Zimmer hüpfen. „Juchhe, juchhe“, würde sie jubeln, „es gibt einen Hausschuh-Wichtel! Er war heute Nacht bei mir!“ Nele spürte, dass sie sich ebenfalls freute. Von jetzt an würde sie in jeder Nacht vor dem Adventssonntag ein paar Sachen in Maries Hausschuhe legen. Sie drehte sich zufrieden zur Seite. Es war egal, ob es in Island einen Hausschuh-Wichtel gab oder nicht. Wichtig war, dass Nele von nun an Maries Hausschuh-Wichtel war!

 


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