Der gutgemeinte Jugendschutz

Von Mark Petersen @der_aufschrei

©iStock.com/rejeanperreault

England und Island sind die Vorreiter gegen die verbreitete Pornographie im Internet. Im letzten Jahr beschloss das britische Parlament den berüchtigten Pornofilter, um der Jugend mehr Schutz im Internet zusichern zu können. Zwar gibt es noch kein offizielles Gesetz, die Provider erklärten eine freiwillige Selbstverpflichtung. Das Ergebnis ist noch schlechter als angenommen.

Der Aufschrei in Großbritannien war laut gewesen, als David Cameron seinen Pornofilter erklärte. Um im Jugendschutz einen Erfolg vorweisen zu können, sollten die Provider der Pornographie im Internet den Saft abdrehen. Lediglich Erwachsene können diesen Filter nach einem verifizierenden Telefonat umgehen… siehe Das Ende der Pornographie
Doch dieser Filter funktioniert noch viel schlechter, als die Kritiker befürchtet hatten. Viele Fehler schleichen sich ein und diese haben absurde Folgen. In der letzten Woche wurden vom Provider Sky etliche Seiten blockiert, die gar nichts mit Sexualität zu tun hatten. Durch die fehlende IP-basierte Listensperrung kommt es bei der Wortfilterfunktion zu skurrilen Ergebnissen. So wurde die Seite der Parlamentsabgeordneten Claine Perry gesperrt, die sich immer zu den Befürwortern der Netzzensur bekannt hatte. Dadurch waren einige Begriffe wie Sex und Pornographie auf ihrer Seite zu finden, und die Filterfuntion schlug zu.

Besonders Opferverbände und Wohltätigkeitsorganisationen mussten unter der Zensur leiden. NSPCC – die sich gegen Kindesmisshandlung einsetzt – war ebenso nicht mehr aufrufbar wie einige Aufklärungsseiten und Angebote für Vergewaltigungsopfer. So mussten Betroffene in den letzten Wochen komplett auf Hilfe aus dem Internet verzichten. Dies ist ein Unding! Besonders kurios wurde es, als Update für Computerspiele nicht mehr zum Download zur Verfügung standen, weil im Dateinamen aus Zahlen und Buchstaben “Sex” hintereinander zu finden war. Es ist aber nicht nur die Pornographie,auch Inhalte zu Alkohol, Waffen oder Gewalt können gefiltert werden. Diese Begriffe aber kann der Kunde selber einstellen.

Ich bleibe dabei, dass dieser Pornofilter in der heutigen Zeit nur wenig nutzen hat. Die hier genannten Probleme werden weiterhin Bestand haben, denn die Sexanbieter werden schon lernen, wie sie die Sperre umgehen können. Dabei wird die Liste der Möglichkeiten immer länger und Jugendliche wissen schon heute, wie das geht. Es ist eine Jagd zwischen Hase und Igel, die viel Geld kostet und Kollateralschäden verursachen wird.

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Joern Petersen