Der gute Herr Spietzl

Der gute Herr Spietzl Der gute Herr Spietzl hat’s gut. Er kann sich an nichts mehr erinnern. Und seine Handschrift war nie sonderlich gefestigt. Es gibt Stunden, da überzeugt er sich, eine Erfi ndung zu sein. Das heißt, es hat die anderen nie gegeben. Aber wenn er sich seiner Frau nähert, wird er noch immer groß und kein Stress knickt ihn ein. Er hat keinem geschadet, was auch immer das bedeutet hätte. Nur die Wahrheit. Es gab nie eine Klage, er war zuverlässig. Nur die Wahrheit. Und er wird nicht plaudern. Wie sollte er denn aufhören können, wenn er einmal damit angefangen hat. Und nur die Wahrheit. Nur die Wahrheit, denkt er manchmal, wenn er denkt, auch wenn er nie genau weiß, ob er denkt, wenn er denkt, dass er denkt, aber nur die Wahrheit war zu wenig. Aber damit ist nicht gesagt, dass er nicht gelogen hätte. Außerdem hat er eine Medaille bekommen. Vielleicht auch eine mehr. Aber wen geht das was an. Einmal gab’s einen Freund. Da war’s zum einen leichter, zum andern schwerer – schließlich, nur aus Scheiße ist auch der gute Herr Spietzl nicht gebaut. Und der hat’s überlebt und er hat’s überlebt. Und war ja auch da nur die Wahrheit. Oder nicht? Schließlich war’s ein Freund einmal, da ist man sich was schuldig. Aber die Kinder! Ach, die Kinder, denkt Spietzl manchmal, wenn er denkt, auch wenn er nie genau weiß, ob er denkt, die Kinder sind ein hartes Brot. Seit sie’s wissen, schließen sie die Türen ab hinter sich, wenn’s zum Schlafen geht. Aber wenn er sich der Frau nähert, wird er noch immer groß. Und er würde es ihr auch machen, wenn sie sich Rasierklingen ins Loch pfl anzen täte, das ist er ihr schuldig. Weil sie’s doch wusste, die Wahrheit und das bisschen mehr noch. Aber dass er’s nicht wieder und nicht noch mal und überhaupt nicht tut, das lässt er nicht zu, der gute Herr Spietzl. Es gibt keinen Grund, die Ohren außer Gebrauch zu stellen, nur weil’s Hinhören Lauschen heißt. Nur einen andern Namen, den täte er dann gern wählen. Damit, wenn’s wieder einmal so kommen sollte, dass es hieß geklärter Deckname, vom Blatt, wo der draufsteht, dann wenigstens ein Schreck ausgeht als letztes. Oder so. Ein Name, der stinkt, der beißt, der Angst macht. Aber wenn Spietzl an so einen Namen denkt, manchmal, wenn er denkt, dass er denkt, auch wenn er nie genau weiß, ob er denkt, dann fällt ihm keiner ein. Aber er will nicht, dass das ein Problem für ihn wird. Sollte seine Zeit noch einmal wiederkommen – und warum sollte sie’s nicht? –, dann wird Rat werden. Spietzl ist zuversichtlich, auch wenn man’s ihm nicht ansieht. Ja, der gute Herr Spietzl steht mit beiden Beinen fest auf gutem Grund. Und in dem Metier spricht’s sich schlecht von Traditionen, aber man kennt sich aus darin – davon sollte man immer ausgehen. Und die Hacken zusammenknallen, das Kinn vorrecken und einen steifen Arsch machen, das bringt er noch, der Spietzl, der gute Herr, auch wenn’s nie Pfl icht war und nie Kür, zu jeder Zeit. Und sowieso, Opfer war auch er. Oder hat er’s sich nicht abgerungen, die ehrlichen Berichte, die Zuträgereien, die schlitzohrigen Tändeleien. Und ums Brotverdienen war’s nicht. Das wäre nicht zumutbar, diese Wahrheit immer, einem mit weniger Kraft. Und Spietzl, der gute Herr, steht noch voll im Saft. Nur mit dem Mond, wenn der so selbstsicher Sonne spielt des Nachts, macht er sich Probleme. Der weiß was und zuviel. Denn dem Mond kann er nicht ins Auge sehen. Der misstraut ihm. Und den bringt er nicht vom Himmel. Mit keiner Wahrheit und mit keiner Lüge. Hätten sie also beizeiten den Mond abgeschaff t? Vielleicht wär’s anders gekommen und geblieben wie es war? Aber jammern hilft nicht. Und er tut’s ja auch nicht. Denn ihm geht’s gut, dem guten Herrn Spietzl.

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