Der grosse Betrug mit Burnout?

Von Die Angelones @DieAngelones

Nicht nur Manager können von “Burnout” betroffen sein. Auch Eltern können aufgrund von dauerndem Stress bei der Arbeit und im Familienleben “ausbrennen”: morgens kommt man nur schwer aus dem Bett und könnte den ganzen Tag schlafen. Viele sind über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen und empfinden eine allgemeine Lustlosigkeit und leiden unter Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Fieberzustände.

Kennen wir das nicht alle auch? Haben wir diese Symptome nicht alle auch schon gehabt? Hatten oder haben wir also alle ein Burnout? Und: war das viel früher auch so? Hatten unsere Eltern und Grosseltern alle auch ein Burnout?

Es ist anders, als wir denken, meint die Ärztin, Psychotherapeutin und Unternehmens-beraterin Martina Leibovici-Mühlberger in ihrem neuen Buch Die Burnout Lüge: “Die Art von Burnout, die unser Gesundheitssystem immer öfter diagnostiziert, gibt es gar nicht. Sie dient bloss der Gesundheits- und Wellnessindustrie, die damit viel Geld verdient, und uns allen, weil wir uns so nicht dem wahren Problem stellen müssen. In Wirklichkeit sind weder persönliche Überlastung noch schlechte Arbeitsplätze schuld an der um sich greifenden Schwäche, sondern eine Gesellschaft, die schon viel zu lange statt auf Vertrauen auf Reglementierung, Normierung und Kontrolle der Lebendigkeit setzt. Das, was Leben ausmacht, das Dynamische, Unvorhergesehene, Herausfordernde, das Bewährung und Anpassung und kreative Lösung fordert, haben wir wegrationalisiert. Doch genau das ist das Grundgesetz der Evolution. Wenn wir uns dem widersetzen, rationalisiert die Evolution uns weg. Burnout-Patienten sind damit Vorreiter eines Systemcrashs, doch wir sehen die Warnung nicht.”

“Work, pray, love” empfiehlt drum Leibovici-Mühlberger: Statt Pause machen arbeiten, aber das richtige, dazu spirituelle Entfaltung und Liebe, aber nicht als Gefühl, sondern als Lebenshaltung.”

Wenn ich ein bisschen länger darüber nachdenke, so glaube ich bald auch, dass es nicht der Schlafmangel oder der Stress mit Kindern ist, der uns innerlich ausbrennt, sondern die heute damit gekoppelte gesellschaftliche Erwartung, als Eltern und Familie auch noch alles perfekt machen zu müssen. Irgendwie scheint mir die Argumentation schon in die richtige Richtung zu gehen.

Was denkt Ihr? Was genau soll Burnout sein? Bilden wir uns Burnout nur ein oder sind wir am Ende gar alle davon betroffen? Und: müssten wir also “nur” lernen, uns mit kreativen Lösungen den Herausforderungen des Lebens besser zu stellen bzw. müsste eben die Gesellschaft dies besser zulassen und ermöglichen? WAS genau schwächt uns wirklich und  WIE können wir (wieder) lernen, stark zu sein?

Das Buch, das einen Tabubruch in der Diskussion um Burnout darstellt, erscheint nächste Woche.