Der Gröfaz: “Er ist wieder da” – ein Buch von Timur Vermes

Von Politropolis @sattler59

„Er ist wieder da“ heißt der Bestseller, welcher nun die Verkaufslisten im Sturm (oder auch im Blitzkrieg) erobert. Beim Lesen des Titels keimte in mir schon die Frage auf, ob ER denn jemals weg gewesen ist. ER ist nämlich kein geringerer als Adolf Hitler persönlich.

“Er ist wieder da” – Ein Buch, mit dem man gerne lacht, aber möglicherweise Schwierigkeiten dabei empfindet.

Eben jener erwacht mitten in Berlin des Sommers 2011. So beginnt die Odysee des Führers, umgeben von Graffiti, türkischer Subkultur, Media Markt-Prospekten und Blitzreinigungen.

Geschrieben ist Timur Vermes’ Roman aus Sicht des Gröfaz selbst, allerdings in einem besseren und frischeren Schreibstil als der Braunauer Schreihals in seinen Schriften einst an den Tag legte.

Schwieriges Lachen

Es ist schwer, etwas zu diesem Buch zu schreiben, ohne sich vom Leser dieser Kritik etwas anlasten zu können. Wohlwissentlich beschreibe dennoch meine Eindrücke dahingehend, wie sie sind: Es ist erstaunlich, dass man nicht nur über – sondern explizit mit – Hitler lacht. Am Anfang macht man die Beobachtung, dass er äußerst medienkritisch die heutige TV-Landschaft durchleuchtet und letztlich mischt er selbst mit als ungewollter Comedian – fernab eines Mario Barth. Seine flammenden Tiraden ernten Heiterkeit und Applaus, somit fühlt Adolf sich bestätigt und in seinem Denken und gerechtfertigt, wieder bei Null anzufangen und Deutschland eine neue Hoffnung zu geben. Jedes an ihn gerichtete Wort deutet er als Anerkennung seiner Sache. Er gerät ins Kreuzfeuer der Medien, startet im Interview einen argumentativen Blitzkrieg gegen die BILD und als Leser ertappt man sich frei der eigenen Prägung immer wieder dabei, wie man dem gescheiterten Führer recht gibt. Das allerdings nur solange, bis die Maskerade ein Ende findet und der Autor Vermes es schafft, trotz aller geschaffener Sympathie zum Diktator das Konstrukt zu zerschlagen, dass  man sich bewusst wird, um wen es sich nichtsdestotrotz beim Protagonisten handelt.

Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Karrikatur

Bunte Plastiktüten als Erfindung der IG Farben, technische Errungenschaften in Form eines Handys durch die Firma Siemens, das Wortspiel aus „Enzyklopädie“ und „Wikinger“ beim Begriff Wikipedia.

Kulturelle, gesellschaftliche und politische Themen werden gleichermaßen behandelt wie karikiert. Zu aller Überraschung liest sich der Roman auch noch äußerst authentisch und ergibt sich entgegen meiner ersten Befürchtungen nicht in hollywoodklischierter Niveaulosigkeit. Hinzu kommt eine geballte Kritik an das Merchandise Hitler, dem popkulturellen Superstar der Geschichtsschreibung.

Fazit: Der Erfolg des Buches, welches es zum Preis von 19,33 €  beim Buchhändler gibt (man achte auf die Zahl), sei ihm auf alle Fälle beschieden. Historische Verantwortung darf auch durchaus lustig sein.

Ein Beitrag vom “stadtguerillero”
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Im Interview: Christoph Maria Herbst, der Sprecher der Hörbuchausgabe von – »Er ist wieder da«
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Quellen – weiterführende Links

Buch:
“Er ist wieder da” von Timur Vermes, die gebundene Ausgabe hat 400 Seiten, Verlag: Eichborn Verlag; aktuelle Auflage: 13 (8. Februar 2013), ISBN-10: 3847905171, ISBN-13: 978-3847905172
Auch als Hörbuch erhältlich.

(1) Wikipedia über den Ausdruck “Gröfaz”
(2) Video, Interview mit Christopf Maria Herbst, youtube.com, Uploader BasteiLuebbe
Foto: “Buch” by Rainer Sturm, http://www.pixelio.de