Der Große Umzug: Abschlussbericht

Heute, am 9. März 2017, um 9 Uhr und 17 Minuten, habe ich bei meinem alten Provider Domainfactory meinen Vertrag gekündigt. Der feierliche Moment endete im Gelächter: Die Kündigungsfrist beträgt 2 Monate, ich hätte also schon zu Beginn der ganzen Angelegenheit kündigen können und müsste jetzt nicht noch einmal 150 Euro für nichts und wieder nichts zahlen. Es ist das passende Ende dieser Mammutaktion, die von Pleiten, Pech, Pannen und viel Lernen begleitet wurde. Ich erzähle euch jetzt den Schluss dieser Geschichte, und ich denke, es wird weniger Technobabble sein, als viel mehr Dinge, die man auch verstehen kann.

Am 23. Februar war es, dass ich das große Archiv von Marnews rettete. Es war ein Tag, der mich sehr viel Nerven gekostet hat. Natürlich war es ein Donnerstag, um mit Douglas Adams zu sprechen, der Donnerstage offenbar überhaupt nicht leiden konnte, trotzdem brachte ich ihn zu einem erfolgreichen Ende. Mir war klar, dass der nächste große Batzen der tatsächliche Umzug des Ohrfunks sein würde, aber ich dachte mir, dass ich ihn gut vorbereitet hätte. Vorher schrieb ich meinen zweiten Teil des großen Umzugs und machte mich am Morgen des 24. Februar daran, für die HU Marburg eine Informationsmailingliste einzurichten. Neu an dieser Liste war, dass es ein Newsletter sein sollte. Nur ganz wenige Adressen sollten Schreibrecht haben. Ich las mich ein wenig in die dürftige Dokumentation zur Mailinglistsoftware Majordomo ein, die es bei unserem neuen Provider gibt, und war sicher, es hinzukriegen, wenn auch etwas umständlich. Ich baute eine Liste, setzte sie auf „moderiert“ und benannte einen Moderator. Leider, so stellte ich fest, konnte ich nur eine einzige Mailadresse als Moderator benennen, nicht mehrere. Also musste eine Person alles genehmigen und freischalten, was von irgendwem in der Liste geschrieben wurde. Ich richtete die Liste also ein und gab Franz-Josef Hanke die Zugangsdaten. Die Idee war, dass er nun eine Nachricht an die Liste schrieb, sie zu ihm zurück kam, und er sie dann bestätigen musste als Moderator. Doch der Majordomo sendete keine Nachricht an ihn zurück, und seine Nachricht an die Liste wurde auch nicht veröffentlicht. Ich ging die ganze Konfiguration des Majordomo durch, fand dabei sogar noch einen kleinen Fehler, doch wieder kam die Nachricht bei ihm nicht an. Den ganzen Nachmittag des 24. Februar habe ich nach Fehlern gesucht, und es hat nicht funktioniert, ich habe die Fehler nicht gefunden. Franz-Josef Hanke verständigte daraufhin seinen Bruder, der ihm auch schon Mailinglisten eingerichtet hatte, und schilderte ihm das Problem, so gut er konnte. Ich hatte derweil schon wieder ein anderes Problem. Wenn ich von unserem neuen Server aus Mails an Leute schickte, die noch auf dem alten Server waren, aber demnächst umziehen sollten, kam meine Mail bei ihnen nicht an. Das stellte ich fest, als ich meiner Liebsten nicht mal einen Artikel schicken konnte, den ich für sie aus dem Internet gezogen hatte. Ich konnte an die ganze Welt schreiben, doch nicht an die Leute, die eine Mailadresse beim Arbeitskreis barrierefreies Internet hatten, und, was das betraf, auch nicht an die Mailadresse von Franz-Josef Hanke bei der humanistischen Union. Beide Domains sollten demnächst auf den neuen Server umziehen. Ich hatte die Idee, dass unser alter Provider Mails von unserem neuen Server sperrte, um uns für den Umzug zu bestrafen, aber irgendwie konnte ich mir das auch nicht vorstellen.

Also las ich noch einmal alles, was ich bei unserem Provider über Mailinglisten finden konnte. Dabei stieß ich auf das sogenannte „Greylisting“ bei unserem Majordomo-Server. Kurz gesagt macht das folgendes: Wenn der Mailinglistserver eine Mail erhält, schickt der erst einmal eine Mail an den Sendeserver zurück und fragt, ob es ihn wirklich gibt, ob er ein richtiger Mailserver ist. Spamserver antworten in der Regel nicht darauf, sie wollen nicht wiederentdeckt werden. Richtige Mailserver antworten, und dann erst wird die Mail in die Liste gestellt. Sie wird also verifiziert, das kann schon mal ein paar Minuten dauern. Ich sah, dass Mails an Mailinglisten mit Verspätung ankamen, und dadurch kam ich auf dieses Phänomen. Den Morgen des 25. Februar, der eigentlich frei sein sollte, verbrachte ich damit, mich über dieses Greylisting zu informieren und mir Gedanken darüber zu machen, ob der Mailserver unseres alten Providers vielleicht keine Bestätigungsmail schickte und deshalb die Mails nicht ankamen. Doch diesen Gedanken verwarf ich wieder. Nun war mir aber klar geworden, dass Franz-Josef die Mails für die Moderation der Mailingliste deshalb nicht bekommen hat, weil er mit seiner Moderationsmailingliste noch auf dem alten Server war. Also trug ich mich selbst als Moderator ein, und siehe, ich bekam die Mails von Majordomo und konnte Franz-Josefs Mail freischalten. Ein sehr umständliches Verfahren. Die Frage, warum auf unserem alten Server keine Mails von unserem neuen Server eingingen, war damit allerdings immer noch nicht beantwortet, und auch Franz-Josefs Bruder konnte uns nicht helfen. Ich bat meinen Freund Eckart, bei Domainfactory alle Spam-Regeln auszuschalten, die das Ankommen von Mails von all-inkl.com verhindern könnten, aber auch das half nicht. Wir waren ratlos. Auch den Morgen des 26. Februar, immerhin ein Sonntag, brachte ich mit Fehlersuchen zu, und wenn ich mir heute meine 20 testnachrichten durchlese, spüre ich wieder, wie genervt und verzweifelt ich war.

Aber dann kam mir plötzlich der Geistesblitz. Ich hatte es ersmals bemerkt, als ich an meinen Freundeskreis schrieb, als der vor einigen Tagen umgezogen war. Der Umzug vollzieht sich ja technisch so, dass ich die neue Domain zunächst einmal im Kundenadministrationssystem anlege, auch Mailadressen und alles, und dann erst ihre Übernahme vom alten Server beantrage. Eigentlich sollten die von mir angelegten Mailadressen erst nach der Übernahme funktionieren. Dem ist aber nicht so. Franz-Josef zum Beispiel hat eine Mailadresse buergerrechte-at-hu-marburg.de. Die lag noch auf dem alten Server, die HU war noch nicht umgezogen. Aber im neuen Kundenadministrationssystem hatte ich die Domain schon angelegt, und er hatte auch die Mailadresse desselben Namens wieder eingerichtet, nur solte sie eben noch nicht funktionieren: Etwa wie ein Kühlschrank, der zwar schon Fächer hat, aber noch nicht am Strom angeschlossen ist. Aber eine Quelle gab es, die ihre Mails nicht mehr an den alten, sondern munter schon an den neuen Server schickte, und zwar alle, die selbst bei unserem neuen Provider waren, so auch der Majordomo. Fazit: Alle Mails, die von den Mailinglisten geschickt worden waren, lagen in dem noch nicht benutzten Postfach des neuen Servers herum. Nach dem Umzug, und nach der Neueinrichtung der Mailadressen in Outlook oder Thunderbird fanden wir später all diese scheinbar verschollenen Mails in unseren neuen Postfächern vor. Das wurde mir an diesem Mittag klar, dagegen tun konnte ich allerdings nichts, außer schnell umzuziehen.

Nun musste ich erst einmal wieder ein paar Dinge für den Ohrfunk tun. Derweil ging der Umzug anderer Domains nahezu geräuschlos weiter: Der marburger Tauschring verschwand endgültig, das war schwierig, weil er beim alten Provider blieb und es viel schwieriger war, innerhalb des Providers umzuziehen, als sich eine völlig neue Netzheimat zu suchen. Außerdem richtete ich die letzten Mailpostfächer auf dem neuen Akbiserver ein. Darüber vergaß ich vollkommen, einen politischen Kommentar für den Ohrfunk zu schreiben. Der ist immer bis Montagsabends fällig, aber diesmal verschwitzte ich ihn total, vor allem wegen der Mailproblematik. Daran sieht man, wie ich drauf war.

Den Vormittag des 28. Februar verbrachte ich mit dem Umzug des Akbi. Dabei war es nicht damit getan, die Domain umzuziehen. Es gibt einige Leute, die auf akbi.de ihre Privatmailadressen haben, sie aber nicht selbst in ihren Mailprogrammen einrichten können. Das machte ich dann. Per Fernsteuerung ging es nach Bielefeld, auch bei meiner Liebsten musste die Adresse eingerichtet werden, Eckart half meinem Freund Thorsten. Eigentlich wollte ich dann auch schon die Akbi-Webseite aufsetzen, aber der Umzug ging so langsam, dass ich das WordPress-Blog den ganzen Abend über noch nicht aufrufen konnte, um es zu konfigurieren. Also bereitete ich den Ohrfunkumzug vor. Mit meinem Kollegen Robbie Sandberg informierten wir das Ohrfunkteam über den bevorstehenden Umzug, und ich teilte jedem seine neuen Mailadressdaten mit. Robbie wollte sich hauptsächlich darum kümmern, dass die Mailadressen bei den einzelnen Leuten auf den Rechnern eingerichtet wurden, weil ich genug zu tun hatte. Auch gab es an diesem Abend die ersten Beschwerden, warum Mails nicht ankamen. Es waren Leute, die gerade mit Akbi umgezogen waren, und dieser Umzug hatte sich noch nicht auf der ganzen Welt herumgesprochen. Ich musste sie um Geduld bitten, ein Domainumzug kann bis zu 48 Stunden dauern.

Als ich am nächsten Morgen, dem 1. März, gegen halb fünf wieder auf den Beinen war, konnte ich die Akbi-Webseite aufsetzen. Das war meine erste Arbeit, und natürlich hatte ich darin schon Routine. Als ich damit fertig war, zog ich automatisch den FTP-Server des Ohrfunks auf den neuen Server um. Das dauerte zwar knapp 2 Stunden, aber es verlief ausnahmsweise reibungslos. Es konnte mit einem Tool bei unserem neuen Provider gemacht werden, und ich brauchte nur zuzuschauen. Das war eine echte Wohltat. Auf dem Ohrfunkserver liegen die Sendungen der nächsten Tage, jeder Redakteur hat ein Verzeichnis, die Sendesoftware in der neuesten Version, Beiträge für die Infosendungen und die Sendeautomation, die natürlich auch auf dem neuesten Stand ist, rund 35 GB. Das alles wurde einfach übertragen, während ich die Daten für den neuen FTP-Server den Ohrfunkkollegen mitteilte. Danach konnte ich in aller Ruhe zum Frühstück bei Franz-Josef Hanke gehen und den Lagebesprech aufnehmen.

Mittags halfen Eckart und ich zunächst Franz-Josef, seine Mailadressen richtig einzurichten, dann fuhren wir zu einer Freundin, die einige Wochen nicht in Marburg ist, aber auch eine Mailadresse bei Akbi hat. Einen Tag zuvor hatte meine Liebste einige Stunden bei ihr verbracht und die letzten Mails von ihrem alten Konto abgeholt, jetzt richteten wir ihr das neue Konto ein. Als sie einige Tage später zurückkehrte, merkte sie vom Umzug nichts, was ich guten Service nenne, ohne uns loben zu wollen.

Natürlich gibt es auch immer mal wieder Kleinigkeiten zu machen. Am Nachmittag dieses 1. März zum Beispiel musste ich einige Texte, die ich für Akbi geschrieben hatte in den letzten Jahren, ins neue Blog übertragen. Dazu musste ich mir ein Konto anlegen und versuchen, das Bloggen per Mail zu aktivieren, weil das für mich eben einfacher ist. Es gelang schließlich, aber es kostete halt Zeit. Mein Gefühl war, dass ich die Augen zukneifen und einfach weitermachen musste, das Ende sei in Sicht, wenn es auch noch etwas mehr als eine Woche dauern werde. Nur nicht aufgeben, dachte ich mir. Ich gestehe: Hätte ich zu diesem Zeitpunkt eine Pause eingelegt, weiß ich nicht, ob ich wieder angefangen hätte. Mir hing diese Arbeit echt zum Hals heraus!

Der Ohrfunk zog an diesem Nachmittag endgültig um, und damit begann der große Horror, bei mehr als 20 Leuten neue Mailadressen und Serverzugangsdaten einrichten zu müssen. Es war gut, dass der alte Server, weil er auf einer anderen Domain lief, noch ein paar Tage parallel laufen konnte, damit die, die ihre Sendungen noch nicht auf den neuen Speicherplatz laden konnten, immer noch den Alten hatten. Das war kein Dauerzustand, aber für ein paar Tage war es in Ordnung.

Als letztes an diesem Abend produzierten meine Liebste und ich für das Wochenende die Hörspielsendung für den Ohrfunk. Das musste jetzt schon sein, weil meine Liebste das Wochenende im Ruhrgebiet bei ihrer Familie war. Für mich war das ein Segen, ich hatte sehr viel zu tun.

Bis 0 Uhr saß ich dann noch am Rechner und beantwortete Supportfragen bei der Einrichtung des FTP-Servers und der Mailadressen, und es kamen einige. Meistens konnte ich helfen. Ich war hundemüde, immerhin arbeitete ich seit morgens halb fünf mit kurzen Unterbrechungen. Auch in dieser Nacht bekam ich nicht viel Schlaf. Meine Liebste musste um 5 Uhr aufstehen, und es ist eine Regel für mich, dass ich dann dabei bin und einen Kaffee koche und das Frühstück mache.

So saß ich denn am 2. März ab 6 Uhr 15 wieder am Computer. Erst hatten noch einige Leute beim Ohrfunk Probleme, denen ich helfen konnte, dann widmete ich mich dem nächsten Projekt. Ich habe eine Domain mit Mailinglisten, wo jeder sich sozusagen eine Mailingliste für einen bestimmten Zweck bestellen kann. Dort liegt eine Führhundhaltermailingliste, die jetzt auch umziehen musste. Ich übernahm die Domain und baute die Liste mit Majordomo wieder neu auf. Das dauerte seine zeit, und ich stellte fest, dass es noch eine zweite Liste gab, die ich ganz vergessen hatte, über die eine Bekannte ihre persönlichen News schickte. Ich baute sie auf, nur um dann auf Nachfrage zu erfahren, dass sie diese Liste gar nicht mehr nutzte und ich mir die Arbeit umsonst gemacht hatte. Dann meldete sich mein Chef beim Ohrfunk und erinnerte mich daran, dass unsere externen Beitragszulieferer einen extra FTP-Zugang brauchten, den ich schnell einrichten müsste, was ich dann auch tat. Weil ich so schlecht geschlafen hatte, legte ich mich für zwei Stunden aufs Ohr, und beim Aufstehen knackte es, und mein erst im Januar gekauftes Bett ging kaputt. Da musste ich mich auch schnell um Reparatur kümmern. Nur keine Müdigkeit, nur keine Pause. Einige Ohrfunkleute versuchten, sich mit unserem Server als Netzlaufwerk zu verbinden. Mit einem Netzlaufwerk wird der entfernte Server so behandelt wie eine angeschlossene Festplatte, man kann also auf dem entfernten Server zum Beispiel mp3-Dateien abspielen und so weiter, sie kriegt auch einen Laufwerksbuchstaben. Aber bei einigen Leuten klappte es nicht, und ich gab Tipps, glich die Daten noch einmal ab und half, wo ich nur konnte.

Natürlich kam zwischendrin auch mal wieder eine Domainkündigung vorbei, oder ich musste mit Domainfactory noch mal verhandeln, eine Domain zu einem bestimmten Zeitpunkt zu löschen, aber das war alles Kleinkram. Außerdem wurden weitere Domains von Franz-Josef Hanke auf den neuen Server gezogen.

Am nächsten Morgen, dem 3. März, meldete sich mein Freund Rüdiger. Er wollte, weil Eckart aus Gesundheitsgründen ein paar Tage ausfiel, unserer Freundin Mirien helfen, die vor ein paar Tagen nach Brasilien gegangen war. Sie hatte eine Akbi-Mail-Adresse, und die musste eingerichtet werden. Wir bildeten eine Telefon-Computer-Kette. Rüdiger verband sich mit Miriens Rechner via Fernsteuerung, telefonierte gleichzeitig mit ihr und auf der anderen Seite mit mir. „Ich sehe toll aus mit zwei Telefonen am Ohr und einer Tastatur vorm Bauch“, sagte er. Natürlich dauerte das Einrichten von Mailingliste und FtP-Zugang länger als erwartet, weil wir erst nach einer ganzen Weile bemerkten, dass wir falsche Daten immer und immer wieder ins Mailbenutzername-Feld eintrugen. Letztlich aber waren wir erfolgreich.

Weil ich nichts zu tun hatte, richtete ich das Blog und die Seite für die Humanistische Union Hessen ein. Allerdings schwor ich mir, dass es vorläufig das letzte Blog war, das ich einrichten würde. Danach setzte ich mich wieder an die Beantwortung von Anfragen, warum dies nicht und jenes nicht klappte. Dabei hatten einige Ohrfunkkollegen durchaus erfolg, doch Kollege Claus meldete sich und sagte, dass er nicht auf den FTP-Server zugreifen könne, obwohl ihm eine echte Computerexpertin helfe, aber es gehe einfach nicht, obwohl er die richtigen Daten habe, und was er denn nun tun solle. Zunächst sagte ich ihm, er solle sich an Robbie wenden, der wolle ja in solchen Fällen helfen. Aber nach 10 Minuten überlegte ich es mir anders. Wir mussten schnell alle Ohrfunker auf den neuen Server bekommen, und ich wollte nicht noch Tage warten. Also sagte ich der Computerexpertin, die ihm half, sie solle mich anrufen. Und das tat sie dann auch. Über 2 Stunden lang haben wir versucht, einfach einen FTP-Zugang zu öffnen. Das ist eine Sache, die dauert normalerweise vielleicht 30 oder 40 Sekunden, aber es funktionierte nicht. Auch die nette Computerexpertin, die wirklich eine ist, kam nicht dahinter, und auch ich war ratlos. Nach 2 Stunden, es war inzwischen 22 Uhr, vertagten wir uns auf den nächsten Tag. In meinen Mails fand ich eine Frage von meinem Chef, warum er denn keine Mails an unseren Newsletter verschicken könne. Da begriff ich, dass ich die Newsletter-Mailingliste für den Ohrfunk noch gar nicht aufgesetzt hatte. Ich schrieb zurück, dass ich zu müde sei, das jetzt noch zu machen, und dass wir dann halt diese Woche keinen Newsletter hätten, aber es ließ mir keine Ruhe. Und so richtete ich den Newsletter noch ein, auch wenn es verdammt spät war. Auch dies wurde eine moderierte Liste, bei der nur einer Schreibrecht hatte, was immer etwas knifflig ist. Aber es gelang, und der Newsletter wurde veröffentlicht. Gegen Mitternacht ging ich schlafen.

Um halb sieben Uhr morgens am 4. März 2017 fand ich in den Mails drei wütende Bitten, der Ohrfunk möge doch die Leute aus dem Newsletter entfernen. Das machte ich dann, es war noch niemand anders wach, und außer mir kann noch keiner mit dem Majordomo umgehen. Meine Freundin Mirien schrieb aus Brasilien, was bedeutete, dass ihre Umstellung geklappt hat, und ich antwortete ihr. In diesem Brief spiegelte sich meine Stimmung wieder, drum zitiere ich ein paar Sätze: „Ja, in Marburg regnet es, mal sind es 2, mal 10 Grad, aber es regnet, darauf ist echt verlass, genau wie darauf, dass ich hier immer noch von morgens bis abends sitze und mit Domains, Mailpostfächern und Mailinglisten umziehe. Inzwischen ist die Phase angebrochen, in der ich einzelnen Leuten dabei helfe, FTP-Server und Mailadressen einzurichten, und was soll ich sagen: Nichts funktioniert! Also gestern hatte ich den Fall, dass ich zwei Stunden mit einer Computerexpertin gemeinsam versuchte, bei Claus auf dem Rechner eine FTP-Verbindung zum neuen Ohrfunkserver herzustellen, eine Sache, die ungelogen bei mir und einigen Anderen in 1,5 Minuten funktionierte. Nun kann ich halt von hier nicht nachvollziehen, was genau eingegeben wird, aber selbst dann, wenn ich es mir buchstabieren lasse, klappt irgendetwas nicht. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Meine Geduld, meine Sanftmut, meine Hilfsbereitschaft, meine Aufopferungswilligkeit, meine Freundlichkeit, alles Dinge, die ich selbst an mir schätze, jawohl, neigen sich massiv dem Ende zu, ohne dass ich auch nur im geringsten irgendetwas dagegen zu unternehmen in der Lage wäre! Sommer fänd ich jetzt auch richtig toll, aber zur Not tut’s auch Kaffee. Moment: Ich hab ja wie durch ein Wunder drüben welchen stehen! Hab ich etwa welchen aufgesetzt? Kann mich kaum erinnern, nur daran, dass ich die Kaffeekanne mal in den Müll und den Müll in den Kühlschrank werfen wollte. Vielleicht hätte ich ihn danach auch drei Monate nicht mehr aufgemacht, wie dereinst Dirk Gently, über den ich heute die Literaturecke für den Ohrfunk schreibe, und es hätte sich ein massiver Schuldgott entwickelt. Was für ein langer, dunkler 5-Uhr-Tee der Seele. – Aber sollte es wirklich stimmen, überlege ich, auf mein ursprüngliches Thema zurückkommend, und du hörst, dass ich im Douglas-Adams-Modus bin, was mir den Kopf leert und bald die Kehle und den Magen füllt, sollte es also wirklich stimmen, dass drüben, mit welcher vagen Bezeichnung ich vermutlich die Südecke des großen Wohnzimmertisches zu meinen beabsichtige, eine echte, größtenteils gefüllte Kanne noch relativ heißen Kaffees, der sich teilweise noch als guter braunscher Bewegungserzeuger eignen könnte, steht, dann wäre ich jetzt nicht nur geneigt, mir einen Teil ihres Inhalts in den Schlund zu gießen, sondern ich würde jetzt, in wenigen Sekunden, freudig vom Schreibtisch aufspringen und zum Ort der Erlabung eilen, ich muss nur noch kurz eine Nachricht beenden und weiß noch nicht, wie ich das anstellen soll. – Welche Nachricht? – Na, diese hier!“ Ich war völlig überdreht, aber dieses Geschreibsel tat gut. Es wurde Zeit, dass das alles ein Ende fand.

Nun setzte ich mich also daran, für den Ohrfunk eine Literaturecke zu bauen, was einiges an Zeit in Anspruch nahm, weil ich mir die Bücher von Douglas Adams vorgenommen habe. Währenddessen schickte mein Freund Andi mir ein paar lustige Sketche, um mich aufzuheitern. Aber der nächste Hammer folgte auf dem Fuße: Plötzlich erschien in einer geschlossenen Mailingliste eine Werbemail. Wohl gemerkt, eine Mailingliste, in der selbstverständlich nur Mitglieder schreiben durften, und da tauchte irgendeine Werbung auf, für Viagra oder so. Das war der Moment, in dem ich befürchtete, einer der wichtigsten Gründe, zu diesem Provider zu gehen, nämlich das Angebot der Mailinglisten, habe sich erledigt. Aber wie der Zufall so spielte, hatte ich gerade an diesem Morgen beim Provider nach einem Eingabefeld gefragt, auf das ich mir bei der Einrichtung der Mailinglisten keinen Reim machen konnte. Es war mit listenname.extra beschriftet. Ich erfuhr, dass man dorthinein die Mailadressen schreiben muss, die Schreibberechtigung in der Liste haben. Normalerweise kann jeder an eine Majordomoliste schreiben, nur wenn man in dieses Feld die berechtigten Adressen einträgt, und wenn man in der Konfigurationsdatei dieses Eingabefeld verlinkt, kann man begrenzen, wer schreiben darf, eben alle, die in diesem Feld stehen. Als ich das erfahren habe, konnte ich die Newsletter-Mailinglisten von dem komplizierten Modus der Moderation erlösen und so umbauen, dass eben nur eine Adresse Schreibrecht hat. Auch dieses Verfahren ist nicht hundertprozentig sicher: Manche Spammer schaffen es, sich als eine andere Mailadresse auszugeben, sie zu benutzen. Ich habe schon Werbemails von mir selbst bekommen. Aber ein ziemlich guter Schutz ist es schon, und er schließt Werbemails ziemlich aus. Ich baute also alle Mailinglisten entsprechend um, es waren einige.

Den Abend entspannte ich bei einem virtuellen Zusammensein mit vier sehr jungen Menschen, die sich für Radio und für Politik interessieren, und wir hatten einen tollen, interessanten Abend, der mir den Kopf frei machte. Es sind Leute, die auch schon eigene Radiosendungen üben, und zumindest einer von ihnen könnte dem Ohrfunk auch in technischer Hinsicht sehr behilflich sein.

Der Sonntag begann wieder mit dem Abarbeiten von Mails, dann produzierte ich Candlelight für den abend vor, bevor ich mich wieder Claus und seinem Problem zuwandte. Er konnte immer noch nicht auf den FTP-Server, und immer noch wusste ich nicht, warum das so war. Ich stellte fest, dass er wie ich als Sprachausgabe NVDA benutzte, und mit einem Plugin konnte ich direkt auf seinen Rechner zugreifen. Ich tat das, versuchte, den FTP-Server des Ohrfunks zu erreichen, schaffte es nicht und kopierte die Fehlermeldung. Ich bat Claus, bei seinem Internet- und Telefonprovider nachzufragen, ob all-inkl.com bei denen vielleicht gesperrt sei. Der Fehler lautete ungefähr: „Entfernter Server lehnt Verbindung ab.“ Es war also der All-Inkl-Server, fiel mir auf, der die Verbindung ablehnte. Ich rief den Support an und fragte nach, ob sie vielleicht manchmal IP-Adressen sperrten. Und als ich ihnen die IP-Adresse von Claus’s Rechner nannte, meinten sie, dass die tatsächlich gesperrt sei, weil mehrfach zwei Tage zuvor mit falschen Daten versucht wurde, von dieser Adresse aus auf den FTP-Server zu kommen. Sie schalteten die Adresse wieder frei, ich hatte die richtigen Daten, und schwups hatte Claus Zugang zum Server. Seitdem weiß ich, dass man, wenn man nicht auf unsere Server kommt, nicht wild herumprobieren sollte, sonst wird man schnell gesperrt.

Blieb nur noch, die Seite der HU Marburg endgültig auf den neuen Server zu ziehen, und das Blog, das bis jezt unter „Buergerrechte-Mittelhessen.de“ lief, auf die eigentliche HU-Adresse umzustellen. Das machte ich am Montag. Ein Trauerfall in der Familie zweier meiner besten Freunde, der Geburtstag eines weiteren Freundes am Dienstag, für den ich einige Konzertmitschnitte in einzelne Titel zerlegte, einige Aufforderungen des KreisJobcenters hier in Marburg fesselten von Dienstag an meine Aufmerksamkeit. In den letzten Wochen hatte ich vieles schleifen lassen. Der Umzug musste gelingen. Heute morgen führte ich dann den letzten KK durch, ich übernahm marburgnews.de. In den letzten Tagen hatte ich den alten Server schon größtenteils aufgeräumt, und morgen werde ich den Rest von der Platte putzen, wenn der letzte KK vorbei ist. Gleich werde ich noch eine Mailingliste für die Presse einrichten, aber dann war es das. Es ist endlich vorbei, und ich bin erschöpft. Ich habe mir fest vorgenommen, in den kommenden zwei Wochen nur das Notwendigste zu tun, aber kein bisschen mehr. Es war eine Mammutaufgabe, und ich bin froh, dass sie jetzt im Großen und Ganzen hinter mir liegt.

heute Morgen um 9 Uhr 17 habe ich bei Domainfactory gekündigt. Nach 14 jahren, 8 Monaten und 6 Tagen haben sie aufgehört, mein Provider zu sein. Trotz der Enttäuschung am ende kann ich sagen, dass längst nicht alles schlecht war, im Gegenteil. Lange war ich sehr zufrieden. Gerade was die Mailinglisten angeht, hatte DF eine wirklich gute Qualität. Jetzt heißt es, neuen Aufgaben entgegenzusehen.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

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