In dieser Woche kann der “Klodeckel” nur an einen gehen – an Claus Weselsky, Herrscher über die GDL. Zwar haben seine Lokführer inzwischen endlich aufgehört zu streiken, doch hat der Imperator trotz einer uns nun großzügig gewährten “Streikpause” bereits neues Ungemach angekündigt. Niemand scheint den völlig außer Kontrolle geratenen Funktionär bändigen zu können, den die gefährliche Mischung aus blinder Entschlossenheit und Großmannssucht zum unberechenbaren Gegner macht. Kein Stück rückt Weselsky von seinen Maximalforderungen ab, thront er doch über der mächtigen GDL, die mit ihren wenigen Mitgliedern ein ganzes Land lahmlegen kann. Und so fragen sich viele, ob er sich beim nächsten Mal mit einer fünftägigen Geiselnahme der vielen Millionen Pendler zufrieden geben wird. In seinem “Heiligen Krieg”, wie sein Vorgänger Weselskys Feldzug einmal bezeichnete, scheinen ihm jedenfalls alle Mittel recht. Hilflos stehen Politik und Rechtsstaat dem Treiben gegenüber, das sich zwar im Rahmen geltender Gesetze bewegt, zugleich aber das Streikrecht pervertiert. Es ist daher kein Wunder, dass sich die öffentliche Meinung gedreht hat: Durfte Weselsky sich früher noch auf die mehrheitliche Solidarität der bestreikten Bürger verlassen, hat er den Bogen nun überspannt.
So weit hat es der oberste Lokführer im Konflikt mit der Bahn getrieben, dass jeder Ausweg inzwischen versperrt ist. Alles oder nichts, heißt die Devise. Doch inzwischen wird es für Weselsky eng. Bei Einstiegsgehältern jenseits von 2.500 Euro fehlte vielen schon beim letzten großen GDL-Streik im Herbst 2014 jedes Verständnis. Sehr viel eher könnte man sich da mit den Kita-Kräften solidarisieren, die derzeit ebenfalls für mehr Gehalt in den Ausstand getreten sind. Sie leisten Enormes und verdienen eine größere Wertschätzung, wie auch Pflegekräfte und die Mitarbeiter in den Krankenhäusern oder Arztpraxen. Womit aber eine noch bessere Bezahlung für das Steuern eines Fahrzeugs auf Schienen zu rechtfertigen wäre, bei dem es vor allem darauf ankommt, die wenigen unterschiedlichen Signale entlang der immer gleichen Strecke zu beachten, erschließt sich nicht ohne weiteres. Weselsky stört sich daran nicht. Ihm geht es um Macht. Und ums eigene Ego. Seinen Realitätsverlust scheint er selbst nicht zu bemerken. Und Berater hat er offenbar nicht. Dies würde wohl auch nicht zum Führungsstil eines Mannes passen, dem diktatorische Züge nachgesagt werden. Offenkundig ist jedenfalls, dass der auf dem Bauernhof aufgewachsene Sachse vor Grobheiten nicht zurückschreckt.
Weselskys Amoklauf ist Wasser auf die Mühlen all jener, die das Treiben der Gewerkschaften seit jeher kritisch beäugen. Natürlich sind Interessenvertretungen für Arbeitnehmer legitim. Wenn sich aber, wie in diesem Fall, die Gewerkschaftsführung verselbständigt und nicht mehr im Sinne der eigenen Mitglieder agiert, stellt sich die Frage nach der Daseinsberechtigung. Und so droht der GDL und vor allem ihrem Chef Weselsky das baldige Aus. Der macht übrigens nicht nur als ehemaliger Lokführer eine schlechte Figur, sondern auch als Autofahrer: Jetzt erst kam heraus, dass der 56-Jährige bereits im letzten Sommer einer Verurteilung als Autobahn-Rowdy nur dadurch entging, dass er die Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung von 250 Euro für karitative Zwecke erwirkte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte seinerzeit gegen ihn (AZ 201 Js 31524/14), weil ein vorausfahrendes Fahrzeug dem Lok-Chef auch mit 180 km/h nicht schnell genug war. Der bedrängte Fahrer hatte anschließend Anzeige erstattet. Mit “Terror-Lichthupe” und unfreundlichen Handzeichen soll sich Weselsky damals den Weg freigekämpft haben. So ähnlich versucht er es auch nun wieder, doch dürfte die Strafe für sein brachiales Vorgehen diesmal ungleich höher ausfallen.
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