Der Graf bleibt ein Mysterium

Das neue Album steht in den Regalen (hier können Sie die CD Lichter der Stadt für 14,99 Euro direkt bestellen). Du nennst es Lichter der Stadt. Nun sind die ja eher bunt und das Albumcover in schwarz-weiß gehalten. Warum das?

Der Graf: Die Farbe sollen die Menschen selber reinbringen, wenn sie es hören. Wenn ich gleich alles hell, bunt, gelb, grün gemacht hätte, wäre der Freiraum nicht dagewesen. Das Artwork ist extra so gehalten, auch ohne Menschen, weil sie ihre eigenen Geschichten dazu erzählen sollen.

Und was ist deine Geschichte hinter dem Album?

Der Graf: Das eigentliche Konzept von Lichter der Stadt ist ein musikalisches Tagebuch der vergangenen Jahre, all das, was ich erlebt habe, ist in dieses Album eingeflossen. All diese Augenblicke und Momente, die ich in den letzten zwei Jahren erlebt habe, waren der Grund, Lieder darüber zu schreiben. Ich kam mir damals so vor wie der kleine Junge vom Land. So ein Riesenerfolg. Und alles ist komplett neu, da musste ich mich erst mal zurechtfinden.

Was für Reize kann man denn dann noch aufnehmen?

Der Graf: Ich bin in Hospize eingeladen worden, weil dort Menschen gern noch einmal meine Musik hören wollten. Weil ihnen das in ihrer Situation in einer gewissen Weise geholfen hat. Das musste ich auch erst mal verarbeiten. Und da hab ich mich hingesetzt, Laptop, Keyboard und zwei Boxen, und habe mir das von der Seele geschrieben. So ist das Album entstanden.

Lichter der Stadt kommt ziemlich opulent daher. 16 Titel deuten darauf hin, dass ziemlich viel Material da gewesen sein muss. Ist das so?

Der Graf: Das kann man so sagen. 24 Lieder waren da. Und ich wollte unbedingt 16 Lieder auf dem Album haben. Und auch wirklich auf jedem Album, ob auf der Limited Edition oder auf dem normalen Album. Wir haben den Unterschied gemacht, indem wir Produktions-Demo-CDs hinzugenommen haben, bei denen man hören kann, wie die Lieder im Backstageraum entstanden sind. Das sind Lieder, die ich direkt vom Karaoke-Mikrofon auf Platte gepresst habe, damit man diese Entwicklung mal erleben kann.

Und die Zahl von 16 war ein Muss?

Der Graf: Mir war wirklich wichtig, dass das Album genau so viele Lieder hat. Ich habe mich selber geärgert, als die Limited Edition von Große Freiheit ausverkauft war und die zwei Lieder, die ich genauso liebte wie die anderen.

Was steht denn am Anfang eines Unheilig-Songs?

Der Graf: Das ist unterschiedlich. Es gibt bei mir keine Schablone. Zuerst ist da immer die Emotion. Liebe, Schmerz, Trauer, Hoffnung, vielleicht auch manchmal Wut. Und die setze ich um, manchmal kommt da zuerst ein Text, manchmal eine Melodie oder eben auch beides. Es gibt Lieder, da ist der Text innerhalb von zehn Minuten da, wo plötzlich dieser Funke da ist, und ich mich nur noch hinsetzen muss und das so runterschreiben kann. Bei der Komposition klappt das manchmal auch ganz schnell und das sind dann meistens auch die besten Lieder.

Du singst ein Duett mit Xavier Naidoo. Wie kommt man auf die Idee, ihn zu fragen, ob er nicht Lust darauf hat?

Der Graf: Indem man ihn einfach trifft und einfach fragt. Ich persönlich habe selber seine Platten. Weil Lichter der Stadt auch ein Rückblick auf die letzten zwei Jahre ist, wollte ich auch Künstler drauf haben, die ich in den zwei Jahren kennengelernt habe. Als ich Xavier zum zweiten Mal getroffen habe, habe ich die berühmte Künstlerfrage gestellt: «Wollen wir nicht mal was zusammen machen?». Aus dieser Frage ist das entstanden. Ich habe ihm das Lied per MP3 geschickt und noch mal gefragt. Und er hat es einfach gemacht und seinen Text einfach selber geschrieben.

Auf deinem Album kommt das Gefühl der Sehnsucht sehr häufig vor. Ist das Zufall?

Der Graf: Nein, ich hatte häufig stinknormales Heimweh. Wenn du deine Familie nicht siehst, deine Freunde und Verwandten nicht siehst, bekommst du Sehnsucht nach Hause. Du weißt dein Zuhause einfach zu schätzen. Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute, die du mit deiner Familie verbringst, ist einfach wertvoll. Und das ist einfach in das Album mit eingeflossen.

Die vergangenen Monate von Unheilig sehen von außen nach sehr viel Arbeit aus. Hast du dir eigentlich eine Pause gegönnt?

Der Graf: Ich habe mir meine Pausen genommen. Das waren zumeist Erholungsphasen zwischen den Auftritten. Drei Auftritte hintereinander sind wie drei Marathonläufe hintereinander. Du bist zwei Stunden lang ständig unterwegs und danach fällst du einfach mal ins Bett. Aber ich muss auch sagen, dass ich zehn Jahre lang dafür gearbeitet habe, da hinzukommen. Ich will es einfach auch nicht zulassen, dass ich irgendwann nicht mehr weiterkomme. Als Musiker sind das gerade meine besten Jahre. Und die lebe ich.

Und das in vollem Tempo …

Der Graf: Ich freue mich noch immer über jede Einladung, die ich bekomme. Es macht mir großen Spaß, aber es ist natürlich auch viel Arbeit. Mal ehrlich, jeder normale Mensch steht morgens um sieben Uhr auf und geht zur Arbeit. Der hat vielleicht sogar Schichtdienst oder Nachtschicht. Der muss am Wochenende arbeiten. Ich glaube nicht, dass der weniger arbeitet als ich. Aber zur Ruhe gekommen bin ich lange nicht.

Als deutschsprachiger Künstler schielt man doch auch gern mal auf andere Länder, oder? Es gab ja auch schon einige Konzerte in Russland.

Der Graf: Ich würde sehr gern noch einmal nach Russland und auch in die USA fahren. Ich weiß, dass es da eine ganze Menge Leute gibt, die Unheilig hören wollen. Ich habe aber Angst vorm Fliegen. Irgendwann habe ich die klare Entscheidung getroffen. Es war vorher die Hölle. Vor einem Flug habe ich mich von allen Freunden verabschiedet. Ich weiß, dass wir viele russische Fans haben. Aber es tut mir leid, ich habe einfach Angst davor.

Wenn du abschaltest, ist dann auch Musik von anderen Künstlern im Spiel?

Der Graf: Ja klar. Ich habe viele Alben von Xavier Naidoo. Rammstein, Metallica, Grönemeyer, Silbermond und Selig, das ist Musik, die ich gut finde und selber höre. Ich höre alles außer Marschmusik.

Das ist ja relativ breit gefächert. Das kann man, wenn man möchte, auch auf dem neuen Album hören, oder?

Der Graf: Ja, das kommt ein wenig von dem Best-Of-Gedanken, den ich bei meinen Alben habe: Langsamere, schnellere, kraftvollere, ruhigere Lieder, alle haben ihren Platz.

Das größte Konzert der Tour ist im Kölner Fußballstadion. Hast Du ein wenig Angst?

Der Graf: Angst nicht, Respekt. Ich habe schon mal diese Größenordnung gespielt, das war das Münchner Olympiastadion, aber das war eher ein Event als ein Unheilig-Konzert. Ich bin mal gespannt auf Köln. Das ist schon sehr beeindruckend. Wenn das voll wird, weiß man schon, wo die Reise hingegangen ist. Ich denke, das könnte eines der Highlights in meinem Leben sein. Ein großes Highlight.

Wird deine Mutter auch dabei sein?

Der Graf: Ich hoffe doch. Meine Mama ist mein größter Fan und die hat meine Musik von Anfang an unterstützt und begleitet. Und sie hat mich wie ein Löwe verteidigt, mit aller Energie, auch wenn ich dem Hohn und Spott der anderen ausgesetzt war, wenn ich im hohen Alter immer noch finanziell von meinen Eltern abhängig war.

Wird der Graf immer ein Mysterium bleiben?

Der Graf: Ich glaube, es gibt keine Grenze, vom Menschlichen her. Es ist egal, ob ich mich mit meinen Fans unterhalte oder mit Freunden beim Grillen. Das will ich auch gar nicht. Der einzige Unterschied ist, dass ich das Outfit trage. Schwarze Krawatte und weißes Hemd, dann weiß man, der ist als Graf unterwegs. Privat laufe ich völlig normal rum, mit Jeans und Pullover oder so. Ja, ich habe sogar bunte Klamotten.

Hier können Sie die CD Lichter der Stadt für 14,99 Euro direkt bestellen.

Der Graf, bürgerlich Bernd Heinrich Graf, ist Kopf, Mastermind und Sänger von Unheilig. Nachdem er jahrelang in der Gothic-Szene leidlich erfolgreich war, brachte das 2010 erschienene Album Große Freiheit den Mainstream-Durchbruch, über 1,4 Millionen Exemplare wurden verkauft. Chart-Rekorde und zahllose Auszeichnungen waren die Folge.

Interpret: Unheilig
Album: Lichter der Stadt
Plattenfirma: Universal
Veröffentlichungsdatum: 16. März 2012

Quelle:
Nachrichten -
Medien Nachrichten -
CD von Unheilig – Der Graf bleibt ein Mysterium


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