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Worum geht's?
Hamburg-St. Pauli in den 70er Jahren. Der aus dem Osten stammende, entstellte Alkoholiker Fritz Honka verbringt seine Freizeit in der Kneipe „Zum Goldenen Handschuh", wo sich die gestrandeten Seelen der Nachbarschaft versammeln. Was seine Saufkumpane nicht wissen: Im Vollrausch ermordet Fritz Frauen, die sich seinen Trieben nicht fügen.
Wie ist der Film?
„Der Goldene Handschuh" basiert auf Heinz Strunks gleichnamigem Roman (2016), welcher wiederum die wahre Geschichte eines Serienmörders aufarbeitet. Regisseur Fatih Akın („ Gegen die Wand", „ Auf der anderen Seite ") gießt die persönliche Note des Romans in eindrucksvolle Bilder. In seiner Hässlichkeit ist der Film hochfaszinierend.
„Der Goldene Handschuh" wird dem Horrorgenre zugeordnet, doch handelt es sich vielmehr um ein Schicksalsdrama, eine extradüstere Milieustudie. Typisch Horror sind eigentlich nur ein paar plumpe Jumpscares, die Akın sich auch hätte sparen können. Darüber hinaus kreiert die präzise Kamera in unbehaglich langen Einstellungen ein Elend, wie man es im deutschen Kino selten erlebt. Ein Elend aus Selbsthass und Hoffnungslosigkeit, ertränkt in Schnaps und Schlagerplatten, das erschreckend lebensnah wirkt. Ein Nebenhandlungsstrang erlaubt minimale Erholungspausen, dann taucht Akın wieder mit aller Konsequenz in die detailverliebt ausgestattete Schreckenswelt des Fritz Honka ein.
Während andere deutsche Produktionen Hollywood nacheifern, ist „Der Goldene Handschuh" eine durch und durch deutsche Geschichte, technisch (trotzdem) auf hohem Niveau. Was Akın zeigt, ist nichts Geringeres als eine Hölle auf Erden - die deutsche Nachkriegshölle. Hauptdarsteller Jonas Dassler („Das schweigende Klassenzimmer") gibt wirklich alles in seiner leicht überzeichneten, aber gut gemachten Fratzen-Maske, mit gerade einmal 22 Jahren. Eine kompromisslose Performance, die in den USA auf Oscar-Kurs gehen könnte, wäre sie nicht mit so viel Brutalität verbunden. Die restliche Besetzung zeichnet ein authentisches Kiez-Portrait gescheiterter Existenzen, nur dass Akın dem Realismus hier und da einen zusätzlichen Klecks verpasst.
„Der Goldene Handschuh" ist eine grandios abscheuliche, bannend unbequeme Konfrontation, mit der sich Fatih Akın zu Enfants terribles wie Lars von Trier („ The House That Jack Built") und Gaspar Noé („ Menschenfeind ") gesellt - in einer deutsch-geradlinigen Variante. So abrupt, wie das Publikum zu Beginn ins Geschehen fällt, so clever wird die Geschichte am Ende abgerundet. Dazwischen entfaltet sich eine sauber inszenierte, intensive Studie menschlicher Tiefpunkte, die die Gewalt nie glorifiziert, sondern auf Abschreckung setzt.
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