Der Geschmack von Apfelkernen

Erstellt am 3. Oktober 2013 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Veröffentlicht am 3. Oktober 2013 | von Gastautor

Der Geschmack von Apfelkernen Gastautor

Wertung

Summary: Spannendes Familiendrama, glaubwürdige Charaktere, Musik und Bilder gut abgestimmt, leidenschaftslose Romanze

Drei Generationen, ein Haus voller Erinnerungen und ein Schicksalsschlag, der die ganze Familie belastet. Hannah Herzsprung als Iris erbt das Haus ihrer Großmutter und entdeckt so manche Geheimnisse, die ihre Familie zu vergessen versucht.

Das Haus von Bertha beherbergte drei Generationen an Frauen. Als sie stirbt, erbt die Enkelin Iris (Hannah Herzsprung) das Grundstück im idyllischen Bootshaven. Nach und nach erfährt man, wie die einzelnen Personen gelebt und teilweise auch gelitten haben. Erinnerungen an Kindheitstage und Vergessenes tritt wieder in das Bewusstsein der Familienmitglieder. Iris muss ihre Vergangenheit aufarbeiten, um mit dem Erbe glücklich zu werden.

Der Geschmack von Apfelkernen ist ein sehr emotionsgeladener Film. Nicht nur die Geschichte selbst schafft es einen zwei ganze Stunden im Kino zu fesseln, sondern auch die Bilder und die dazu passende Musik sorgen dafür, dass man mit der Stimmung der Protagonisten mitfühlt. Drei Generationen von Frauen, alle aufgewachsen in dem Haus voller Erinnerungen, verbunden durch ihre Gene, aber auch durch die Schicksalsschläge, die jede erlitten hat. Die Regisseurin Vivian Naefe, die bereits mit der Die wilden Hühner-Trilogie Erfolge feiern konnte, schafft es die einzelnen Lebenswege geschickt zu erzählen, ohne dass man von den Biographien der Familienmitglieder überfordert wäre. Durch Hannah Herzsprung ist es möglich zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu springen, ohne den Faden zu verlieren. Die Übergänge sind fließend und immer abwechselnd gestaltet. Darstellungsformen sind neben Briefe, Gespräche mit Freunden und Nachbarn, Erinnerungen und Fotos.

Alles in allem ist Der Geschmack von Apfelkernen recht umfassend und doch könnte man auf einige Personen näher eingehen. Die Romanze zwischen Iris und Max, gespielt von Florian Stetter, ist niedlich, aber zu blass, um glaubhaft zu wirken. Ihre Beziehung ist eher freundschaftlicher Natur ohne viel Leidenschaft. Die Nazi Vergangenheit von Iris Großvater wird nur kurz angeschnitten und die elektrisierende Ausstrahlung von Inga ist amüsant, aber nicht wirklich von Bedeutung für die Handlung. Das Thema der Apfelkerne wird zu Beginn streng durchgezogen und bildet einen roten Faden während man durch die Zeiten reist. Mittendrin verliert man aber den Bezug dazu und die Apfelbäume treten in den Hintergrund.

Man ist bemüht jedem Charakter seine Zeit auf der Leinwand einzuräumen, dadurch wirkt die Handlung manchmal nicht ganz ausgefeilt. Hat die Zeit gefehlt oder ist die Lebensgeschichte der Person nicht so interessant, weil sie nur kurz angeschnitten ist? Die Zuseher bleiben im Dunklen. Qualität vor Quantität – lieber ein paar unwichtige Details (elektrisierende Tante) weglassen und dafür anderen mehr Aufmerksamkeit widmen (Romanze). Auf jeden Fall ein interessanter Film mit dem gesamten Spektrum der menschlichen Gefühlswelt: Liebe, Freundschaft, Hass, Trauer, Eifersucht. Ein unterhaltsamer Kinobesuch der sich durchaus lohnt.

Regie: Vivian Naefe, Drehbuch: Rochus Hahn, Uschi Reich
Darsteller: Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Marie Bäumer, Meret Becker, Oda Thormeyer
Laufzeit: 121 Minuten, Kinostart: 04.10.2013, www.geschmackvonapfelkernen-derfilm.de

Tags:4 von 5Constantin FilmDramaFlorian StetterHannah HerzsprungMarie BäumerRomanverfilmungVivian Naefe

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