Der Geruch meiner Kindheit #raucherkinder

Ich bin Rauchern gegenüber wirklich sehr tolerant. Schließlich bin ich so aufgewachsen – als Einzelkind unter Rauchern. Meine Eltern rauchten beide – die Mutter mehr, der Vater weniger. Überall: im Auto, beim Fernsehen, beim Kochen, nach dem Essen, ja sogar morgens im Bad. Die Kippe ein ständiger Begleiter im Alltag. Sogar in der Schwangerschaft hat meine Mutter geraucht. Nicht so viel, ist ja klar. Es waren täglich NUR zehn Zigaretten. Sozusagen fast nichts im Vergleich zu ihrem normalen Konsum. Heute ein Unding – aber normal Anfang derAchtziger.

Bei uns rauchen Gäste auf dem Balkon.

Bei uns rauchen Gäste auf dem Balkon.

Ich bin kerngesund. Ich rauche nicht. Früher gelegentlich als Gruppenraucher, nie alleine. Ich mag es nicht, denn es bringt weder einen besonderen Kick (wie der kleine Schwips nach ein-zwei Gläsern Sekt), noch tut es was außer stinken, Geld kosten und die Gesundheit ruinieren. Es ist eine Zwangsbeschätftigung wie Nägelkauen (was ich wiederum tue). Nur schadet man bei der Sache mit den Nägeln höchstens sich selbst. Und nicht wie beim Rauchen auch anderen.

Von mir aus sollen Raucher rauchen. Mir macht es auch nichts aus, wenn ich abends in eine Kneipe gehe (was ich schon lange nicht mehr getan habe) und dort geraucht wird. Ich finde es auch ok, wenn draußen im Biergarten oder auf der Café-Terrasse gequalmt wird. Solange ich nicht gerade in der Qualm-Abluft-Zone sitze, versteht sich. Aber muss Rauchen im Alltag sein? Am besten noch auf dem Spielplatz? Damit die Kinder so richtig schön in der Dunstglocke sitzen und am Ende noch mit den Kippenstängelchen spielen?

Ich denke nicht. Denn es geht hier um mehr als um Toleranz und Rücksichtnahme. Es geht um Gesundheit – und da haben viele Kinder, im Gegensatz zu uns Erwachsenen, eben nicht die Wahl. Sie können nicht einfach sagen “dann geh ich halt woanders hin”. Sie fragt keiner, ob der Rauch sie stört. Aber ich denke, sie ahnen vielleicht, dass es schädlich ist – so wie ich damals als Kind. Ich hatte immer furchtbar Angst, dass meine Eltern irgendwann wegen der Zigaretten sterben – und habe zich mal die Päckchen oder den Tabak versteckt.

Meine Eltern rauchen immer noch. Weniger als früher, aber immer noch zuviel. Wenn wir mit den Kindern zu Besuch sind, reißen sie sich (meistens) zusammen und gehen zum Rauchen auf die Veranda. Und trotzdem riechen wir alle danach immer nach Rauch.

Kinder und Rauch – das passt einfach nicht zusammen. Kinder sollten nach Erde, Sonne und Kinderschweiß riechen. Nach süßem Obst oder Schokolade. Vielleicht auch mal nach Pubs, wenn´s sein muss. Aber nicht nach abgestandenem Zigarettenqualm. Dem Geruch meiner Kindheit.

Da kaue ich lieber Nägel und rieche an meinen wundervoll duftenden Kinder.

Dieser Beitrag ist der Teil der Blogparade #raucherkinder von mamaskind.

PS: Abgesehen vom Rauchen sind meine Eltern übrigens ganz tolle und liebevolle Eltern (und jetzt Großeltern). In vielen anderen Gebieten haben sie damals eine Vorreiterrolle übernommen (Kinderautositz, Bio-Essen, Erziehung usw.).  Ich hatte eine wundervolle Kindheit.



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