Das Leben der allermeisten Automobile geht irgendwann einmal auf natürlichem Weg zu Ende. Wenn nicht der Verschleiß das Auto hin rafft, so sind die Chancen sehr gut, dass der Gesetzgeber die kuriosesten Gesetze verabschiedet, die besser als der Verschleiß wirken. Das Ideale Ende eines Autolebens wäre die komplette wirtschaftliche Abnutzung, also die untragbare Fortsetzung von Reparaturen. Nach dem mein Mercedes Benz Strich 8 ja ohnehin schon völlig unwirtschaftlich, aus rein emotionalen Gründen, am Leben gehalten wurde, hatte das Schicksal sich ein besonders böses Ende ausgedacht. An einem lauen Sommerabend fuhren wir mit drei Personen auf eine Kreuzung in der Stadt Essen zu:
Unfallkreuzung in der Stadt Essen Schützenbahn / Alfredi StraßeDamit das Finale meines Strich Achters auch in Würde vollzogen wurde, musste der Unfallgegner natürlich auch ein Mercedes Benz sein. Es handelte sich um einen minzgrünen 230 E vom Typ W123, der damals die aktuelle Mittelklasse bei Daimler Benz repräsentierte. Genaugenommen war das Auto zum Unfallzeitpunkt keine 2 Jahre alt. Die obige Karte (Quelle Open Streetmap) zeigt die Unfallkreuzung, die noch heute baulich unverändert vorhanden ist. Der blaue Pfeil zeigt meine Fahrtlichtung und das dazugehörige Lichtsignal. Der Fahrweg des Unfallgegners wird durch den roten Pfeil markiert. Der gute Mann hatte offenbar die Abbiegung nach links in die Alfredi Straße verpasst und benutze kurzer Hand die Abbiegespur, die von der Alfredi Straße auf die Schützenbahn führte. Dabei wurde er zum Geisterfahrer im Querverkehr und wurde von meinem 200 D Strich 8, mit ca. 55 Km/h, frontal an der A-Säule getroffen. Die Bebauung des Mittelstreifens und die Begrünung des Gleichen, verhinderte für uns beide die Sicht aufeinander.
Im Augenblick des Aufpralls, wurde mein Mitfahrer auf der Rücksitzbank, damals noch nicht angeschnallt – Gurte waren hinten werder verbaut noch Pflicht – wie ein Katapult auf die Vordersitze geschleudert. Sein Schienbein zertrümmerte das Handrad der Fahrersitzlehnenverstellung. Da wir uns Aufprall bedingt gedreht hatten, schlugen wir mit der Fahrerseite seitlich auf den W123. Dadurch zersplitterte die Seitenscheibe der Fahrertür und verschoss so dutzende Glassplitter im Innenraum. Alle Utensilien im Auto wurde ebenfalls geschossgleich im Fahrzeuginnenraum verteilt. Nachdem wir zum Stillstand gekommen waren und realisiert hatten was passiert war, hörte ich wie mein Unfallgegner versuchte seinen M102 Motor zu starten. Da diese Aktion nicht von Erfolg gekrönt war, stieg der Fahrer aus und beeilte sich Passanten anzusprechen, die ihm helfen sollten, sein Auto von der Kreuzung zu schieben. Offenbar war es ihm völlig klar, das die Endposition ihn eindeutig als Geisterfahrer entlarvt hätte. Hilfsbereit wie nun mal die Essener Bevölkerung war (und zweifelsohne auch heute noch ist), schoben sie das Wrack des W123 ca. 25m auf eine angrenze Bushaltestelle. Auch nach dem Eintreffen der Polizei versuchte er sein Fehlverhalten zu vertuschen. Erst weitere Zeugen konnten dann sein Fahrverhalten eindeutig beschreiben und so die Schuld an dem Unfall klären.
Hätte ich mich zur damaligen Zeit für einen Kleinwagen vom Format VW Käfer oder Polo entschieden und nicht für einen soliden W115 von Mercedes Benz, dann wäre dieser Unfall bestimmt nicht so verhältnismäßig glimpflich für uns ausgegangen.
Wenn ich heute von der Faszination der Sterne rede, dann macht dieser Unfall es sehr deutlich. Eine schon damals sorgfältige Karosserie-Konstruktion ist ein echter Nutzwert.
Leider ist das Foto des Sachverständigen das einzige Bild von dem umgebauten Serie 1 auf den gemopften Benz. Markant zu sehen ist der alte Vorderwagen in Kombination mit den neuen Türen. Heutige Sammler würden ein solches Fahrzeug nicht in Betracht ziehen, da es absolut keine Originalität mehr hätte. Schaut man sich aber heute Angebote von Strich Achtern an, so wird man schnell feststellen, daß viele Modellgepflegte Fahrzeuge Details der ersten Serie aufweisen. So wird dort gerne das alte Bakalit Lenkrand montiert, weil es so schön antik im Strich 8 wirkt. Für mich heute ebenfalls keine Originalität mehr. Persönlich bin ich noch heute der gemopften Fahrzeuge zugewandt. Sie waren die eigentliche Brücke zum W123 und wirken in meinen Augen gefälliger. Sie hatten damit begonnen, Formensprachen der grauen 60iger Jahre zu verändern und näherten sich ihren Familienmitgliedern der W116er etwas an.