Der gefallene Engel

Jimmie Angel erlitt 1935 am Plateau des Auyan Tepui mit seinem Flugzeug Bruch und „entdeckte“ den Angel Fall. Der 979 m hohe Wasserfall ist seit dato der höchste der Welt. Kaum zu glauben wie sich Jimmie einst vom Dach des Tafelberges durch den Dschungel schlug.

Ein gemütliches Unterfangen ist die Anreise zum höchsten Wasserfall der Erde definitiv keines. Das fängt bereits beim Anflug an und man fühlt sich schnell mit dem Buschpiloten verbunden, während man in einer Einmotorigen sitzt und dem Piloten zusieht, welche Bordinstrumente er nicht für notwendig erachtet einzuschalten. In Canaima, der Basisstation angekommen, wird man mit dem Truck zu seinem Camp gebracht. Eine richtige Luxuslodge erwartete uns mit Welcome Drink, Halskette und Blick auf die Canaima Lagune. Wir konnten unser Glück nicht fassen bis der verärgerte Tourguide mit unserem Voucher wieder retour kam, uns den Drink aus der Hand nahm und wieder vor die Tür setzte. Dann halt eben das bescheidene Camp um die Ecke. Was soll’s, der Wasserfall sieht im Endeffekt für jeden Touri gleich aus. Aber die Kette behalte ich!

Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Reise Richtung Wasserfall. Eine 4-stündige Kanufahrt mit Sonne, Regen, Sonne, Regen, Wasser, Wind, Wasser und schmerzende Knie standen uns bevor. Nachdem man schon beim zehnten Tafelberg und fünfzehnten Wasserfall vorbeigefahren ist, fragt man sich, is er’s nun? Schließlich watet man durch einen hüfthohen Fluss und wandert noch eine Stunde durch den Urwald, um zum Fuß des Wasserfalls zu gelangen. Schon von weitem hört man das laute Getöse der unzähligen Kubikmeter Wasser, die in die Tiefe stürzen. Und tatsächlich, der Wasserfall ist nichts anderes als ein zutiefst beeindruckendes Naturereignis. Wie sanft und geschmeidig wirkt das Wasser, das langsam nach unten fällt und sich scheinbar in Staub auflöst. Und wie gewaltig scheint im Gegensatz dazu der Fluss, der von ihm gespeist wird.

Ob man tatsächlich einen Wasserfall sieht oder nur ein dünnes Rinnsal, hängt nur vom aktuellen Niederschlag ab. Kein Regen, kein Wasserfall, so simpel ist das. Dabei können sich die Bedingungen binnen sehr kurzer Zeit ändern.

Schon mal einen Wasserfall von hinten gesehen? Ein fester Bestandteil der Canaima Tour ist der Besuch der Canaima Lagune, die nicht minder beeindruckend ist als der berühmte Engelsfall. Die wasserreiche Lagune hat neben imposanten Wasserfällen eine Besonderheit: Die Wasserfälle sind alle „begehbar“, das bedeutet, dass man hinter dem Wasserfall durchgehen kann. Ein ohrenbetäubendes Spektakel. In der Trockenzeit kann man die Gran Sabana vom Plateau des Salto Sapo aus betrachten. Ein Wechselspiel von Tafelbergen, Wasserfällen und savannenartiger Landschaft.


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