Der GAU für Schwangau: Namensgeheimnis in Füssener Klosterküche enttarnt!

Von Cangrande
"Wiggerl" heißt er, so schaut er (jetzt) aus, und ist seit Kurzem das Schwangauer Maskottchen: ein Schwan natürlich, dem man auch sonst auf Bildern, Skulpturen, als Keramik oder in der Heraldik überall begegnet, und natürlich auch als Lebendexemplar auf den vier ganz oder teilweise im Schwangauer Gemeindegebiet gelegenen Seen.
Ein Blogger freilich, welcher sich auch sonst der Entmythologisierung befleißigt (und z. B. festgestellt hat, dass der Heilige Koloman von der Kirche niemals offiziell zur Ehre der Altäre erhoben wurde), darf auch nicht davor zurückschrecken, die werbewirksame Schwangauer Etymologie zu dekonstruieren.
Es geschah am vergangenen Dienstag, nachmittags gegen 16 Uhr. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt ging ich in die ehemalige Küche des Klosters St. Mang in Füssen.
Draußen vor den Fenstern der Füssener Stadtbücherei (welche kürzlich in diese Räumlichkeiten hinein erweitert wurde) plätscherte im barocken Heckengarten der Brunnen der Erkenntnis:

Drinnen entdeckte ich in der Sachbuchabteilung ein uraltes Ortsnamenbuch von anno 68 ["68er" - passt doch auch irgendwie zur Demythologisierung?].
Gierig wie ich einst im Konfirmandenunterricht die Bibel durchgeblättert hatte (damals freilich gänzlich frei von etymologischen Interessen), suchte ich jetzt die Eintragung über "Schwangau" heraus - und siehe da: Mit Schwänen hat die Entstehung dieses Ortsnamens überhaupt nichts zu tun:
"Schwangau, ON in Bayern (Allgäu); 1158 Swanegau = swanig-au, d. h. Au, Ort, auf der junger Holzwuchs geschwunden, gerodet worden ist; vgl. Schwanden ..... ."

Nachdem ich solchermaßen aus dem Born der Weisheit getrunken hatte, erkundete meine Digicam noch ein wenig die sehr schön neu gestaltete und geräumige Bücherei.
[Über meine Beziehungen zu Büchereien, Bibliotheken und Buchläden vgl. z. B. auch Postings wie "Lohn der Angst", "Backfisch, Fuckbitch - oder Lonely Kraut?" sowie "Ein Steinbruch der Unsterblichkeit" in meinem Parallelblog CANABBAIA oder im Schwanbürger "Die schönste Buchhandlung der Welt ..."].
An einer Stelle der Räumlichkeiten öffnet sich von einem Gang eine Tür zu einem mönchischen Hortus conclusus, wo ein einsamer Tisch auf Gäste wartet:

Minniglich blüht es auch hinter Klostermauern:

Ave ..... .
 
Hm, und welchen Titel soll ich diesem Foto geben? Vielleicht "de profundis"?

 Draußen im Sonnenlicht lockt glitzerndes Leben .....

  
..... doch die Mönche sind sicher verwahrt:

Sogar der Himmel lässt ihnen nur gesiebte Luft zukommen:

 Aber drinnen, in der ehemaligen Orangerie, .....

..... öffnet sich den Eremiten des Buches die Welt.

Textstand vom 07.09.2011