Prosa zum Abschied
Für Melusine Barby
In dem steht plötzlich mein Großvater, der kein Heimkehrer ist, sondern ein Fremdgeher, der nur nach Hause kommt, um Kinder und von seinem Leid zu zeugen, der seinen Kopf im Schoß der Großmutter bettet, die ihm durch die Haare fahren will, die fehlenden Haare, denn er ist ein alter Mann, der nun fort ist, der in einem anderen Garten steht, bei einer anderen Familie, Großvater, der immer der Andere war, der nun ein Anderer ist, ein Fremdgeher, einer, der den Blick an den Horizont heftet und der Großmutter in den Schoß heult und sagt, ich kann nicht bleiben, der zu seinem Vater blickt, der im Gras liegt und die Sonne mit der Nase kitzelt, der die Wolken vom Himmel pflückt, ein Wolkenbauer, der nur im Gras liegt und auf die Ernte wartet, die das schlechte Wetter ihm bringen wird, der mich auf seinen Schoß nimmt und schaukelt und sagt, dort ist dein Großvater und bettet seinen Kopf im Schoß der Großmutter, aus diesem Schoß wird deine Mutter fallen, die der Großvater in den nächsten Jahren schlagen wird, weil sie ihn hält, weil sie ihn ans Haus bindet und an den Garten, der unser Garten ist, ein alter Familiengarten, angefüllt mit Apfelbäumen und Beeten und Sträuchern und Tod und einem Schuss in die Hand, ein Schuss durch einen Laib Brot, um der Front zu entkommen, dort in der Ecke, der Urgroßvater zeigt es mir, ist das Lager, dort kommt dein Großvater hin, Kanonenfutter, aber er ist kein Futter, fürchte dich nicht, beruhigt mein Urgroßvater mich, während mein toter Vater an meiner Seite steht und mir die Hand reicht, weil er mit mir den Sonnenuntergang betrachten will, mein Vater, der in einem Hotelzimmer starb, der seine Ahnen grüßt, der auf einen Apfelbaum zeigt, der mir im Alter von sieben Jahren die Hand aufreißen wird, weil sie über einen eingeschlagenen Nagel rutscht, eben jener Nagel, den mein Großvater in den Baum schlägt, um einen Spiegel daran zu befestigen, um zu sehen, wer er ist und ob der, der er ist, sich rasieren muss, während meine Großmutter nach Berlin fährt, die Kinder an den zahllosen Händen, die sich Hände wachsen ließ für diese Fahrt, um zu flehen um das Leben meines Großvaters, des Feiglings, der vor der Front floh wie er auch vor meiner Großmutter und meiner noch ungeborenen Mutter fliehen wird, die sich an meine Seite stellt und fragt, ob ich ihren Mann, deinen Vater, gesehen habe, ich nicke nur stumm und zeige zur Sonne hin, zur sich neigenden Sonne und meine Mutter versteht und mein Urgroßvater versteht und mein Großvater versteht und meine Großmutter versteht, sie stehen alle da, aufrecht und starr und sehen zur untergehenden Sonne hin, sie genießen die letzten warmen Strahlen, dann vergeht die Sonne in der Nacht.