Es geht heute in Seoul hauptsächlich um Währungspolitik und am Rande auch um Finanzmarktregeln
Ladies & Gentlemen,
bereits vor dem Weltgipfel in Seoul hatte der Währungskrieg zwischen China und USA für reichlich Zündstoff gesorgt.
Die Volksrepublik China ist massiv daran interessiert, den Yuan künstlich niedrig zu halten, um die Exportchancen zu optimieren. Genau dies machen die USA den Chinesen seit längerem zum Vorwurf.
In den USA ist die Arbeitslosigkeit weiterhin hoch und der Wirtschaftsmotor will unter Obama einfach nicht anspringen. Deshalb konterten jüngst die USA mit einer Politik des fröhlichen Gelddruckens: 600 Milliarden US Dollar werden als Konjunkturhilfe eingesetzt. Dies wird natürlich die Geldmarktmenge verwässern. Das Ziel ist genau dasselbe, das die Amerikaner den Chinesen vorwerfen. Der Dollar soll auf diese Weise niedrig gehalten werden, um dem Export amerikanischer Waren auf die Sprünge zu helfen.
China zeigte sich darob entsetzt und selbst der deutsche Finanzminister Schäuble, dem man US-Feindlichkeit wahrhaftig nicht vorwerfen kann, kritisierte mit ungewöhnlich deutlichen Worten das unverständliche Vorgehen der USA.
Die USA fordern von China und auch von Deutschland, dass diese beiden Länder ihre starken Exportüberschüsse drosseln mögen. Vor allem Deutschland argumentiert, dass nicht der schwache Euro für den Exporterfolg Deutschlands verantwortlich sei, sondern dass eben die Qualität der deutschen Waren am Weltmarkt sehr gefragt ist. - Selbstverständlich kann kein Land der Welt von Deutschland fordern, künftig schlechtere Waren ins Ausland zu liefern!
Was können wir von dem Wirtschafts- und Währungsgezerre in Südkorea erwarten? Ich vermute, dass dabei leider kaum ein brauchbares Ergebnis herauskommen wird. Die Staaten werden gebetsmühlenhaft ihre vorbereiteten Standpunkte vertreten und jedes Land wird versuchen, seine eigenen Interessen durchzudrücken. So wie bisher.
Doch am Ende wird offiziell verlautbart werden: Das G20-Treffen war ein voller Erfolg. --- Peter Broell