Ist es fair Rebels mit Clone Wars zu vergleichen? Nun zunächst einmal ist es durchaus naheliegend. Beides sind Animationsserien, beide spielen im Star Wars Universum und beide werden (weitgehend) von denselben Personen erdacht und realisiert.
Aber ist es fair? Ist es jetzt fair? Clone Wars lief für mehr als 5 Jahre, brachte es inkl. dem Kinofilm auf 125 Folgen (129 wenn man die neuen Utapau Geschichte mitzählt) und hat sich in dieser Zeit enorm weiterentwickelt, während wir von Rebels aktuell gerade erst 3 Folgen intus haben. Und das ganz abgesehen von der Tatsache, das die beiden Serien eine komplett unterschiedliche Ausrichtung haben.
Also, ist es fair?
Ehrlich gesagt haben mich die vielfach negativen Reaktionen auf den die Serie einleitenden Film “Der Funke der Rebellion” in den diversen Foren doch überrascht. Während es früher noch hieß, dass George Lucas nur noch Mist produziert, mit dem er uns immer mehr Geld aus den Taschen ziehen will, so liest man nun, dass jetzt, da GL nicht mehr an Bord ist SW dem Untergang geweiht ist und seine “Nachfolger” keine Ahnung hätten, wie man gute Star Wars Stories erzählt. Regte man sich 2008 noch darüber auf, dass die Saga mit einer ständige “Skyguy” brabbelnden Ahsoka zu einer blöden Kiddie-Show verkommt, ereifert man sich nun darüber, wie episch Clone Wars doch gegenüber diesem Kleinkinder-Müll war.
Ist Rebels eine Serie für Kinder? Ja, das ist sie und daraus haben ihre Macher auch nie einen Heel gemacht und diese erste dreiviertel Stunde enthielt auch durchaus Szenen, die sich wohl primär an sehr junge Seher richten (wie etwa Ezras Ausbruch aus seiner Zelle). Aber ist Rebels eine kindische Serie? Aus meiner Sicht nicht mehr und nicht weniger als es Star Wars an ist ist und damit sind wir beim zentralen Punkt, der gegen das Argument spricht, dass Disney/Lucasfilm mit dieser Serie ausschließlich die nächste Generation an SW Fans heranzüchten will:
Rebels legt großen Wert darauf, möglichst viel von der Atmosphäre der klassischen Trilogie einzufangen. Und auch das haben Filoni und Co. immer wieder betont. Wer die “Art of” Bücher zur Klassischen Trilogie aus den 80ern kennt, der wird fast auf jeder Seite etwas finden, das es auch auf Lothal gibt. Diese Serie blutete Ralph McQuarrie geradezu. Etliche Kameraeinstellungen und Szenenübergänge sind praktisch 1:1 Szenen aus der OT nachempfunden. Dazu kommen Geräusche wie jene der Triebwerke der TIE Fighter, der Blasterschüsse oder der klappernd-quitschende Laut, den die Walker beim Gehen produzieren, die einem das Gefühl geben, es mit Star Wars zu tun zu haben. Und sollte es dann immer noch Zweifel geben, so löscht die Musik diese aus. Währen Kevin Kiner im Soundtrack zu CW vielfach nur Anspielungen auf die Musik von John Williams verwendete, scheint seine Aufgabe hier weitgehend darin zu bestehen, die klassischen Motive mit möglichst geringen Veränderungen nachzuspielen und ich muss sagen, das verleiht dieser Geschichte noch mehr Gewicht. All das sind Dinge, die einem Volksschulkind, das vermutlich noch nie die Episoden IV bis VI gesehen hat weder auffallen noch etwas bedeuten, einem jahrzehntelangen SW Fan jedoch schon.
Sieht das nicht aus wie aus Episode IV?
Und noch etwas hat mir an dieser Premiere gefallen: seit 1977 wissen wir dass das Imperium böse ist und doch hat sich diese Bösartigkeit in den klassischen Filmen primär gegen die Rebellen gerichtet. Man hat praktisch nie gesehen, wie sich die Herrschaft des Imperiums auf die einfache Bevölkerung auswirkt, was die alltägliche Unterdrückung des Regimes für den “Mann auf der Straße” bedeutet. Bereits die ersten Minuten von Rebels zeigen eindeutig, wie die Imperialen mit ihren Untergebenen umgehen und ich hoffe, wir werden noch mehr in diese Richtung sehen, auch wenn dies jetzt vielleicht seltsam klingen mag.
Die eiserne Faust des Imperiums
Wenn man diesen ersten Folgen etwas vorwerfen möchte, dann ist es vielleicht das, dass man doch ziemlich viel Inhalt in diese gepackt hat: Zunächst eignet sich Ezra eine gestohlene Kiste an, wird dann von der Crew der Ghost vor den Imperialen gerettet und sie bringen die Waffen zu Vizago. Als Nächstes entern sie ein imperials Schiff und Ezra wird gefangengenommen. Hera, Kanan, Zeb und Sabine befreien ihn jedoch schnell wieder und fliegen anschließend nach Kessel. Dort retten sie einer Gruppe Wookiees das Leben, kämpfen wieder mit Sturmtrupplern und Agent Kallus und am Schluss überredet Kanan Ezra auch noch sein Padawan zu werden. Ein bisschen viel für die kurze Zeit, oder? Man hätte all das durchaus auch auf drei oder vier Folgen aufteilen können, ohne dass es wohl massive Leerläufe gegeben hätte.
Alles in Allem ist es aus meiner Sicht also nicht fair, Rebels mit Clown Wars zu vergleichen (schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt) und als reine Kiddie-Show abzutun.
Einen Vergleich muss sich die Serien aber meiner Meinung nach dennoch schon jetzt gefallen lassen, denn daran wird sich wohl grundsätzlich auch später nicht mehr viel ändern: die Optik.
Es ist verständlich, dass Filoni, Kinberg und Wiseman das Design nicht einfach 1:1 von Clone Wars übernehmen, sondern einen eigenen Stil entwickeln wollten und nicht zuletzt waren auch die irgendwie hölzern wirkenden Figuren von CW zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig. Doch so wie wir diesen Look letztlich zu schätzen gelernt haben, werden wir uns auch an die nun vorherrschenden, ziemlichen glatten und abgerundeten Gesichtsformen gewöhnen. Trotzdem muss man sagen, dass die Detailiertheit der Darstellung letztlich weit (sehr weit) hinter jener von Clone Wars zurückliegt. Vielleicht auch daher die Kritik, eine Kindersendung zu sein, denn Rebels wirkt, speziell was die Darstellung der Figuren betrifft weit kindlicher als CW.
Vier der fünf Hauptfiguren von Rebels
Am stärksten merkt man das bei jenen Figuren, die in beiden Serien vorgekommen sind, wie etwa die Gotals:
Links Clone Wars, rechts Rebels
Fast noch eklatanter ist der Unterschieb bei den Wookiees:
Und noch ein Vergleich
Und schließlich muss ich noch anmerken, dass mir die Darstellung der imperialen Sternzerstörer in der Serie nicht wirklich gefällt. Primär liegt das daran, dass diese irgendwie aussehen, als wären sie aus Papier gebastelt, speziell was die seltsamen “Ausschnitte” an den Seitenflächen betrifft.
Wirkt wie ein Bastelbogen aus der Mickey Maus
Dafür sind beispielsweise die TIE-Fighter, die Ghost selbst oder die neue Walker-Generation AT-DP (naja, streng genommen ist es ja eine alten Generation) wiederum sehr gut gelungen und auch an das etwas andere Aussehen der Sturmtruppen werden wir uns noch gewöhnen.
Was es sonst no zu erwähnen gibt:
- Am Beginn des Filmes schaut Ezra auf den Horizont und in eine ungewisse Zukunft. Das erinnert an Luke, wie er in ANH in die beiden Sonnen von Tatooine starrt.
- Als der Gotal festgenommen wird soll er zu Zellenblock AA-33 gebracht werden. Leias Zellenblock auf dem ersten Todesstern hatte das Kennzeichen AA-23.
- Die Ghost verfügt über einen “Schachtisch”, der jenem des Millenium Falken nicht unähnlich ist.
- Bereits in dieser ersten Geschichte kommt der Wilhelm Scream vor, als ein Sturmtruppler über eine Brüstung stürzt.
- In einer Szene sagt Zeb “It was not my fault”, auch das kennen wir von irgendwoher.
- In einer weitern Szene sprayt Sabine innerhalb von 2 Sekunden das Starbird Symbol in den Hangar einen Sternzerstörers und kurze zeit später explodiert diese Stelle. Nachdem man vorher keine Sprenglandungen sieht war also die Farbe selbst explosiv.
- Kanan erklärt Ezra das Wesen der Macht mit exakt denselben Worten wie Ben Kenobi Luke in Episode IV. Scheinbar ist dies die Erklärung, die den Jedi in ihrer Ausbildung beigebracht wird.
Die obigen Bilder und noch viele mehr gibt es wie immer auf meiner Flickr Seite.