Der Friedhof in Prag

Friedhof in Prag Der Friedhof in Prag

Der im 19. Jahrhundert in Paris lebenden Italiener Simone Simonini ist alles andere, als ein symphatischer Zeitgenosse.
Er ist ein Menschenhasser, Intrigant, Fälscher, Geheimagent, Lügner und Mörder; außer dem Spinnen maliziöser Intrigen besteht seine einzige Lebensfreude in opulenten Mahlzeiten.
Irgendwann werden selbst seinem eigenen Verstand das Doppelleben und die mannigfaltigen Ränkespiele zuviel und er entwickelt scheinbar schizophrene Züge, in dem er glaubt, ein gewisser Pater Piccola würde des Nachts heimlich in seinen Aufzeichnungen lesen.
Erst, indem er seine Lebensgeschichte aufschreibt, beginnt er, mehr und mehr sich an die Ursache seiner Verwirrung heranzuarbeiten und wieder  zu genesen.
Was er dabei sich (oder dem Leser) aufdeckt, ist die Geschichte durch ein interessantes Jahrhundert, in dem der italienische Freiheitskämpfer Garibaldi eine Rolle spielt, genauso wie die Pariser Kommune, die Affäre Dreyfuss, die geheimnisumwitterte Freimaurerei und vor allen Dingen die von Simonini so sehr gehassten Juden.

In der Altstadt von Prag, gleich hinter der Alten Synagoge steht der alte, sagenumwitterte jüdische Friedhof von Prag, der Mystiker aller Zeiten zu abenteuerlichen Geschichten inspiriert hat. 
Umberto Eco nimmt diesen geheimnisvollen Ort für ein konspiratives Treffen einer jüdischen Gesellschaft, bei dem angeblich die Übernahme der Weltherrschaft geplant wurde. 
Dieses Treffen, bzw. die darüber existierenden Geheimdokumente ziehen sich wie ein roter Faden durch diesen Roman, in dem der Autor seinen Protagonisten daran dessen tiefempfundenen Antisemitismus und verschlagene Fälscherkunst ausleben lässt.
Umberto Eco zeigt in diesem Roman, mit welcher Leichtigkeit eine geschickte, skrupellose Person Unwahrheiten in die Welt setzen und damit ein Lauffeuer in Gang setzen kann.
Ein fruchtbarer Boden ist immer leicht gefunden, wenn die Leute nach einfachen Lösungen suchen und so lässt er seinen Simonini sagen:

Die Menschen glauben nur das, was sie schon wissen!”

Das Buch könnte auch den Untertitel tragen: “Wie bastle ich mir eine Verschwörungstheorie?” und ist dazu der Versuch, eine Herleitung des Antisemtismus’ zu finden, der weniger als 100 Jahre später seinen traurigen Höhepunkt im Holocast fand.

Da ich mit Sicherheit auch irgendwann mal das Buch lesen werde, bin ich eigentlich ganz froh, dass ich mir im Vorfeld diese fein versponnene und manchmal verzwickte Geschichte habe vorlesen lassen.

Das Hörbuch ist 2011 erschienen und wird von Gerd Heidenreich und Jens Wawrczeck gelesen. Die beiden Sprecher bieten einem einen Hörgenuss von 16 Stunden, für die man für die MP3 – Version bereits verdiente 16,99 € bezahlt.


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