Der freundliche Killer von nebenan - "The Guest"


AUF DVD UND BLU-RAY! ©Splendid

Wenn das DVD-Cover mit Vergleichen um sich wirft, kann der Zuschauer sich sicher sein, hinters Licht geführt zu werden. Meisterwerke werden genannt, die irgendwie mit dem Film in Verbindung stehen – und sei es nur aufgrund desselben Genres. Im Falle von „The Guest“ verhält es sich in zweifacher Weise anders. Zum einen ist „The Guest“ tatsächlich eine Hommage an Filme, wie „Halloween“, „Terminator“ und „Die Bourne Identität“. Drei völlig unterschiedliche Filme also, die nichts miteinander gemein haben. Doch überraschenderweise finden sich Motive aus allen dreien in „The Guest“ wieder. Und noch viel wichtiger: Die Slogans auf dem Cover sind weder übertrieben noch gelogen!
Das neueste Werk der Regie-Hoffnung Adam Wingard ist im Grunde ein Actionthriller im 80er-Jahre-Stil. So denkt jedenfalls, wer sich bloß die Inhaltsangabe durchliest. Doch was sich hinter dieser Alibi-Handlung verbirgt, ist nichts weiter als großes Kino. Wingard wandelt auf den Spuren von Nicolas Winding Refns „Drive“. Er verankert „The Guest“ im hier und jetzt, doch der Look des Films ist ganz klar den 80ern entlehnt. 
Da hören Figuren gerne Musik dieses Jahrzehnts, wird ein Mixtape (ganz modern auf CD natürlich) erstellt und eine Farbpalette in der Bildkomposition verwendet, die den Thriller in grellen, stimmungsvollen Tönen ausstaffiert. Mittendrin wandelt Darsteller Dan Stevens („Downtown Abbey“) als sympathischer Killer über Leichen und zieht eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Wer war nochmal Ryan Gosling? Fans des Genres werden jedenfalls aus dem Grinsen nicht mehr herauskommen. 

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Regisseur und Autor Wingard zitiert sich munter durch sämtliche Klassiker der 80er. Mal fußt der Film auf den großen Actionfilmen, nur um wenig später in einem Finale zu münden, das die Horrorelemente von Carpenter und Co munter wiedergibt und neuauflegt. „The Guest“ erfindet das Rad zu keiner Zeit neu, doch muss er das auch nicht. Wingard ist sich des trashigen Inhalts seines Films bewusst und vertraut stets auf das ironische Augenzwinkern. 
Das größte Plus des Films – neben der stilvollen Kamera – sind die Darsteller. Wingard hat mit Hauptdarsteller Dan Stevens einen Besetzungscoup gelandet, ohne Zweifel. Stevens ist nicht bloß Schönling, sondern begeistert durch nuanciertes Spiel. Hinter den eisblauen Augen und dem freundlichen Lächeln lauert ein Monstrum, das menschliche Gefühle nicht zu kennen scheint. Den Wandel vom netten Helfer zum Mörder vollzieht Stevens in manchen Szenen derart schleichend, dass dem Zuschauer die Luft weg bleibt. Die Kamera klebt in Schlüsselmomenten förmlich an seinem Gesicht, ein raubtierähnliches Glimmen leuchtet in seinen Augen auf und das Publikum weiß nicht, was geschehen wird. 
Möglicherweise ist „The Guest“ das Vehikel, das Stevens zum Star machen wird. Auch die weibliche Hauptrolle ist mit Maika Monroe mit einem aufstrebenden Jungstar besetzt. Hier offenbart sich ein weiteres Talent des Regisseurs Wingard. Schon in „You’re Next“ zeigte sich sein Talent für starke Frauenfiguren, was er in „The Guest“ nahtlos fortführt. 
„The Guest“ ist beinhartes Thrillerkino in bester 80er-Tradition, das zugleich witzig und abgründig mit den Erwartungen des Zuschauers spielt. Ein großer Spaß, ein audiovisueller Genuss und ein weiteres Ausrufezeichen in der Vita des Regisseurs. So kann es weitergehen. 

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BEWERTUNG: 8,5/10Titel: The GuestFSK: ab 18 freigegebenLaufzeit: 99 MinutenGenre: Thriller, ActionErscheinungsjahr: 2014Regisseur/Autor: Adam WingardDarsteller: Dan Stevens, Maika Monroe, Lance Reddick, Leland Orser, Brendan Meyer, Sheila Kelley

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