…lastet auf Lucy Scarborough. Alle Frauen in ihrer Familie bekommen mit achtzehn eine Tochter und werden dann wahnsinnig. Lucy selbst erfährt erst von diesem Fluch, als sie 17 und in Schwierigkeiten ist. Drei, auf den ersten Blick unlösbar scheinende Rätsel müssen gelöst und die Aufgaben erfüllt werden, damit Lucys Tochter nicht genauso ohne ihre Mutter aufwachsen muss, wie Lucy selbst und ihre Mutter davor. Zum Glück hat Lucy ihre Pflegeeltern, die ihr zur Seite stehen und dann ist da noch Zach, Lucys Freund aus Kindertagen. Werden sie es gemeinsam schaffen, den Jahrhunderte alten Fluch zu brechen und dem Bösen die Stirn zu bieten?
Die Geschichte, die Nancy Werlin um die Ballade „Scarborough Fair“ von Simon & Garfunkel gesponnen hat, konnte mich ziemlich schnell in ihren Bann ziehen. Zu Beginn war es eine Geschichte über eine 17-Jährige, die ein ganz normales Teenager-Leben führt, zur High-School geht und sich auf ihren Abschlussball freut. Doch dann nimmt sie eine scharfe Wendung, auf die einige tragische Ereignisse folgen, die Lucys Leben von Grund auf umkrempeln. Selten findet man in amerikanischen Jugendbüchern mit fantastischem Einschlag Elemente wie Vergewaltigungen oder Schwangerschaften im Teenageralter. Es war mal etwas Anderes, solche Themen in einem spannenden Jugendbuch vorzufinden und auch insgesamt finde ich, dass sich das Buch angenehm von der Masse abhebt.
Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich schnell überzeugen. Er las sich locker und leicht weg vom Fleck, wusste mich zu verzaubern und an die Seiten zu fesseln. Auch die Dramatik und die Ausweglosigkeit von Lucys Situation im Bezug auf die schier unlösbaren Aufgaben des Rätsels konnte sehr gut transportiert werden. Es war für mich sehr spannend und interessant Lucy durch ihre Schwangerschaft zu begleiten und mit ihr zu versuchen dem Fluch zu entkommen.
Die Protagonisten hatten für meinen Geschmack aber leider ein paar kleine Schwächen. Lucy zum Beispiel wurde vergewaltigt und ihr ging es auch schlecht, aber irgendwie machte es für mich nicht den Eindruck, als hätte sie sehr lange daran zu knabbern oder gar psychische Schäden davon getragen. Das war für mich ein wenig unglaubhaft. Zach ist zwar ein toller Kerl, aber ein wenig zu heroisch veranlagt. Man findet mit Sicherheit selten einen Kerl, der alles hinschmeißt, um der Vater vom Kind eines anderen zu werden. Auch die Verkörperung des Bösen war für mich ein wenig zu schwach. Von ihm hätte ich mehr erwartet, um Lucy auf seine Seite zu ziehen bzw. ihr mehr Steine in den Weg zu legen, als es im Endeffekt der Fall war.
Nun zum Cover: Ich liebe es! Ich finde dieses Cover unglaublich toll, es ist einfach sehr stimmig und hebt sich sehr schön von anderen Covers in diesem Bereich ab. Man sieht eine junge Frau in einem dunkelroten Kleid in der Seitenansicht, deren dunkles, langes Haar vom Wind von hinten über ihr Gesicht geweht wird. Sie steht in braunem Heidekraut unter einem blauen Himmel, an dessen Horizont schneebedeckte Berge zu sehen sind.
Mein Fazit zu „Der Fluch von Scarborough Fair“: Ein sehr unterhaltsames, spannendes und auch emotional mitreißendes Jugendbuch, das allerdings ein paar kleine Schwächen im Bereich des Charakterdesigns aufweist. Beim Lesen hat mich das kaum gestört, im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass ein paar Dinge anders dargestellt worden wären.
Der Fluch von Scarborough Fair
von Nancy Werlin Taschenbuch: 384 Seiten Verlag: cbt (5. September 2011) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3570307174 ISBN-13: 978-3570307175 Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Rezension vom 26.05.2012 Vielen Dank an den