Artikel #5 von 5 der Artikelserie "Der Hobby-Psychologe am Schläger!"
Ich weiß ja nicht wie es Euch ergeht, aber nachdem z.B. auf einem Par 4 der Drive und die Annäherung super gelungen ist, kommt die große Flatter auf dem Grün. Da liegt der Golfball wie auf dem "Präsentierteller" noch relativ weit weg vom Hole und dann...
Der finale Putt
Man stellt seinen Trolley oder das Bag ab und greift zum Putter. Auf dem Weg zum Grün fängt der Kopf an zu rattern. Birdiechance oder zu mindestens das Par ist in greifbarer Nähe. Langsam steigt man aufs Grün und betrachtet die kleine "weiße Sau", die wie ein Unschuldslamm da rumliegt. Und im Kopf rattert es weiter. Nur nicht die Annäherung zu kurz lassen. Schau genau auf das ondulierte Gras auf dem Weg zum "Glück". 1000 dieser Gedanken knallen wie Squashbälle an die Innenseite der Schädeldecke und stiften Verwirrung. Man bewegt sich zum Tatort, zückt lässig den Ballmarker und platziert diesen hinter dem Ball. Dann greift man sich den Golfball und richtet sich auf. In der Hosentasche versteckt sich ein Tuch mit dem man den Ball reinigt und nachdem man selbes wieder in der Tasche hat verschwinden lassen, begibt sich der Golfer auf die Knie und schaut auf die Fahne. Mit Schrecken stellt man fest, Puh das sind ja mindestens noch 10 Meter (real sind es maximal 5, aber wir Golfer neigen zur Übertreibung) wie soll ich meinen jetzt sauberen Ball bloß in die Nähe des Holes bekommen?
Schon wieder meldet sich das "Golferschwein", so möchte ich mal unsere innere Stimme nennen, und teilt uns mit tiefer, fester Stimme mit: Junge, das schaffst du nie!" Ergebnis, man blickt wieder von Ballmarker und Loch hin und her. Ist innerlich von der Rolle, legt den Ball hin, nimmt den Ballmarker weg und richtet sich wieder auf. Darauf nimmt man den Putter fest in die Hand stellt sich für den perfekten Putter hin. Gleichmäßig schwingt man das Werkzeug wie an einem Pendel zurück und trifft den Ball im Durchschwung. Etwas holprig macht sich die "kleine weiße Sau" auf dem Weg und nach ein paar Zentimeter rollt sie über das gepflegte Grün in Richtung des frisch gestochen Holes. Die Augen werden immer größer und man verfolgt den Golfball auf dem Weg, wie einer Lady in High Heels auf der Promenade, und ist schon freudig erregt, das er fällt. Aber dann rollt er wie auch an den letzten gefühlten 17 Löchern ein Millimeter am Glück vorbei und bleibt 50 cm dahinter liegen. Man kann richtig zusehen, wie der Golfball kurz vor dem Loch nach hinten blickt und sich denkt: "Dir zeige ich jetzt mal wo es lang geht!" Und dann schaut er kurz ins Loch und rollt dran vorbei.
Kaum ist der Ball, dieses grausame weiße Ding, zur Ruhe gekommen, fängt der Kopf des Golfers an zu arbeiten und das "Golferschwein" meldet sich. "Ich habe es Dir doch gesagt", sind die Worte, die die Stille auf dem Grün durchschneiden. Jetzt nur nicht den Frust zeigen, also machen wir uns lässig auf dem Weg zum Golfball und nachdem wir die Lage mit dem Ballmarker markiert haben, reinigen wir den "Täter". Während die Flightpartnerinnen und Flightpartner ihre Bälle im Loch unterbringen und man immer und immer wieder das Geräusch vernimmt, was jeder Golfer so liebt, könnte man vor Frust laut aufschreien, den Putter mit einem vollen Schwung im Grün versenken oder so etwas tun, was nicht der Etikette entspricht.
Aber da war ja noch was - das Par muss jetzt gerettet werden. Der Druck steigt ins unermessliche und das "Golferschwein" meldet sich zurück. Von Konzentration kann nicht mehr die Rede sein. Die kleine "weiße Sau" wird in die richtige Position gelegt, der Marker gleitet durch die Finger in die Hosentasche zurück und man positioniert den Putter hinter dem Ball. Das Nervenkostüm ist mittlerweile so dünn, das jeder Windzug als Störung empfunden wird.
Wieder, wie vor einigen Minuten schwingt man den Putter nach hinten und genau jetzt meldet sich wer? Genau das "Golferschwein" und es säuselt Dir die folgenden Worte ins Ohr: "Deine Flightpartner schauen ganz genau zu!" Ungeachtet dieser Worte schwingt man den Putter durch den Ball und dieser macht sich auf den Weg. 4 Augenpaare begleiten die kleine "weiße Sau" und dann...
Grinsend dreht sich der Ball zu dir um und bleibt eine halbe Umdrehung vor dem Loch liegen. Bogey! Man greift sich seinen Ball und verlässt das gepflegte Grün und das "Golferschwein" lacht. Das ist der Augenblick wo sich Golfer von anderen Menschen unterscheiden. Während jeder Homo sapiens die Fehler bei sich sucht, findet die besondere Spezies, Golfer genannt, mindestens 3 Ausreden warum der Ball nicht gefallen ist.
Ohhh, mein Gott was liebe ich diesen Sport!
Fazit aus dieser Situation, die jeder Golfer schon 1000mal erlebt hat?
Solange wir nicht das "Golferschwein" Zuhause lassen, werden wir immer wieder in diese oder ähnliche Situationen auf der Golfrunde kommen. Und bevor man zum Psychopathen wird, sollte man sich mal mit dem mentalen Teil des Sports beschäftigen. Denn viele schlaue Menschen haben schon immer gesagt, Golf wird im Kopf entschieden. Wer kein Bock mehr auf diese Erlebnisse hat, dem empfehle ich das Buch von Antje, was ich hier schon mal vorgestellt habe.
In diesem Sinne wünsche ich Dir ein schönes Spiel und wenn Du das nächste Mal das "Golferschwein" auf dem Grün "hören" solltest, dann zeig ihm den innerlichen Stinkefinger und spiel dein Spiel. Und natürlich freue ich mich über Eure Resonanz, denn ich glaube es gibt viele Golferinnen und Golfer, die genau dieses Situationen auf der Runde erlebt haben, oder!?
Euer Hobby Psychologe Lefty Stephan 😉