Der Feuervogel sucht die Herausforderung in den USA

Er kann in seiner Heimat nicht über die Straße gehen, ohne erkannt, angesprochen und um ein Autogramm gebeten zu werden. Er ist ein Volksheld. Er ist ungeschlagen und er könnte wohl in den nächsten Jahren die größten Hallen und Stadien füllen. Und dafür bräuchte er nur irgendwelche Taxi fahrenden Semiprofis verprügeln. Aber das will Zsolt Erdei (32 Kämpfe, 32 Sieg, 17 durch KO) nicht. Der auch hierzulande sehr bekannte Ungar sucht die Herausforderung.
Nach einer langen und erfolgreichen Amateurkarriere (232 Kämpfe, 212 Siege, Weltmeister 1997, 1998 und 2000 Europameister, Bronzemedaille bei dem olympischen Spielen 2000) wurde er bei Universum  Box-Promotion in Hamburg Profi. Er wurde durch einen Punktsieg über Julio Cesar Gonzalez (17.01.2004) Weltmeister und besiegte damit den Bezwinger von Dariusz Michalczewski.
Wenn ich mir nun anschaue, wen Klaus-Peter Kohl noch behalten hat, so kann ich mich nur wundern. Es ist mir völlig unverständlich, warum Universum Box-Promotion den Vertrag von Erdei einfach auslaufen ließ. Der Boxer mit dem poetischen Kampfnamen Feuervogel wurde Anfang 2004, am 17.01.2004 gegen Julio Cesar Gonzalez, durch einen einstimmigen Punktsieg Weltmeister der WBO in Halbschwergewicht. Er verteidigte seinen Titel in den folgenden fünf Jahren 11-mal erfolgreich. Er boxte gegen jeden, den sein Veranstalter ihm in den Ring stellte. Aber sein Veranstalter griff nicht ein einziges Mal etwas tiefer in die Tasche, um einen Gegner für ihn zu bekommen, der auch international von Bedeutung war. Erdei wurde in Ungarn zu einem Star, aber in Deutschland blieb er nur einer von vielen Weltmeistern.
Warum sein Promoter Kohl nicht versucht hat, den netten und freundlichen Familienmenschen Erdei, der sogar ein Kinderbuch geschrieben hat, in der Öffentlichkeit zu positionieren, wird vermutlich für immer ein Geheimnis bleiben. Wenn ich mich recht erinnere, musste Erdei sogar als Weltmeister im Vorprogramm für Regina Halmich boxen. Selbst nach dem Zusammenbruch von Universum setzte Kohl lieber weiter auf Boxer, von denen keiner weiß, ob sie nicht schon bald wieder im Gefängnis sitzen oder ob sie überhaupt jemals wieder boxen werden, als auf ihn.
Erdei zog für sich eine ganz erstaunliche Konsequenz: In einem Alter, in dem andere Boxer in den Ruhestand gehen, fängt er noch einmal von vorne an. Er unterschrieb einen Vertrag mit dem US-Promoter Lou di Bella, der noch bis Juni 2012 laufen soll. Er will sich nun in den USA durchsetzen und dort die Besten seiner Gewichtsklasse boxen. Offensichtlich sucht er noch mal die Herausforderung.
Bereits in seinem letzten Titelkampf machte er deutlich, dass er die Herausforderung sucht und annimmt. Da kämpfte er um den WBC-Titel im Cruisergewicht. Er besiegte Giacobbe Fragomeni in einem harten Fight am 21.11.2009 nach Punkten. Erdei bestreitet es zwar, aber man konnte damals schon den Eindruck gewinnen, dass Kohl den WBO-Titel für Jürgen Brähmer haben wollte.
Erdei, die Nummer 16 der unanhängigen Weltrangliste, boxt am 04.06.2011 gegen Byron Mitchell (36 Kämpfe, 28 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden). Mitchell steht auf Position 55 der Rangliste und war immerhin zweimaliger Weltmeister der WBA im Super Mittelgewicht. Einige erinnern sich vielleicht noch an seine sehr knappe Punktniederlage, als er am 15.03.2003 gegen Sven Ottke einen Titelvereinigungskampf bestritt. Mitchell könnte Erdeis letztes Hindernis vor einem erneuten Titelkampf sein. Bereits Erdeis letzter Kampf am 20.11.2010 im Vorprogramm des WBC- Weltmeisters im Mittegewicht Sergio Gabriel Martinez war auf HBO, dem großen amerikanischen Bezahlfernsehsender, zu sehen.
Der Feuervogel sucht die Herausforderung in den USA.
© Uwe Betker



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