Der Feind in unserem Kopf – Kreativität auf Knopfdruck

Von Sonja Quirmbach

16. Juli 2015 Hinterlasse einen Kommentar

Kritikreflex: Wenn der innere Kritiker stärker ist als die Lust, etwas Neues zu erschaffen.

Wir alle kennen das Dilemma: wir brauchen dringend eine neue Produktidee aber uns will per se nichts einfallen! In Meetings oder Workshops sind die Köpfe wie leergefegt. Das Team schweigt sich entweder an oder nörgelt an den Vorschlägen des Kollegen herum. Als Resultat bleibt das Papier weiß und unbeschrieben.

Der Kreativitätsforschung ist schon lange bekannt, dass die originellsten Ideen und Geistesblitze nicht genau dann kommen, wenn man gezielt nach ihnen sucht.

Ferner gibt es noch dieses Phänomen, dass die besten Ideen meist in unerwarteten Momenten auftauchen, z. B. wenn man spazieren geht oder ein Buch liest. Also wenn man bewusst etwas anderes macht, nur nicht über das bestimmte Thema nachdenkt.

Wo aber bekommt man nun die heißbegehrten neuen innovativen Ideen her – und das am besten auch innerhalb der Arbeitszeit?

Woran Kreativität scheitert

Das rationelle Denken wird uns in unserer Kultur von Geburt an jedoch spätestens in der Schule beigebracht. Das heißt, wir werden dazu erzogen unsere kreativen Gedanken und spielerische Herangehensweisen zu unterdrücken. Das Ziel dahinter ist, möglichst schnelle, präzise und rationale Handlungen durchziehen zu können. Keine Zeit für Experimente.

Dieses Verhalten haben wir alle verinnerlicht. Deswegen fällt es uns im späteren Arbeitsalltag schwer, z. B. spontan in einem Meeting aus den Prozessen, Hierarchiedenken und eingetretenen Gedankenpfaden abzuweichen und Neuland zu betreten. Unserer Kreativität sind biologisch keine Grenzen gesetzt. Wir scheitern meist nicht daran, dass wir keine Ideen haben.

Sondern wir scheitern daran, dass wir:

  • uns vorab einen zu engen Rahmen stecken und in diesem engen Raum dann nur sehr begrenzt neue Ideen entfalten können.
  • uns selbst zensieren bevor wir eine Idee genauer betrachtet, verbalisiert oder visualisiert haben.
  • nicht neutral einer Idee gegenüber eigestellt sind, sondern sie sehr schnell verurteilen und sie deswegen genauso schnell wieder verwerfen.

Insofern helfen kreative Spiele dabei, sich neutral einem Thema zu nähern, immer offen gegenüber der Herangehensweise zu sein und andere Sichtweise zu diskutieren.

Kreative Methoden, Ansätze und Spiele

Tüftler, Inspirator oder Visonär? Kreatives Denken ist erlernbar.

Um neue Lösungsansätze und Ideen zu finden oder aus der eingefahrenen Situation herauszukommen, gibt es inzwischen eine Vielzahl an Methoden und Ansätze. Sei es durch

… Design Thinking und die Aufhebung des Zeit-, Raum- und Teamkonstrukts

… Lego Serious Play und mit Legosteinen die Welt modellieren

… Innovation Games und der unerschöpfliche Spielebaukasten

Alle drei Beispiele haben das Ziel, uns durch angewandte/absichtliche Kreativität wieder zum spielerischen, offenen, nicht zensierenden, freien Denken zu bewegen. Denn sie beziehen sich auf Konzepte und Methoden aus dem erfahrungsbezogenen, szenischen und spielorientierten Lernen. Sie verwenden darüber hinaus Elemente aus der Kreativitätsförderung.

Mithilfe von diesen Methoden werden also Ideenkiller entkräftet, wie z. B. unser innerer Kritiker, so dass neue Denkweisen aktiviert werden.

Das Ziel ist immer, die spontane kreative Lösungen- oder Handlungsalternativen des Einzelnen oder von Gruppen zu fördern. Darüber hinaus können je nach Fragestellung auch andere Sichtweisen z. B. von Anwendern oder Zielgruppen eingebracht werden.

Regeln für kreative Workshops:

  • Konfliktkultur: jeden Teilnehmer ausreden lassen und die Ideen in einem offen Dialog besprechen.
  • Respekt: sich wertschätzend und respektvoll auch über Gestik und Mimik ausdrücken.
  • Schöpfertum: sich für die kreativen Methoden öffnen, um aktiv etwas Neues zu schaffen. Hierzu gehört auch das Eingeständnis, etwas Neues schaffen zu wollen.
  • Verantwortung: für sich, seine Ideen und Handlungen einstehen. Sich der eigenen Wirkung und Worte bewusst sein.
  • Vertrauen: gegenüber Personen, ihren Handlungen und Aussagen zeigen. Sich für die Denkweise der Teilnehmer öffnen und darauf vertrauen, dass Alle das gleiche Ziel haben.

Werden diese Regeln beachtet, ist das schon einmal eine sehr gute Basis für einen Workshop. Eine Rückmeldung auf diese Regeln von Kollegen ist oftmals „Aber das ist doch auch eine Lebensweisheit und sollte doch selbstverständlich sein!“

So gesehen: Ja! Im Arbeitsalltag gehen jedoch manche Aspekte hier und da etwas unter. Deswegen ist immer gut, sich auf ein gemeinsames Verständnis zu einigen.

Eines ist aber bei allen Regeln, Methoden und Vorgehensweisen jedoch unerlässlich: Disziplin!

Siehe auch:

  • 12 Design Thinking Rules
  • 6 Don`ts in Workshops die garantiert jede Kreativität töten!
  • Produktentwicklung einmal anders: Kreative Nutzerworkshops