Als Consultant kennst Du sie sicherlich von Hotels, Airlines und Taxiunternehmen: die Kundenzufriedenheitsumfrage, oft auch nur Feedbackbogen genannt. Mit ihnen möchten Unternehmen herausfinden, inwieweit ihr Angebot den Kundenerwartungen entsprach und welche Aspekte verbessert werden können. Auch im Consulting erlaubt Dir ein Feedbackbogen zu ermitteln, ob und zu welchem Grad die Anforderungen an Deine Beratungsleistung erfüllt, im besten Fall übertroffen wurden. Doch was macht einen guten Feedbackbogen aus? Und wie erstellst Du diesen in wenigen Schritten? Im Beitrag erfährst Du die Details.
Die Kundenmeinung strukturiert erfassen – mit einem Feedbackbogen
Ganz gleich ob es sich um ein Produkt oder einer Dienstleistung wie der Beratung von Unternehmen handelt: ohne Rückmeldung des Kunden fällt es schwer zu beurteilen, ob die Leistung aus Sicht des Käufers zufriedenstellend war. Ein besonders im Endkundenmarkt verbreitetes Instrument ist daher die Kundenzufriedenheitsumfrage. Auf Basis eines Feedbackbogens gibt der Kunde strukturiert Rückmeldungen zum gekauften Produkt bzw. dem erbrachten Service.
Auch im B2B-Segment ‚Unternehmensberatung‘ kannst Du die Zufriedenheit Deines Klienten bzgl. der erbrachten Projektarbeit mittels eines Feedbackbogens messen. Sowohl die Bestätigung Deiner Leistung als auch die Verbesserungsvorschläge helfen Dir, Deine methodische, soziale und fachliche Expertise gezielt weiterzuentwickeln.
Objektiv, knapp und nützlich – der Aufbau
Generell gilt: Kunden werden beruflich und privat bereits mit einer Vielzahl von Meinungsbefragungen, Zufriedenheitsumfragen, Service-Checks, etc. konfrontiert. Deine Feedbackbogen sollte daher so umfangreich wie nötig, die Fragen so klar wie möglich ausfallen. In der Praxis haben sich bei mir maximal 10 Fragen auf einem Blatt Papier bewährt. Das ist vom Volumen überschaubar und wird vom Kunden auch beantwortet.
Da Du den Feedbackbogen im Gespräch an den Kunden übergibst, muss das Papier keine Angaben zum Hintergrund, dem Zweck und Nutzen für Beratung bzw. Kunde sowie der Ausfülldauer beinhalten. Diese Infos kommen von Dir auf der Tonspur. Halte den Bogen schlank mit Fokus auf den Fragen und möglichen Antworten.
Fragetypen
Nutze Skalenwerten um die Tendenzen einer Bewertung abfragen. Beispielsweise kannst Du die Schulnoten heranziehen (1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) oder eine 5-stufige Likert Skala (sehr zufrieden, zufrieden, mittel, unzufrieden, sehr unzufrieden). Eine typische Frage für diese Skale wäre beispielsweise „Wie zufrieden sind Sie mit unseren Projektergebnissen?“.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Abfrage, wie zutreffend eine von Dir getroffene Aussage ist. Der Gedanke dahinter: Menschen fällt es oft einfacher, ein Statement zu beurteilen als eine Frage zu beantworten. Zum Beispiel könntest Du fragen „Ich bin mit der methodischen Vorgehensweise der XY-Beratung zufrieden.“ und hierfür die Antworten „Trifft vollständig zu“ bis „Trifft überhaupt nicht zu“ anbieten.
Achte darauf, dass Dein Feedbackbogen mindestens 2 bis 3 offene Fragen enthält. Du gibst damit dem Kunden die Möglichkeit, präzise auf die Frage einzugehen und seine Meinung frei zu äußern.
Frageinhalte
Je nach Beratungsangebot, Alleinstellungsmerkmalen und Fokusthemen Deiner Beratung unterscheiden sich die Frageschwerpunkte. Folgende allgemeine Aspekte solltest Du mit dem Feedbackbogen adressieren:
- Erreichung der gesetzten Projekt- und Beratungsziele
- Einhaltung von Zeit-, Qualitäts- und Budgetvorgaben
- Einschätzung der sozialen, fachlichen und methodischen Beratungskompetenz
- Dinge die positive hervorzuheben bzw. zukünftig verbessert werden sollten
- Wahrscheinlichkeit einer erneuten Beauftragung
Bringe ebenfalls in Erfahrung, ob Du das Feedback als Referenz mit Klarnamen oder zumindest annonymisiert weiterverwenden darfst. Alle Fragen solltest Du objektiv formulieren, daher keine Antwort vorwegnehmen.
Schließlich bittest Du ebenfalls um den Namen, das Unternehmen, die Abteilung und das Ausfülldatum. Da manche Kunden ihre persönlichen Daten eher ungern abgeben weist Du darauf hin, dass die Angaben optional sind.
Einmal erstellen, immer wieder nutzen – die Anwendung
1. Konzipieren & Verproben
Überlege Dir zu Beginn, welche Eigenschaften Deiner Beratungsleistung Du vom Kunden bewerten lassen möchtest. Worin bestehen die Qualitäten Deiner Beratung? Die Alleinstellungmerkmale bzgl. Vorgehen und Ergebnis? Entwickle daraufhin einen einfach zugänglichen und verständlichen Fragebogen.
Teste den Fragebogen unbedingt intern mit Kollegen. Sind die Angaben alle zu verstehen? Gibt es in den Antworten Missverstände oder gar Widersprüche? Wirken Layout, Struktur und Abbildungen attraktiv? Teste die erste Ausgabe Deines Feedbackbogens mit einem Dir wohlgesonnen Kunden.
2. Verteilen & Einsammeln
Direkt zu Beginn Deines Engagements informierst Du den Kunden, dass Du zwecks interner Verbesserung am Projektende einen Feedbackbogen verteilen wirst. In den letzten Wochen übergibst Du den Bogen dann an den Kunden mit der Bitte um eine Rückmeldung innerhalb von zwei Arbeitstagen. Unterstreiche, dass es sich nur um wenige Fragen handelt, ein Ausfüllen unter 10 Minuten seiner wertvollen Zeit kosten wird und das Feedback zeitpunktbezogen zu verstehen ist.
Nach zwei Tagen bittest Du um den Bogen bzw. erinnerst an das Ausfüllen. Hebe die Wichtigkeit für Dich und Dein Unternehmen hervor sowie den Mehrwert, den der Kunde durch eine verbesserte Beratungsleistung erhält. Erneut zeigst Du auf, die Daten nur für interne Zwecke zur Weiterentwicklung der Consulting Leistung nutzen zu wollen.
3. Auswerten & Verbessern
Analysiere das Feedback Deines Kunden in einer ruhigen Minute. Falls Du bereits die Zufriedenheit in anderen Projekten gemessen hast, kannst die vorhandenen Daten dem letzten Engagement gegenüberstellen.
Auf Grundlage der Kundenrückmeldung führst Du neue Leistungselemente oder verstärkst vorhandene Elemente. Alternativ reduzierst Du bestimmte Leistungen oder setzt sie ganz aus.
Pros & Cons des Feedbackbogens
Ein Feedbackbogen erzeugt auf Deiner und der Kundenseite mehrere Vorteile. Als Unternehmensberater hilft Dir die strukturierte Rückmeldung…
- Dein Beratungsangebot zu optimieren und weiterzuentwickeln,
- den Kunden an Dein Unternehmen zu binden, insbesondere wenn sich dieser schwarz auf weiss positiv über Deine Beratungsarbeit äußert,
- Dich für Folgeprojekte zu motivieren,
- verschiedene Projekte aus Kundensicht vergleichbar zu machen sowie
- die Grundlage für eine Referenz oder eine Case Study zu legen.
Dem Kunden hilft ein Feedbackbogen…
- seine Interessen, Vorschläge und Bedarfe ins Zentrum zu rücken und diese an den Berater für eine bessere zukünftige Zusammenarbeit weiterzugeben sowie
- wertgeschätzt zu werden.
Nachteil einer Kundenzufriedenheitsumfrage ist der Aufwand, den diese für Dich und Deinen Kunden erzeugt. Gerade bei langen Feedbackbögen fällt es Kunden schwer, die erforderliche Zeit und Konzentration aufzubringen. Ebenfalls schwierig gestaltet sich der Einsatz des Akquise-Tools bei negativ verlaufenden Projekten. Entwickelt sich ein Engagement anders als geplant, solltest Du Feedback eher im persönlichen Gespräch mit Fingerspitzengefühl einfordern.
Tipps aus der Beratungspraxis
Tipp 1 – Goldene Moment
Ein Feedbackbogen erfasst punktuell die Zufriedenheit. Seine Daten sind damit abhängig von den Emotionen des Kunden zum Zeitpunkt der Beantwortung. Je nach Situation kann Dein Klient beim Ausfüllen in einer guten oder schlechten Stimmung sein. Passe den richtigen Moment zu dem Du ihn mit dem Feedbackbogen konfrontierst. Gut geeignet ist beispielsweise der Nachmittag vor einem Feiertag oder direkt nach der erfolgreich verlaufenen Projektabschlussbesprechung.
Tipp 2 – Gemeinsames Ausfüllen
Oft sind Kunden zeitlich eng getaktet, dass Ausfüllen einer Kundenzufriedenheitsumfrage steht in ihrer Prioritäten-Liste sehr weit unten. Biete Deinem Kunden ein gemeinsames Abschlussgespräch an, in dem ihr den Feedbackbogen zusammen durchgeht. Neben den Antworten auf Deine Fragen erhältst Du auf diese Weise häufig zusätzliche wertvolle Information zur Verbesserung Deines Consulting Services.
Tipp 3 – Stabile Struktur
Weder die Fragen noch die Antwortmöglichkeiten Deines Feedbackbogens solltest Du ändern, da ansonsten kein Vergleich mehr mit vergangenen Projekten möglich ist. Verprobe daher die erste Fassung Deines Bogens intern mit Kollegen und an einem ersten Projekt und halte die Inhalte anschließend stabil.
Tipp 4 – Besser analog als digital
Auch wenn es charmant klingt die Kundenmeinung per Online-Umfrage festzuhalten, hat die digitale Fassung eines Feedbackbogens jedoch zwei gewichtige Nachteile. Erstens entsteht ein Medienbruch. Bevor der Kunde seine Rückmeldung geben kann, muss er sich zunächst hinter sein Laptop klemmen, die Webseite aufrufen und sich womöglich per Zugangscode registrieren. Die Gefahr besteht, dass er die Aufgabe auf später verschiebt oder nie erledigt. Zweitens das Thema Datenschutz. Speziell im Konzernumfeld reagieren Kunden sehr konservativ, wenn sie Inhalte in ein für sie fremdes System eingeben müssen. Im Zweifel bleibst Du daher lieber in der analogen Welt und digitalisierst im Nachgang manuell.
Tipp 5 – Alternativer Informationsträger
Es muss nicht immer das Standard DIN-A4 Blatt sein, auf dem Dein Kunde Dir Feedback gibt. Warum nicht ein alternatives Trägermedium verwenden und damit einen bleibenden letzten Eindruck hinterlassen. Eine Projektabschluss-Postkarte, ein Consulting-Zeugnis, Hauptuntersuchung-Prüfbericht – Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Natürlich sollte das Format zu Deiner Beratung und dem Corporate Design passen.
Fazit
Auch wenn er im digitalen Zeitalter etwas altbacken wirkt: an den Kunden sendet Dein Feedbackbogen ein Signal von Professionalität. Du räumst mit der Abschlussbefragung ein, nicht perfekt zu handeln und offen für konstruktive Verbesserungsvorschläge zu sein. Nutze einen Feedbackbogen um die Meinung Deines Kunden zu Deiner Leistung strukturiert zu erfassen und Eure Auftraggeber/Dienstleister-Beziehung zu festigen. Geringer Aufwand, hohe Wirkung. Probiere es aus!