Der Fall Bartels: Pure Absicht oder peinlicher Ausrutscher?

Von Peymani @Ramin_Peymani

Schon häufig habe ich mich an dieser Stelle über den Niedergang des Qualitätsjournalismus ausgelassen. Die Texte sind immer weniger originell und nicht selten einfach nur voneinander abgeschrieben. Hinzu kommen die ungezählten Artikel, denen man anmerkt, unter welchen Schmerzen der Autor seinen Kniefall vor den mächtigen Anzeigenkunden vollführen musste. Regelmäßig scheint Chefredakteuren und Herausgebern aber auch schlicht der Mut zu fehlen, gegen den Mainstream anzuschreiben. Oder sie wollen es partout nicht. In eine ganz andere Kategorie fällt hingegen das Machwerk des heutigen „Klodeckel“-Trägers. Mathias Bartels heißt er und ist gar Redaktionsleiter beim Hohenloher Tagblatt. Man findet seinesgleichen vor allem in den Online-Redaktionen, deren Fokus nicht mehr auf seriöser Berichterstattung zu liegen scheint, sondern auf Schnelligkeit und Sensation. Die Vertreter dieser Zunft zimmern hastig und lieblos Texte zusammen, ohne noch Zeit oder Muse für eine ordentliche Recherche und die anschließende Überprüfung ihrer Artikel zu finden. Ein Stück weit hat man sich an diese Zeiterscheinung gewöhnt und besonders Texte im Internet von weniger bekannten Redaktionen sind heutzutage mit Vorsicht zu genießen. Wenn aber, wie im vorliegenden Fall, einem Interviewpartner ein Zitat in den Mund gelegt wird, das exakt dem Gegenteil dessen entspricht, was gesagt wurde, fällt es schwer, noch an Schlampigkeit zu glauben. Die Sache ging glimpflich aus für Bartels, weil sein Gesprächspartner enorme Milde walten ließ ob der verleumderischen Falschmeldung. Wenig nutzte da die anschließende kleinlaute Korrektur der Online-Redaktion, denn viel zu schnell und unaufhaltsam ist das Internet. Das weiß auch Bartels. In Windeseile hatte sich die rufschädigende Wirkung im Netz entfaltet – und das vermeintliche Zitat ist bis heute in einigen Internetmedien nachzulesen. Doch was genau war passiert? Für seinen Artikel „Stephen Brauer – Die Hoffnung stirbt zuletzt“ hatte Bartels einen jungen Politiker zu dessen offensichtlich aussichtsloser Bundestagskandidatur befragt. Dass es sich hierbei um einen FDP-Mann handelt, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Es spielt für die Heftigkeit meiner Empörung keine Rolle. Bartels zitierte in der Meldung seinen Gesprächspartner mit den Worten „Wer den Klimawandel leugnet, mit dem muss genauso umgegangen werden wie mit Holocaustleugnern.“ In Wahrheit hatte Brauer in dem Interview das von der britischen Tageszeitung „The Guardian“ stammende Zitat als „geschmacklosen Vergleich“ bezeichnet, der beispielhaft sei für „die radikale Einstellung der Linken gegenüber anderen Meinungen, die zum Teil auf Fakten beruhen.“ Er hatte also nicht nur den Satz selbst nicht geprägt, sondern sich deutlich von dem Fremdzitat distanziert. Wie konnte Bartels eine so eindeutige Aussage nicht nur missinterpretieren, sondern gar in ihr Gegenteil verkehren? Es wird sein Geheimnis bleiben. Doch ganz gleich, ob Kalkül oder Schlampigkeit – Journalisten wie Bartels braucht niemand. Und den verkappten Wahlkämpfern in den Redaktionen sei bei dieser Gelegenheit gesagt: Lebt Euer Sendungsbewusstsein in der Politik aus und stellt Euch, anstatt Andersdenkende unter dem journalistischen Deckmantel mit Tatsachenverdrehungen feige in Misskredit zu bringen…


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