Bericht aus Deutschland, passt auch für Österreich:
Was die Prognostiker im Oktober 2014 bereits vorausgesagt haben, ist nun zur statistischen Realität geworden: weit über 300.000 der potenziellen Anwärter auf die abschlagsfreie Frührente mit 63 haben das Berufsschiff verlassen und sind in diesem Jahr schon in den Hafen des gesetzlichen Rentenbezugs eingelaufen. Was man so nicht erwartet hatte: die übergroße Zahl an Nutznießern der “Rente von Nahles’ Gnaden” kommt aus der Gruppe der sog. “MINT”-Spezialisten: der Mathematiker, IT-Fachleute, Naturwissenschaftler und Techniker. Und nicht, wie vorher angenommen, aus der Gruppe der körperlich hoch belasteten Berufsgruppen, stellt die Bundesanstalt für Arbeit in einer kürzlich erschienenen statistischen Veröffentlichung nunmehr amtlich fest.
Und die, die gegangen sind, sind die, die eigentlich etwas mitgestalten sollten, das da Digitalisierung, Industrie 4.0 und technische Revolution heißt. Es sind die, deren Expertise auch Systeme, Programme und Programmiersprachen umfasst, die heute nicht mehr aktuell sind und daher nicht mehr vermittelt werden. Wo Wissenstransfer gefragt gewesen wäre. Diese Leute sind aber kurzfristig gegangen. Aus Situationen heraus, wo man an Wissenstransfer mit Sicherheit weniger gedacht hat. Kaum jemand hinterfragt in unserem Lande, was denn die jährlich zu Hunderttausenden aus dem Beruf in den Ruhestand abgewanderten Menschen mit ihrer “Späten Freiheit” wirklich anfangen. Wie ist die Gesellschaft auf den Zustrom von geistig und körperlich immer flexibleren und fitteren Mitbürgern knapp jenseits des sechzigsten Lebensjahres vorbereitet?
Autor: Wolfgang Schiele