Der erste Klettersteig: Tipps für Einsteiger und Aufsteiger

Von Berghasen

Was du vor deinem ersten Klettersteig wissen solltest!

Klettersteige sind eine echte Herausforderung und wer sich nicht vorbereitet, kann abstürzen und sich schwer verletzen. Es gibt einige Aspekte, die du unbedingt beachten solltest, wenn du planst, Klettersteige zu gehen. Der Beitrag liefert dir Tipps für die Vorbereitung und vermittelt die wichtigsten Grundlagen.

Steig oder Klettersteig?

Ein Steig ist ein Weg über steiniges Gelände, der sich deutlich von einem typischen Wanderweg unterscheidet. Steige sind häufig alte Wege und Notabstiege, die nicht befahrbar sind. Manche Steige sind streckenweise mit Seilen gesichert.

Ein Klettersteig aber ist stets mit Eisenstiften, Ösen, Haken sowie andere Vorrichtungen abgesichert, damit sich Klettersteiggeher durch das Gelände bewegen können. Klettersteige ermöglichen es somit Nicht-Kletterern schwierige Routen zu begehen.

Klettersteiggehen ist eine eigene alpine Disziplin, die immer beliebter wird. Einsteiger müssen wissen, dass Klettersteige „Einbahn-Wege“ sind, die nur in eine Richtung begangen werden dürfen. Wer sich auf einen Klettersteig begibt, muss schwindelfrei sein und Trittsicherheit mitbringen.

Klettersteige sind in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf einer Skala von A bis F sortiert. A bedeutet wenig schwierig und F bedeutet sehr schwierig. Weil auf Klettersteigen nicht immer Ausstiege möglich sind, musst du die Karte vorab intensiv studieren, um genau Bescheid zu wissen. Wer unvorbereitet einen Klettersteig geht, kann in echte Bedrängnis geraten.

Die Grundausrüstung

Unabhängig vom Schwierigkeitsgrad des Klettersteigs brauchst du ein zuverlässiges Equipment. Dieses setzt sich aus den folgenden Ausrüstungsgegenständen zusammen:

  • Klettersteig-Set: Es dient dir zur Sicherheit in der Vertikalen des Klettersteigs. Das Set verbindest du mit dem Klettergurt unkompliziert per Schlaufe. Das Set verfügt über zwei elastische Bänder, an deren Ende je ein Karabiner eingearbeitet ist. Moderne Klettersteig-Sets sind mit einem Bandfalldämpfer ausgestattet. Dieser dämpft im Falle eines Sturzes die Energie ab, sodass du sanfter aufgefangen wirst.
  • Klettergurt: Klettergurte lassen sich über Bein- und Hüftschlaufen individuell anpassen. Wenn du mit dem Klettergurt ausschließlich Klettersteige gehen willst, entscheidest du dich am besten für ein leichtes, kompaktes Modell. Falls du aber darüber hinaus auch klettern willst, sind komfortabel gepolsterte Gurte mit mehreren Materialschlaufen die bessere Wahl. Ein kombinierter Brustgurt ist auch für Kinder gut geeignet.
  • Kletterhelm: Ein Kletterhelm muss gut sitzen. Dies überprüfst du, indem du den Helm aufsetzt und mit dem Kopf schüttelst. Der Kinnriemen muss offen sein und der Helm darf sich beim Kopfschütteln nicht bewegen, dann sitzt er perfekt. Darüber hinaus sind eine gute Belüftung und eine komfortable Polsterung ratsam. Robuste Hartschalenhelme sind für Einsteiger zu empfehlen. Auch Hybridhelme kommen infrage.
  • Klettersteig-Handschuhe: Gute Passform und optimaler Gripp sind für Handschuhe obligatorisch.
  • Alpine Ausrüstung im Rucksack: Der Rucksack zum Klettern muss gut sitzen und sollte für die Tour mit einem Notfallset, Smartphone und natürlich mit Verpflegung ausgestattet werden.
  • Passendes Schuhwerk: Ob du einen Schuh mit hohem oder mittlerem Schaft wählst, bleibt dir überlassen. Wichtig sind perfekte Passform und ein guter Gripp. Gut geeignet sind beispielsweise Zustiegschuhe oder Bergschuhe mit Climbing-Tip.
  • Optional: Ein kurzer Karabiner und eine Bandschlinge ermöglichen es dir, zwischendurch eine Erholungspause einzulegen. Manche Klettersteigsets sind bereits mit einer Ruheschlinge ausgestattet. Fehlt diese, solltest du diese zusätzlich anschaffen.

Einsteiger kaufen ihr Equipment am besten in einem Fachgeschäft, beispielsweise bei Campz. Angefangen vom sicheren Klettersteig-Set gemäß EN 958 (2017) über den Klettergurt bis hin zum Helm und zur kurzen Bandschlinge finden Einsteiger das notwendige Equipment zentral an einem Ort. Zusätzlich stellt der Onlineshop umfangreiche Guides zu unterschiedlichen Outdoor-Themen bereit und bietet zudem an, Fragen schriftlich und ggf. auch telefonisch zu klären.

Tipp: Der Österreichische Alpenverein hat dieses hilfreiche Video zum Umgang mit dem Klettersteigset bereitgestellt.

Wichtigste Grundregeln beim Klettersteiggehen

Zu den wichtigsten Grundregeln beim Klettersteiggehen gehören:

  • Vermeide Stürze! Dein Klettersteigset ist keine Sicherheitsausrüstung, sondern soll nur im Notfall eingesetzt werden.
  • Hänge beim Gehen immer beide Karabiner ein. So bist du stets richtig gesichert.

Unverzichtbar: Kondition und Muskelkraft

Die Grundausrüstung allein reicht nicht aus, um Klettersteige zu bewältigen. Grundvoraussetzung sind körperliche Fitness und Ausdauer. Es lohnt sich, die Gesamtkörperkraft anhand von Übungen im Vorfeld zu steigern. Zu den Grundübungen gehören Bizepsübungen, Trizepsübungen, Deltamuskelübungen, Übungen für den großen Rückenmuskel und für die Brustmuskeln. Der Deutsche Alpenverein liefert Tipps für Kletter-Krafttraining, Beweglichkeits- und Koordinationstraining zuhause. Zudem gibt es online zahlreiche Blogs von erfahrenen Hobby- und Profikletterern, die Einsteigern die besten Übungen vorstellen.

Klettern in einer Boulderhalle ist für die Vorbereitung gut geeignet. pixabay.com © cegoh (CC0 Creative Commons)

Trittsicherheit trainieren

Trittsicherheit ist das nächste wichtige Element, das für das Klettersteiggehen eine Rolle spielt. Um diese Fähigkeit zu trainieren, eignen sich anspruchsvolle Bergtouren. Auch Klettern in der Halle bietet sich zur Vorbereitung auf die erste Klettersteigtour an. Tipp: Balance-Boards und Training mit Bällen helfen ebenfalls dabei, die Trittsicherheit zu verbessern.

Intensive Planung

Eine grundlegen Planung ist unverzichtbar, wenn du deinen ersten Klettersteig gehen willst. Bei der Auswahl der ersten Tour solltest du besonders sorgfältig vorgehen. Dieser Klettersteig am Gardasee und dieser in Weißbach bei Lofer sind attraktiv, doch für Einsteiger nicht unbedingt geeignet. Wähle Routen aus, deren Schwierigkeitsgrad deinem Können entspricht.

Du musst sicher sein, dass du ihn selbstständig bewältigen kannst. Ideal sind kurze Klettersteige der Kategorien A und B, die außerdem über einen Notausstieg verfügen. Auf diese Weise verschaffst du dir die Möglichkeit, jederzeit abzubrechen, wenn deine Kräfte schwinden. Am allerbesten schließt du dich einer Gruppe mit einem erfahrenen Klettersteigführer an, der dir über die ersten Anfangsschwierigkeiten hinweghilft. Außerdem gehören folgende Dinge zur Vorbereitung dazu:

  • Wetterbericht checken
  • Topografie intensiv studieren
  • zeitlichen Aufwand abschätzen
  • die schwierigsten Stellen identifizieren
  • Besonderheiten markieren wie zum Beispiel Raststellen, Ausstiegstellen und risikoreiche Steinschlagstellen
Gemeinsam mit einem erfahrenen Lehrer kannst du die ersten Schritte am Berg gehen. pixabay.com © EtienneL (CC0 Creative Commons)

Realistische Selbsteinschätzung

Die Einschätzung deiner eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten ist besonders wichtig. Die Klettersteige sind höchst unterschiedlich und selbst innerhalb einer Kategorie gibt es verschieden große Herausforderungen. Auch wenn ein Klettersteig als einfach bewertet ist, kann er aufgrund seiner Länge, seiner Exposition oder aufgrund einer regnerischen Wetterlage deutlich anstrengender und schwieriger als gedacht werden.

Kurz gesagt: Wenn du mit dem nötigen Respekt an den ersten und jeden weiteren Klettersteig herangehst, wirst du schöne Erlebnisse genießen, die dir den Sport immer näherbringt. So wächst Tour um Tour deine Erfahrung und schon bald kannst du weitere, steilere und schwierigere Herausforderungen bewältigen und die Natur aus ganz ungewohnten Blickwinkeln genießen.