Der einsame George ist tot

Von Verdin @verdinguenter


Der einsame Georg ist tot. "Lonesome George" wurde die Galapagos-Schildkröte von den Wärtern der Forschungsstation der Insel Santa Cruz genannt. Jetzt fand der Wärter Fausto Llerena das 90 Kilogramm schwere Tier leblos vor dem Trinknapf. Mit dem Tod der Galapagos-Riesenschildkröte ist die Unterart Chelonoidis abingdoni ausgestorben, das sind bereits fünf der einst fünfzehn Unterarten.
Das männliche Exemplar war 1972 von Ziegenhirten auf der Insel Pinta gefunden. Bis dahin galt seine Unterart als ausgestorben. Auf der Forschungsstation der Insel Santa Cruz wurde mehrfach versucht, die Gene „Lonesome Georges“ durch Paarung mit Riesenschildkröten- Weibchen verwandter Unterarten zu erhalten. Die Weibchen legten zwar mehrere Eier, die jedoch alle unbefruchtet waren.
Wie alt der Koloss tatsächlich wurde, ist unbekannt. Aber die Experten gehen davon aus, dass das Tier mit dem langen Hals und dem dunkel gefärbten, etwa einen Meter großen Panzer vor mehr als 100 Jahren geboren wurde.
Georges Artgenossen wurden über viele Jahre hinweg ausgerottet. Seefahrer luden die Tiere als Nahrungsmittel aufs Boot, weil sie auch ohne Pflege lange Zeit bis zum Schlachten frisch blieben. Auf die Galápagosinseln eingeschleppte Ratten fressen Eier und Nachkommen der urtümlichen Reptilien. Vielerorts wurde der Lebensraum der Riesenschildkröten zerstört. Die Galápagosinseln im Pazifik etwa 1000 Kilometer vor der Küste Südamerikas gehören zu Ecuador.
Weitere in diesem Blog erschienene Geschichten über Schildkröten:

Der Tod traf sie bei der Paarung:  In der Grube Messel bei Darmstadt fanden Paläontologen insgesamt neun Paare von urzeitlichen Weichschildkröten, die während des Geschlechtsakts gestorben und in dieser Position konserviert worden waren.
Die hinteren Enden ihrer Schilde waren aneinandergedrückt, und die Männchen hatten teilweise noch ihren Schwanz unter die Schale des Weibchens gebogen und ihn neben den ihrer Partnerin gelegt, berichtet das deutsch-schweizerische Forscherteam im Fachmagazin "Biology Letters". Das sei typisch für die Paarungsstellung.
Der Fund der kopulierend gestorbenen Schildkröten deute auch darauf hin, wie die Tiere einst in dem ehemaligen Vulkansee starben. Vermutlich seien sie bei der Paarung in tiefere, giftige Wasserschichten des Sees abgesunken und dort schnell gestorben, berichten die Forscher.

 (Peter Paul Rubens "Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis")
Sie endeten als Eiche und Linde: Philemon und Baucis, das alte Ehepaar, das den verkleideten Zeus und seinen Sohn Hermes gastfreundlich bewirtet hatte,  liebten einander so sehr, dass sie sich nie voneinander trennen wollten. Die Götter verwandelten die beiden am Ende ihres Lebens in Bäume. (Ovid erzählt die neben "Romeo und Julia
schönste Liebesgeschichte in seinen "Metamorphosen").
Für Bibi und Poldi wissen die Götter ( und Wissenschaftler) vorerst keinen Rat. Bibi und Poldi sind zwei Galapagos-Riesenschildkröten, die der Klagenfurter Zoo 1976 vom Basler Tiergarten übernommen hat. Nach 36 Jahren trauter Zweisamkeit ist nun Schluss: das 115 Jahre alte Weibchen Bibi biss ihrem Partner ein Stück vom Panzer ab, was Poldi gewiss nicht nur seelisch weh tat, weil die Haut der Dermalknochen unterhalb der Hornschilde von Nerven und Blutgefaessen durchzogen  und deshalb sehr schmerzempfindlich ist.
Ein texanischer Universitätsprofessor vermutete, Bibi könnte einen ihrer Sinne verloren haben und ihren Partner nicht mehr wiedererkennen.
Tests haben diese These aber nicht bestätigt. Man wird sich halt auseinandergelebt haben....