Der Eingebildete

Ich bilde mir einen Schriftsteller, ich forme ihn mir aus Tinte und Worten und einer Prise Fantasie, die ich mir aus keinem Sack klaube, weil sie mir wie Sekret aus der Nase fliegt, ganz so als wäre sie schon immer da gewesen, irgendwo dort im Kopf, vielleicht hinter der Schläfe, vielleicht aber auch versteckt in den Nasenflügeln, die es nur gekonnt als Nasenpianist zu bespielen gilt. Ich setze ihn auf einen Stuhl vor meinem inneren Auge und lasse ihn zetern, auch Mordio lass ich ihn schreien, weil er sich nicht recht anerkannt fühlt, denn er sei als Schriftsteller eine rechte Instanz, die keine Zeit habe, nur als Einbildung in meinem Kopf zu hocken, der mit seinem Kopf überhaupt nicht vergleichbar sei, denn er habe einen literarischen Kopf, ich solle ihn mir nur einmal in aller Ruhe betrachten, diesen Kopf, der an die Köpfe von Bernhard, Mann und Döblin erinnere, ein Kopf, der sich mit allem abgeben könne, nur mit Normalsterblichen eben nicht. Meine Einbildung zieht sich tief in meinen Kopf zurück, sie gräbt sich mit Arbeit ein, von der ich ihn nur abhalten würde, ruft der Eingebildete, denn hätte ich ihn nicht in diese kahlen Hallen gelockt, dann würde er jetzt an seinem großen Roman arbeiten, der einzig von der Fantasie handeln würde. Erschrocken ziehe ich mich vor meiner Einbildung zurück, die mich rasch noch als Arschloch bezeichnet, auch müsse er bei meinem Anblick kotzen, und an besonders ausgesuchter Stelle dürfe ich ihn sicherlich auch einmal lecken.
Es bedarf nicht viel, um eine Einbildung los zu werden: Man kneife sich in den Arm, man verliere sich in den Armen einer Frau.
Schon hat man sich des billigen Gastes entledigt!



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