Der eigene Anspruch an sich selbst

Ihr werdet es sicher längst bemerkt haben - letzte und diese Woche gab es doch mehr von mir zu lesen, als die letzten Monate. Vor allem Rezensionen.

Woran das liegt?

Ich bin zur Zeit krank geschrieben und mehr als genug Zeit zum Lesen und Schreiben.

Ja, an sich nix Besonderes - wäre da nicht die Diagnose ... Burnout

Ich hätte ja nie gedacht, dass es mich mal erwischen würde. Zumal ich ja auch viele Jahre (wohl oder übel) zu Hause war.

Was bedeutet Burnout?

Burn-out - kurz zusammengefasst

Für „Burn-out" gibt es keine einheitliche Definition. Meistens wird damit ein Zustand starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung durch chronische Überforderung oder auch anhaltende Kränkungen im Beruf bezeichnet ...

Der Begriff „burn out" kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „ausbrennen". Ausgebrannt, überfordert, erschöpft ...

Burn-out ist keine medizinische Diagnose

Burn-out - was genau ist das? Die Antwort auf diese Frage spaltet die Fachwelt. Zunächst einmal ist „Burn-out" ein prägnanter Begriff. Menschen, die sich in unserer Leistungsgesellschaft überlastet und chronisch körperlich und emotional erschöpft fühlen, können sich mit diesem Begriff unmittelbar identifizieren. Burn-out ist keine medizinische Diagnose. Es gibt auch keine eindeutigen, eine solche Krankhkeit beweisenden Krankheitszeichen. Insofern ist der Begriff Burn-out-Syndrom irreführend.

Manche Symptome überschneiden sich mit den Beschwerden einer Depression - zum Beispiel Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit, Müdigkeit, das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit. Manche Experten vermuten daher, dass es vielleicht keine scharfe Trennlinie zwischen den beiden Leiden gibt. Es ist nicht zuletzt eine Frage der Perspektive: Wer sich betroffen fühlt definiert selbst, ob er seinen Zustand „ausgebrannt" oder „Burn-out" nennt. Von außen betrachtet, anhand medizinischer Kriterien, erfüllt aktuell etwa jeder sechste Mensch, der sich „ausgebrannt" fühlt, die Kriterien einer Depression.

Ursprünglich galt Burn-out als spezifische Problematik helfender Berufe. Ausbrennen konnten demnach zum Beispiel nur Krankenschwestern oder Lehrer, die sich in ihrem Job für ihre Mitmenschen verausgaben. Es zeigte sich jedoch, dass Burn-out-Beschwerden in jedem Beruf und auch ohne erkennbaren äußeren Arbeitsstress entstehen können.
Symptome: Welche Anzeichen deuten auf Burn-out hin?

Die Beschwerden, die mit Burn-out-Erleben einhergehen, können individuell verschieden sein. Eine klare Definition von Burn-out anhand von Symptomen ist nicht möglich. Für Betroffene ist in der Regel auch weniger die Symptomatik als die vermutete Ursache entscheidend, etwa: Ich fühle mich ausgebrannt, weil... ich im Beruf zu viel Stress hatte.

Folgende Symptome werden oft im Rahmen von Burn-out-Konstellationen erlebt:

Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung: Die Betroffenen haben den Eindruck, dass sie ihre täglichen Aufgaben nicht mehr bewältigen können, fühlen sich überfordert und müde. Sie haben das Bedürfnis nach immer mehr Ruhepausen. Doch die Erholung hält nicht mehr so lange an wie gewohnt. Vielen fällt es immer schwerer, nach der Arbeit „abzuschalten".
Nachlassende Leistungsfähigkeit: Die Arbeit gelingt nicht mehr. Es kommt zu Konzentrationsstörungen und Nervosität. Entscheidungen fallen schwer. Fehler passieren. Die erhofften Erfolgserlebnisse bleiben aus. Oft versuchen die Betroffenen dann, umso intensiver zu arbeiten, um gegenzusteuern - was ihnen noch mehr Kraft raubt. Ängste können entstehen. Die emotionale Belastbarkeit nimmt ab.
Rückzug: Viele Burn-out-Betroffene igeln sich immer mehr ein. Sie geben Hobbies auf und vernachlässigen Partner und Freundeskreis.
Innere Leere, Sinnverlust: Die Freude am Alltag geht immer mehr verloren. Nichts macht mehr Spaß, alles ist anstrengend. Unzufriedenheit und Gleichgültigkeit machen sich breit. An die Stelle der ursprünglichen Begeisterungsfähigkeit tritt Zynismus, schließlich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Auch körperliche Symptome können sich bei Burn-out einstellen, für die der Arzt keine organische Ursache findet - sogenannte psychosomatische Beschwerden. Zum Beispiel Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder Rückenschmerzen.

Die US-amerikanische Psychologin Christina Maslach entwickelte Ende des vergangenen Jahrhunderts das Maslach Burnout Inventory (MBI), den bis heute am häufigsten verwendeten Fragebogen auf diesem Gebiet. Als Hauptmerkmale des Burn-out definierte sie dabei emotionale Erschöpfung, Gleichgültigkeit und Zynismus (sogenannte Depersonalisation) sowie verringerte Leistungsfähigkeit.

Oftmals wurde vermutet, dass sich Burn-out quasi gesetzmäßig in verschiedenen aufeinander folgenden Phasen entwickelt, vom Idealismus zu depressions-ähnlichen Zuständen. Wissenschaftlich ist dies nicht belegt ...

(C) Apotheken-Umschau
Hier findet ihr auch einen kleinen Selbsttest. 😉

Tja, nun sitze ich hier und grübel ...

Warum kam es soweit?

Im Februar ist meine Mama gegangen. Sie war seit 29.12.2006 erkrankt und geschlossen in einem Heim untergebracht. Es war eine Qual das mit anzusehen. Früher war sie immer frei - nun aber eingesperrt. Mit der Zeit war kein Gespräch mehr mit ihr möglich. Und die letzten 2 Wochen hat sie dann auch die Nahrungsaufnahme verweigert. Es kam wie es kommen musst - sie baute immer mehr ab und verließ uns eines Tages. Es war ein zweischneidiges Schwert. Auf einer Seite habe ich sie über alles geliebt und wollte nicht, dass ich mich jemals von ihr verabschieden muss. Aber auf der anderen Seite haben wir uns alle für sie gewünscht, dass sie endlich erlöst wird. Als es dann soweit war, war es trotzdem für mich ein Schlag.

Und dann habe ich im Februar eine neue Arbeit begonnen - Mitarbeiterin in der Krankenhausdokumentation. Ich stürzte mich in die Arbeit mit dem festen Vorsatz alles zu lernen und die Arbeit dann perfekt zu machen. Ich wurde von einer Kollegin in die Reha-Fälle eingearbeitet bis sie in Mutterschutz ging. Soweit lief alles gut und ich war glücklich. Aber eben nur bis dahin.
Zwei von den anderen Kolleginnen meinten, dass sie das immer anders gemacht hätten und versuchten mir ihres beizubringen. Dazu muss ich sagen, dass das ganze Thema doch sehr komplex ist. Ich merkte, dass ich mir immer weniger etwas merken konnte und Spickzettel machen musste. Auch meine Konzentration ließ immer mehr nach.
Irgendwann fing es an, dass die beiden sich auf mich eingeschossen hatten und ständig Fehler fanden. Auf einmal sollte ich gravierende Fehler gemacht haben.

Vor knapp 2 Wochen hielt ich es einfach nicht mehr aus. Mir war ständig „schwummrig" im Kopf, ich hatte immer häufer Herzpumpern und Druck auf dem Brustkorb, war stellenweise zittrig. Ich ging überhaupt nicht mehr gern auf Arbeit. Und die große Grübelei setzte ein wie das weiter gehen soll.

Bis ich dann eines Tages eher nach Hause und dann zu meiner Ärztin ging. Ich erzählte ihr einfach all meine Beschwerden - nicht nur die körperlichen.

Ich hatte wohl doch zu hohe Ansprüche an mich selbst

Ich habe mich um alles was meine Mama anging gekümmert. Beerdigung, Trauerfeier, Erbangelegenheiten, Telefonate ... Hallo?! Es war meine Mama! Und meinen Großellis wollte ich das nicht aufbürden.

Meine Familie war stolz auf mich. Auch dass ich endlich einen Fulltime-Job gefunden hatte. Ich war selber glücklich drüber. Ich wollte es einfach allen recht machen und merkte nicht dass ich mich damit selber ausgepowert habe.

Bevor ich bei meiner Ärztin war, war ich paar Tage vorher auch bei meinem Therapeuten. Folgende Situation:

„Kennen Sie die Situation, sie sitzen in einem Flugzeug, der Luftdruck lässt nach und die Sauerstoffmasken kommen raus?" „Nee, höchstens aus Filmen." „Okay. Stellen Sie sich vor Sie sitzen mit Ihrem Kind im Flugzeug und genau das passiert. Wer bekommt als erstes die Maske?"

Ohne groß zu überlegen antwortete ich „Na meine Tochter!" und fragte mich was die Frage sollte.

Wie hättet ihr geantwortet?

Die Auflösung folgte sofort mit einem energischen „Falsch!".

Häh???

„Was nützt es ihrem Kind Sauerstoff zu haben und Sie kippen in Ohnmacht? Das Kind hat eher zu tun Ihnen die Maske aufzusetzen und wäre dann ganz allein."

Oha!

Was sollte nun diese Fragerei?

„Ich kenne Sie. Sie sind immer für andere da und kümmern sich. Aber dabei vergessen Sie an sich selbst zu denken."

Das brachte mich doch echt zum Grübeln. Er hatte mir vor Jahren schon einmal so etwas Ähnliches gesagt und ab da lernte ich mehr auf mein Inneres zu hören. Ich begann mich von Personen oder Umständen die mir einfach nicht gut taten zu trennen bzw. davon fern zu halten. Doch anscheinend war das noch nicht genug (so wie ich dachte).

Hier und Jetzt

Ich sitze auf meiner Couch, schreibe diesen Beitrag (was mir doch grad ziemlich gut tut) und weiß momentan nicht vor und zurück. Am Samstag kam ein „netter" Brief meines Arbeitgebers, dass der Vertrag nicht verlängert wird. „... Erprobung als gescheitert anzusehen." Ich fiel aus allen Wolken. Nicht, dass der Vertrag nicht verlängert wird, denn ich hatte für mich schon beschlossen dort nicht mehr weiter zu machen. Aber der Satz! Ich hab mir den Arsch aufgerissen um alles in meinen verdammten Schädel zu bekommen und hatte null Unterstützung (nachdem die Kollegin weg war). Im Gegenteil. Und dann muss ich mir so einen Satz geben??? (Es kommt noch einiges mehr dazu, aber das möchte ich nicht ganz so breittreten.)

Zum Glück habe ich meine gesamte Familie hinter mir. Aber wie gehts nun weiter?

Ich versuche mich zu erholen und wieder Kraft zu schöpfen. Doch so manches mal sitze ich hier und weiß nix mit mir anzufangen. Dann schnappe ich mir meist eines jener wundervollen Bücher von meinen Selfpublishern und entschwinde in andere, meist bessere Welten.

  • Kennt ihr sowas oder hattet ihr vielleicht selber schonmal einen Burnout?
  • Wie seid ihr damit klargekommen?
  • Wie ging es für euch weiter?
  • Was macht ihr jetzt anders?

Jedenfalls werde ich - sobald es mir besser geht - mich wieder fleißig um nen neuen Job bemühen. 😉

*Puh*

Das ist nun doch arg viel geworden. Aber ich bin ein offener Mensch und auch solche Themen gehören zu mir.

Eines möchte ich euch aber noch sagen:

Gesundheit ist ein Zustand
des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens -
und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit

In diesem Sinne: Passt auf euch auf und hört auf euren Körper!


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